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Sterblich

Sterblich

Titel: Sterblich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Enger
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mit Gustav?
    CAROLINE:
    Ach, jetzt denkst du plötzlich an Gustav? Das hättest du früher tun sollen, als du …
    CAROLINE schafft es nicht, den Satz zu vollenden. Sie bricht in Tränen aus. HARALD legt ratlos das Besteck zur Seite.
    INNEN – EIN ZELT AM EKEBERG – NACHT:
    Nahaufnahme des Displays von MONAS Handy. Wir sehen, was sie simst, während sie tippt.
    »Warum antwortest du mir nicht? Bitte? Ich werde es auch nie wieder tun. Versprochen!«
    Sie drückt auf »Senden«.
    INNEN – EINE WOHNUNG IN GALGEBERG – NACHT:
    YASHID läuft ruhelos durch seine Wohnung. Er spricht mit seinem Bruder FAROUK IQBAL , der im Wohnzimmer sitzt und Milch trinkt. Sie sprechen gebrochen.
    YASHID:
    Hure.
    FAROUK:
    Hab ich dir schon oft gesagt.
    YASHID:
    Verdammte Hure!
    Wieder piept YASHIDS Handy. Die Brüder sehen sich an.
    FAROUK:
    Ist sie das?
    YASHID:
    Keine Ahnung, hab noch nicht nachgeguckt.
    FAROUK:
    Dann tu das, Idiot.
    YASHID sieht seinen Bruder wütend an. Dann öffnet er die SMS , liest sie und wirft das Handy auf das Sofa.
    YASHID:
    Verdammte Hure!
    Einige der Charaktere des Skripts lassen sich problemlos ins wirkliche Leben übertragen. Das ist alles irgendwie zu einfach.
    Plötzlich verspürt Henning wieder Lust auf Kaffee. Er bestellt sich eine Tasse bei dem Mann hinter dem Tresen, der sich schon geraume Zeit darüber ärgert, dass Henning in der ganzen Zeit, die er jetzt im Café sitzt, bloß eine Tasse getrunken hat. Außer ihm sind nur noch zwei andere Gäste da. Sie essen Salat, ohne sich zu unterhalten.
    Der Kaffee kommt, als er gerade weiterlesen will.
    INNEN – EIN ZELT AM EKEBERG – NACHT:
    Dicht am Loch im Boden. MONA ist wieder hineingesprungen. MERETE ist dabei, das Loch mit Erde zu füllen.
    MERETE:
    Hast du das mit seinem Computer hingekriegt?
    MONA:
    Ja doch, das war total einfach. Er hat geduscht, nachdem wir Sex hatten, und da hatte ich alle Zeit der Welt.
    MERETE:
    Haben wir an alles gedacht?
    MONA:
    Ich glaube schon. Warte, lass mich die Arme rausnehmen.
    MERETE:
    Okay.
    MONA zieht die Arme aus dem Sand.
    MONA:
    So, jetzt kannst du weitermachen.
    MERETE füllt das Loch weiter mit Erde. Bald reicht der Sand bis unter MONAS Achseln. MERETE stellt den Spaten zur Seite. Sie holt tief Luft.
    MERETE:
    Willst du noch was sagen, bevor wir anfangen?
    MONA denkt nach. Sie räuspert sich.
    MONA (mit feierlicher Stimme) :
    Dies ist für alle Frauen in der ganzen Welt.
    Aber besonders für uns hier in Norwegen.
    MERETE lächelt. Die Kamera schwankt langsam von MERETES Gesicht zu dem Boden hinter ihr. Wir sehen den Spaten. Wir sehen die Tasche, die MONA mitgebracht hat. Sie ist offen. Daneben liegt ein großer, schwerer Stein.
    Unmöglich, dass Henriette sich dieser Situation aus freien Stücken ausgesetzt hat, denkt Henning und hebt den Blick. Sie hat diese Rolle doch im Leben nicht freiwillig gespielt, nach ihrem eigenen Drehbuch, und sich steinigen lassen, nur um eine Art politische Botschaft zu verbreiten?
    Das ist nur ein Film, Henning. Er hört die Stimme seiner Mutter im Kopf und erinnert sich daran, wie er auf ihren Schoß gekrochen ist, wenn Derrick freitagabends seine Kriminalfälle löste. Jemand hat Henriettes Skript gegen sie verwendet. Um sie zu verspotten? Um den Verdacht auf irgendjemand anderen zu lenken?
    Er liest weiter.
    Textplakat auf schwarzem Grund: Zwei Wochen später
    INNEN – EIN VERNEHMUNGSZIMMER IM POLIZEIPRÄSIDIUM – TAG:
    YASHID IQBA L sitzt an einem Ende des Tisches. Zwei KOMMISSARE sitzen ihm gegenüber. Ihre Gesichter sind ernst.
    KOMMISSAR 1:
    Was haben Sie getan, nachdem Sie die SMS erhalten haben, Yashid? Sind Sie aufgebrochen, um sie zur Rede zu stellen?
    YASHID antwortet nicht.
    KOMMISSAR 2:
    Wir wissen, dass Sie versucht haben, Sie anzurufen. Wir wissen auch, dass Sie an diesem Abend um kurz nach acht von zu Hause aufgebrochen sind.
    KOMMISSAR 1:
    Es gibt Anzeichen für brutalen Sex, Yashid.
    KOMMISSAR 2:
    Und wir haben Ihren PC . Sie haben sich nachmittags in ihren E-Mail-Account eingeloggt. Warum haben Sie das getan?
    KOMMISSAR 1:
    Wir verstehen das, Yashid. Sie waren wütend. Das verstehen alle. Sie hat rumgevögelt, Sie wurden wütend und haben ihr eine Lektion erteilt.
    KOMMISSAR 2:
    Es ist zu Ihrem eigenen Besten, wenn Sie mit uns reden, Yashid. Erzählen Sie uns, was geschehen ist. Erleichtern Sie Ihr Gewissen.
    YASHID sagt nichts.
    KOMMISSAR 1:
    Nachdem Sie die SMS bekommen haben, sind Sie zu der Location gefahren, an der sie ihren Film dreht. Dort

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