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Sterblich

Sterblich

Titel: Sterblich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Enger
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Kommilitonen und Betreuer.
    > MakkaPakka:
    Sie hatte einen Betreuer?
    > 6tiermes7:
    Ja. Ein Typ namens Yngve Foldvik.
    > MakkaPakka:
    Der Name hört sich bekannt an.
    > 6tiermes7:
    Mir sagt er nichts.
    > MakkaPakka:
    Wisst ihr was über das Zelt am Ekeberg?
    > 6tiermes7:
    Das hat die Schule dort oben aufgebaut. Die wollten da einen Film drehen.
    > MakkaPakka:
    Verdächtigt ihr einen ihrer Kommilitonen?
    > 6tiermes7:
    Vorläufig nicht. Ich glaube, das Hauptaugenmerk richtet sich noch immer auf Mahmoud Marhoni. Es deuten noch immer einige Indizien auf ihn.
    > MakkaPakka:
    Ist er nach dem Mord an seinem Bruder noch einmal verhört worden?
    > 6tiermes7:
    Nein, sein Anwalt hat sich aufgeblasen.
    > MakkaPakka:
    Okay. Danke. Vorerst.
    > 6tiermes7:
    Stay healthy.
    Stay healthy.
    Dieses Zitat stammt aus dem Film Heat mit Robert de Niro und Al Pacino in den Hauptrollen. Nate, alias Jon Voight, sitzt gemeinsam mit de Niro im Auto und plant einen Einbruch. Als de Niro aussteigen will, sagt er: »Stay healthy.«
    6tiermes7 liebt Heat . Und der gute Voight sagt noch mehr. Dass es wichtig ist, gesund zu bleiben. Genauso wichtig wie zu wissen, dass sich jemand um einen sorgt. Auch wenn er keine Ahnung hat, wer das ist.

29
    6tiermes7 hat recht. Es ist nicht leicht abzutauchen. Dafür schwirren viel zu viele Fragen durch seinen Kopf, und je mehr er darüber nachdenkt, umso sicherer ist er sich, dass Henriette Hagerups Schule und ihre Kommilitonen viele dieser Fragen beantworten könnten.
    Er geht auf die Homepage der Schule und schaltet sein Handy wieder ein. Wie beim letzten Mal trudeln viele Nachrichten ein. Und genau wie beim letzten Mal löscht er alle ungelesen. Stattdessen klickt er die Filmseiten der Schule an, geht zur Liste der Angestellten und sucht Yngve Foldvik heraus. Ein Bild mit einem Lebenslauf und der Kontaktinfo wird angezeigt. Henning sieht ihn sich genau an.
    Wo hat er dieses Gesicht schon mal gesehen? Dunkle Haare mit nach links gekämmtem Seitenscheitel. Schmale Nase. Dunkler Teint, nicht schokoladenbraun, sondern der Typ, der im Sommer immer unverschämt schnell braun wird. Dreitagebart mit ersten grauen Stoppeln. Er sieht aus wie Ende vierzig, scheint aber noch ziemlich fit zu sein. Henning kann sich gut vorstellen, dass einige der Studenten heimlich von ihm fantasieren.
    Er sieht auf die Uhr. Halb sechs. Tariqs letzte Worte müssen warten. Stattdessen wählt er Foldviks Handynummer. Nach dreimaligem Klingeln hebt er ab, und Henning stellt sich vor. Foldviks Tonfall lässt schon bei der Begrüßung erkennen, wie unangenehm ihm dieses Gespräch ist.
    »Ich kann Ihnen nicht viel sagen«, beginnt er. Seine Stimme klingt erstaunlich hell.
    »Sie müssen mir jetzt auch gar nichts sagen«, kontert Henning. Es wird still. Er weiß, dass er Foldvik verwirrt hat, aber genau darauf hat er es angelegt. Er lässt ihn lange genug warten, damit seine Neugier ihn zwingt, die nächste Frage zu stellen.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Wenn ich Sie morgen kurz sprechen könnte, gerne zu einem Zeitpunkt, der für Sie günstig ist, kann ich etwas genauer darauf eingehen, warum ich mit Ihnen sprechen möchte. Sie können sich aber sicher schon denken, dass es etwas mit Ihrer ermordeten Studentin zu tun hat.«
    »Ich weiß nicht, ob ich da …«
    »Es wird nur ein paar Minuten dauern.«
    »Wie gesagt, ich …«
    »Ich möchte gerne, dass die Menschen, die etwas über Henriette lesen, so objektiv wie möglich informiert werden. Ich glaube, Sie sind der Richtige, um uns ein korrektes Bild von ihr zu vermitteln. Sie kannten sie auf andere Weise als ihre Kommilitonen, die uns – um ganz ehrlich zu sein – schon recht merkwürdige Dinge erzählt haben.«
    Es wird so still, dass er Foldvik denken hören kann. Bei diesen Interviewanfragen kommt es immer darauf an, das Ego des gewünschten Gesprächspartners so intensiv zu massieren, dass es für ihn immer schwieriger wird abzulehnen.
    »Okay, zwei Minuten. Sagen wir morgen um zehn Uhr?«
    Henning lächelt breit.
    »Zehn Uhr passt sehr gut.«
    Es ist keine komplizierte Sache, ein Interview zu schreiben, wenn man alles auf Band aufgenommen hat. Eigentlich hatte er vor, alles zu nutzen, was Tariq gesagt hat. Wort für Wort, immerhin waren es seine letzten. Doch als das Interview vor Henning auf dem Bildschirm Form annimmt, weicht er von diesem Vorsatz ab. Da steht viel zu viel Unwesentliches. Außerdem will er nicht, dass die Leser alles erfahren, was Tariq über seinen Bruder gesagt hat.

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