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Sterbensangst (German Edition)

Sterbensangst (German Edition)

Titel: Sterbensangst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mark
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zerschmettert ihm die Knochen und zerquetscht seine Lunge.
    Seine Augen öffnen sich in schmerzhaften, kleinen Intervallen und gestatten seinen betäubten Sinnen einen letzten Blick auf das davonfahrende Schiff. Er spürt das Rollen und Stampfen eines viel zu kleinen Rettungsfloßes in einem gigantischen Ozean.
    Er ist zu ausgelaugt, um seine Erinnerungen zu Bildern zu formen, aber während die Kälte ihn umfängt und der Mond ausgeknipst zu werden scheint, hat er ein vages Gefühl der Vertrautheit.
    Als hätte er das alles schon einmal erlebt.

Erster Teil

Kapitel 1
    14:14   Uhr nachmittags, Holy Trinity Square. Zwei Wochen vor Weihnachten.
    Die Luft riecht nach Schnee. Schmeckt auch danach. Dieser metallische Hauch – ein Kitzeln ganz hinten in der Kehle. Kalt wie Menthol. Kupferartig.
    McAvoy holt tief Luft. Füllt seine Lungen. Es ist frostige, komplexe Yorkshire-Luft, angereichert mit Salz und Gischt der Küste, dem Rauch der Ölraffinerien, dem verbrannten Kakao der Schokoladenfabrik, dem stechenden Geruch des Tierfutters, das heute Morgen an den Docks von einem Super-Containerfrachter gelöscht wird, und den Zigaretten und fettigen Fritten einer im Niedergang begriffenen Bevölkerung. Eine Stadt, die schlicht am Arsch ist.
    Hier.
    Hull.
    Heimat.
    McAvoy wirft einen Blick in den Himmel, der mit Wolkenstreifen überzogen ist.
    Kalt wie ein Grab.
    Er sucht nach der Sonne. Dreht den Kopf und bemüht sich, die Quelle des hellen wässrigen Scheins ausfindig zu machen, der den Platz durchflutet und die Scheiben der Cafés und Pubs um die belebte Piazza dunkel spiegeln lässt. Er lächelt, als er sie entdeckt, gut versteckt hinter der Kirche, an den Himmel genagelt wie eine Messingscheibe: verborgen von dem hohen Kirchturm und seinem Leichentuch aus zugehängten Gerüsten.
    »Noch mal, Daddy. Noch mal.«
    McAvoy senkt den Blick. Schneidet seinem Sohn eine Grimasse. »Tut mir leid. War in Gedanken.« Er hebt die Gabel und schiebt dem Jungen eine weitere Portion Schokoladenkuchen in den weit aufgerissenen, lächelnden Mund.
    Sieht zu, wie er kaut und schluckt, und dann den Mund wieder aufreißt wie ein Vögelchen, das auf den nächsten Wurm wartet.
    »So einer bist du also«, lacht McAvoy, weil ihm klar ist, dass Finlay die Beschreibung komisch finden wird. »Ein kleines Vögelchen, das um Würmer bettelt.«
    »Pieps, pieps«, lacht Finlay und flattert mit den Armen. »Mehr Würmer.«
    McAvoy lacht ebenfalls, und während er die letzten Krümel des Kuchens vom Teller kratzt, beugt er sich vor und drückt dem Jungen einen Kuss auf den Scheitel. Fin ist warm eingepackt in einen gefütterten Mantel mit Bommelmütze, so dass McAvoy der wunderbare Duft des frisch gewaschenen Haares seines Sohnes entgeht.
    Er würde ihm am liebsten die Mütze abstreifen, um den Geruch nach frisch gemähtem Gras und Bienenwaben tief einzuatmen, den er mit dem roten Wuschelkopf seines Jungen assoziiert, aber sie sitzen auf der Terrasse eines trendigen Cafés mit silbrig glänzenden Metalltischen und -stühlen, und es ist bitterkalt. Also gibt er sich damit zufrieden, den Kleinen unterm Kinn zu kraulen und sich an seinem Lachen zu erfreuen.
    »Wann kommt Mami zurück?«, fragt der Junge und wischt sich ganz selbständig mit dem Eck einer Papierserviette das Gesicht sauber, leckt sich mit einer herrlich schokoladenverschmierten Zunge über die Lippen.
    »Bald«, erwidert McAvoy, während er instinktiv auf die Uhr sieht. »Sie besorgt Geschenke für Papa.«
    »Geschenke. Wieso?«
    »Weil ich ein braver Junge war.«
    »So wie ich?«
    »Genau wie du.«
    »Aber ich war besonders brav«, behauptet Fin. »Der Weihnachtsmann bringt mir massenhaft Geschenke. Haufen und Haufen und Haufen.«
    McAvoy lächelt. Sein Sohn hat recht. Wenn in zwei Wochen Weihnachten ist, wird das Äquivalent eines Monatslohns unter dem künstlichen Weihnachtsbaum mit rotem Lametta und Silberzweigen liegen, sorgfältig eingepackt und mit Geschenkband verschnürt. Das Wohnzimmer in der unauffälligen, neu gebauten Doppelhaushälfte im Norden der Stadt wird mit Fußbällen, Kleidern und Actionfiguren überschwemmt sein. Sie haben schon im Juni mit den Weihnachtseinkäufen begonnen, kurz bevor Roisin feststellte, dass sie wieder guter Hoffnung ist. Sie können sich eigentlich gar nicht leisten, was sie da verprasst haben. Nicht einmal die Hälfte, wenn man daran denkt, welche zusätzlichen Ausgaben im neuen Jahr auf sie zukommen. Aber McAvoy weiß, wie viel Weihnachten Roisin

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