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Sterblich

Sterblich

Titel: Sterblich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Enger
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schlicht und einfach die Art, wie die Chefs ihre Arbeit machen. Es gibt viel zu viele schlechte Vorgesetzte.
    Und sich über Vorgesetzte lustig zu machen, ist eine gute Waffe, will man eine neue Quelle aufbauen. Wohl gemerkt natürlich nur dann, wenn die Quelle empfänglich dafür ist. Man sollte vorher schon wissen, ob die Quelle seinen Vorgesetzten gut leiden kann oder vielleicht sogar ein Verhältnis mit dem Betreffenden hat. Man muss mit anderen Worten vorsichtig vorgehen, abwarten und auf die Zwischentöne achten. Bei Brogeland aber war er sich sicher, und er sieht jetzt förmlich, dass Brogeland sich gerade bildlich vorstellt, wie Gjerstad seinen Bart verschluckt.
    Brogeland nimmt einen Schluck von seinem Mineralwasser und räuspert sich.
    »Am Tag, an dem Henriette umgebracht wurde«, sagt Brogeland und stellt das Glas ab, »hat Marhoni ein Foto angeguckt, das Henriette als Mail geschickt bekommen hat.«
    Henning sieht ihn an.
    »Ein Foto?«
    »Ja.«
    »Was war darauf zu sehen?«
    »Hagerup und ein Mann, den wir bisher nicht identifizieren können. Sie umarmen sich.«
    »Welche Art von Umarmung? Etwas Ernsteres?«
    »Sieht nach was Ernsterem aus. Als ob sie sich ihm an den Hals schmeißt.«
    »Und ihr könnt nicht erkennen, wer der Mann ist?«
    »Nein. Aber er sieht erwachsen aus. Älter als vierzig.«
    »Und Henriette hat das Foto als Anhang geschickt bekommen?«
    »Ja.«
    »Von wem?«
    »Das wissen wir nicht. Noch nicht, zumindest. Das Foto kam von einer Mailadresse, die für uns keinen unmittelbaren Sinn ergibt. Der Rechner, von dem es kam, hat eine IP-Adresse aus einem Internetcafé in Mosambik.«
    Brogeland breitet resigniert die Arme aus.
    »Und Marhoni hat sich in Henriettes Mailkonto eingeloggt und das Foto gesehen?«
    »Ja. Er leugnet es zwar, sagt aber zugleich, dass er der einzige Nutzer des Rechners ist.«
    »Und er hat sich nur dieses Bild angesehen? Sonst nichts?«
    Brogeland schüttelt den Kopf.
    »Er hat an dem Tag auch seine eigenen Mails gecheckt und ein paar Internetseiten angeguckt. Nichts Spezielles oder Kompromittierendes.«
    Henning zieht das Drehbuch zu sich und blättert darin herum. Es dauert nicht lange, bis er gefunden hat, wonach er sucht. Er tippt mit dem Zeigefinger auf die Mitte der Seite.
    »Hier fragt Merete, ob Mona seinen Computer manipuliert hat . Siehst du das?«
    Brogeland sieht es.
    »Yashid duscht, nachdem sie Sex hatten, und diese Zeit muss Mona genutzt haben, um seinen Computer zu manipulieren.«
    Brogeland nickt und trinkt den letzten Schluck Wasser aus seinem Glas. Er stellt es mit einem Knall auf dem Tisch ab und unterdrückt diskret ein Rülpsen.
    »Genauso könnte Henriette es gemacht haben«, sagt er. »Sie war am Tag ihrer Ermordung nämlich bei Marhoni. Und es gab deutliche Spuren, dass er sie nicht zu knapp rangenommen hat.«
    »Ich weiß nicht«, sagt Henning skeptisch.
    »Was?«
    »Das würde ja bedeuten, dass Henriette das bewusst getan hat. Dass sie bewusst zu Marhoni gefahren ist, eine Nummer mit ihm geschoben hat, in einer unbeobachteten Minute seinen Computer manipuliert hat und später losgezogen ist, um sich steinigen zu lassen. Das ergibt doch keinen Sinn.«
    Brogeland zögert, bevor er nickt.
    »Niemand lässt sich freiwillig zu Tode steinigen, egal wie krank im Kopf er sein mag«, fährt Henning fort.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Henriette das getan hat, um eine Botschaft rüberzubringen. Dafür wollte sie doch den Film drehen. Vielleicht war es ein Zufall, dass sie an diesem Tag ihre Mails an Marhonis Rechner gecheckt hat. Oder sie hat es bewusst gemacht, um Marhoni zu belasten. Hatte sie zu den relevanten Zeitpunkten Handykontakte?«
    »Das haben wir bislang noch nicht abgeklärt.«
    Henning teilt Brogeland mit, dass in dem Drehbuch weder von Auspeitschen noch von der Benutzung einer Stun Gun die Rede ist. Ganz zu schweigen von abgehackten Händen.
    Der Kommissar sitzt nachdenklich vor ihm.
    »Woher kennst du all diese Details? Nichts davon ist bisher an die Presse gegeben worden.«
    Henning lächelt innerlich.
    »Mal ehrlich, Bjarne.«
    »Gjerstad ist stocksauer, weil irgendwer etwas durchsickern lässt. NRK wusste zu gut Bescheid. Offensichtlich gibt es noch immer ein Leck.«
    »Und das warst nicht du?«
    »Nein, um Himmels willen.«
    »Und die Blonde auch nicht, die du so anschmachtest?«
    »Niemals.«
    Plötzlich geht Brogeland auf, was Henning gerade gesagt hat.
    »Was meinst d…«
    »Wir geben unsere Quellen grundsätzlich nicht

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