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Sterblich

Sterblich

Titel: Sterblich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Enger
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Oslo gehupt, den ganzen Tag.
    Auch der Fahrer des Wagens, der vor dem Volvo steht, drückt auf die Hupe, sodass Henning schon fast mit einem öffentlichen Disput der beiden Fahrer rechnet, doch nichts dergleichen geschieht. Aber der Volvo-Beifahrer lässt die Scheibe herunter und steckt den Kopf hinaus. Henning kann sein Gesicht nicht genau erkennen, aber ihm fällt die goldgerahmte Sonnenbrille auf, obgleich weit und breit keine Sonne zu sehen ist.
    Er weiß nicht warum, aber er hat das Gefühl, der Mann hält nach ihm Ausschau. Der Gedanke treibt ihn zur Eile an, und er beschließt, einen Umweg zur Urtegata zu laufen. Das Viertel zwischen Grønlandsleiret und Urtegata ist nicht gerade einladend, egal zu welcher Tageszeit, sodass er erst über die Brugata läuft, wo er sich unter die Wartenden an einer Bushaltestelle mischt, ehe er in die Straßenbahn steigt, die ein paar Minuten später vorfährt. Er fährt ein Stück den Trondheimsveien hinauf, steigt am Rimi-Supermarkt aus und folgt der Herslebs gate, bis er wieder das große gelbe Gebäude am Anfang der Urtegata erblickt. Unablässig fahren Autos an ihm vorbei, in beide Richtungen, und mitten in der Rushhour kommt hoffentlich niemand auf die Idee, ihn zu überfallen. Bei einer Million Zeugen und versperrten Fluchtwegen fühlt er sich einigermaßen sicher.
    Vielleicht bin ich ja paranoid, denkt er, oder ganz einfach zu lange aus der Übung, um zu wissen, dass das normal ist und nichts geschehen wird. Andererseits hat ihn Bjarne Brogelands Warnung nachdenklich werden lassen, der Kommissar machte sich offensichtlich Sorgen, weil er früher schon einmal mit diesen Leuten zu tun hatte. Und wie hat Nora sich ausgedrückt? Das sind keine lieben Jungs.
    Er ertappt sich bei der Frage, wie das alles wohl enden wird. Wenn sie wirklich darauf aus waren, ihn aus dem Weg zu räumen, wie Brogeland es angedeutet hat, weil nur er bezeugen kann, dass Yasser Shah Tariq Marhoni ermordet hat, werden sie nicht eher ruhen, bis sie es geschafft haben.

48
    Er muss ein paar Sachen überprüfen. Bewusst wird ihm das, als er in die Redaktion kommt und an der Kaffeemaschine beinahe mit Kåre Hjeltland zusammenstößt.
    »Henning!«
    »Hallo, Kåre«, antwortet Henning. Kåre sieht ihn an, als wäre er Elvis.
    »Wie geht es dir? Mann! Du musst doch eine Wahnsinnsangst gehabt haben.«
    Henning zuckt mit den Schultern, zögert und deutet dann an, dass er schon ein bisschen Schiss hatte.
    »Was zum Teufel ist denn da geschehen?«
    Er tritt ein paar Schritte zurück und hofft, dass Kåre es nicht bemerkt. Während er ihm die Kurzversion serviert, sieht er sich im Raum um. Gundersen ist nicht da. Aber er entdeckt Heidi.
    »Du, ich habe es heute nicht zur Vollversammlung geschafft«, sagt er. »Ich habe gehört, Sture hatte was Wichtiges zu sagen?«
    »Tja, du hast nicht viel verpasst. War eigentlich die immer gleiche Leier. Sei froh, dass du eine gute Entschuldigung hattest, nicht da zu sein, sein, SEIN .«
    Kåre lächelt breit, nachdem der Tick abgeklungen ist.
    »Aber was hat er gesagt?«
    »Nichts, das wir nicht schon einmal gehört hätten. Schlechte Zeiten, ihr müsst mehr Seiten produzieren und das in kürzerer Zeit. Klappt das nicht, drohen personelle Einschnitte und so weiter und so fort.«
    Kåre lächelt – lange.
    Heidi kann sich bestimmt vorstellen, diese Einschnitte gerade bei mir zu machen, denkt Henning. Aber kommt Zeit, kommt Rat. Er entschuldigt sich und sagt, dass er noch mit Heidi sprechen muss, bevor er nach Hause geht. Kåre versteht, klopft ihm fest auf die Schulter und verschwindet. Henning dreht sich zu Heidi um und geht in die Offensive.
    »Hallo, Heidi«, sagt er. Sie dreht den Kopf zur Seite.
    »Warum zum Teuf…«
    »Schwierige Zeiten, lahmer Anzeigenmarkt, wir müssen produktiver sein, sonst gibt es Einschnitte.«
    Er setzt sich hin, ohne sie anzusehen, spürt aber ihren Blick auf sich. Kalt wie der Nordpol.
    »Stimmt das nicht?«
    Er schaltet den Computer an. Heidi räuspert sich.
    »Wo bist du gewesen?«
    »Ich habe gearbeitet. Ist Iver hier?«
    Heidi antwortet nicht sofort.
    »Äh, nein, der ist nach Hause gegangen.«
    Er sieht sie noch immer nicht an und versucht, sich nicht von der unangenehmen Stille beeinflussen zu lassen, in die sie sich hüllt. Heidi rührt sich nicht. Als er schließlich doch zu ihr aufblickt, ist er überrascht über den Ausdruck in ihren Augen, als hätte sie weitab jeder Bushaltestelle einen Platten bekommen.
    »Ich bin an einer

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