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Sterbensangst (German Edition)

Sterbensangst (German Edition)

Titel: Sterbensangst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Mark
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mit voller Wucht geschwungenen Schläger.
    McAvoy, der das letzte bisschen Energie verbraucht hat, fällt rücklings auf den nassen Boden. Und dann fliegt der Wagen in die Luft.
    Flammen und Metall und scharfe Glassplitter schießen durch die Dunkelheit der Nacht.
    Gibbons taumelt immer noch vor der Wucht von McAvoys Schlag zurück, als die Detonation seinen Körper in Stücke reißt.
    McAvoy bekommt den erlösenden Augenblick nicht mit. Sieht nicht, wie es den Killer zerfetzt und geröstet über den Parkplatz verteilt.
    Er liegt auf dem Rücken. Starrt in den Himmel und fragt sich, ob die Wolken da oben Roisin und seiner Familie an Weihnachten Schnee bescheren werden.

Epilog
    Wach auf, wach auf, wach auf …
    Das Glas heiße Milch mit Zimt auf Dr. Megan Straubs Nachttisch erkaltet, und eine dicke Haut bildet sich auf der unberührten Oberfläche.
    Zu aufgedreht, um abzuschalten. Zu aufgekratzt, um loszulassen …
    Sie sitzt aufrecht im Bett und liest im Licht einer Taschenlampe, um den hageren, asiatisch aussehenden Mann nicht zu wecken, der neben ihr schläft, im Schlafzimmer dieses schmucklosen Apartments in den Randbezirken von Keighley, fünfundvierzig Minuten von dem Krankenhaus entfernt, wo ihre Patienten in einem Schlaf liegen, der ihre eigene Schlaflosigkeit zu verhöhnen scheint.
    »›Mercy‹, das englische Wort für Gnade«, liest sie, »leitet sich ab vom lateinischen Wort für ›merkantil‹. Ein Preis, der bezahlt wurde.«
    Sie runzelt die Stirn und wundert sich über den monetären Ursprung eines Worts, das mit göttlicher Intervention in Verbindung gebracht wird. Ist diese käuflich? Könnte es sein, dass die Jahrhunderte das Verständnis der Menschen für die wahre Natur des Begriffs der Gnade verwischt haben? Könnte es sein, dass es einen Weg gibt, die scheinbar zufällige, willkürliche Verteilung des Erbarmens des Allmächtigen zu beeinflussen?
    Sie ist beunruhigt. Verwirrt. Versucht, Konzeptionen zu analysieren, die zu gewaltig erscheinen, um sie enträtseln zu können. Fragt sich einen Moment lang, ob ein Gebet jemals etwas anderes war als die verzweifelte Bitte um eine Gunst.
    Dr. Straub ist plötzlich nicht mehr sicher, ob es richtig war, das Buch an sich zu nehmen. Ob sie es nicht lieber unberührt hätte liegen lassen sollen, im zerstobenen Schneesturm seiner Seiten auf dem Teppichboden vor Anne Montroses Krankenhausbett. Würde der Polizist mit dem mächtigen Brustkorb und den sanften Augen und dem raschen Erröten zurückkommen, um das Evangelium abzuholen, das ihn wie ein Geschoss aus dem Raum katapultiert hatte?
    Trotz der Wärme, die von dem nackten Mann an ihrer Seite aufsteigt, fröstelt Dr. Straub und zieht die teure Steppdecke enger um sich. Sie hebt die Taschenlampe, um die zerstörten Seiten des heiligen Buches besser beleuchten zu können. Versucht, einen Sinn aus dem Gekritzel und den zerklüfteten Zeichnungen herauszulesen. Fragt sich, warum es ihr nicht gelingt, es wegzulegen.
    Sie dreht das Buch langsam herum, wie ein Rad. Hinter dem Wirrwarr von wildem Gekritzel taucht eine Art Sinn auf, etwas, das zuerst nach kruden Hieroglyphen aussieht. Sie fragt sich, ob ihre lange Erfahrung mit dem Entziffern der Handschriften anderer Ärzte es ihr ermöglicht, eine Bedeutung aus den Kritzeleien herauszulesen.
    Das Gebet ist gut. Aber wenn der Mensch die Götter anruft, sollte er auch selbst mit Hand anlegen.
    Sie wendet den Blick ab. Kneift die Augen zusammen und spürt einer fernen Erinnerung nach. Das Zitat ist ihr bekannt. Hippokrates? Ja. Der Mann, dessen Eid bindend für ihren Berufsstand ist.
    Dr. Straub sieht genauer hin. Entdeckt einen neuen Strang sinnvoller Worte.
    Worum immer ein Mensch auch betet, er bittet um ein Wunder. Jedes Gebet reduziert sich auf Folgendes: Großer Gott, gib, dass zwei mal zwei nicht vier sei.
    Sie fragt sich, wer diese Worte wohl geschrieben hat – und welcher Hass, welche Wut dahintergesteckt haben muss, um den Stift mit der Kraft eines Messers in das Papier zu treiben.
    Der Schöpfer, der einen Krebs in den Magen eines Gläubigen setzen kann, ist erhaben darüber, sich von Gebeten berühren zu lassen.
    Dr. Straub schließt das Buch.
    Sie hat den Gedanken an Schlaf aufgegeben. Ist überrascht, dass sie sich überhaupt die Mühe gemacht hat, zu Bett zu gehen. Sie sollte nicht hier sein. Sondern in der Klinik auf Neuigkeiten warten. Sollte Anne Montrose die Hand streicheln. Sollte sie drängen, es noch einmal zu versuchen. Die Augen zu

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