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Sterblich

Sterblich

Titel: Sterblich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Enger
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Ihnen machen würde?«
    »Ich habe keinen Freund.«
    »Nein, schon gut. Aber Sie verstehen sicher, worauf ich hinauswill?«
    »Ja, doch. Vielleicht hat Henriette mit Mahmoud darüber gesprochen, was weiß ich. Vielleicht hat sie ihm erklärt, dass wir das nicht wörtlich meinen, nicht denken, er wäre ein Idiot, den es von unseren Straßen zu entfernen gilt. Ich weiß es nicht.«
    Sie zuckt gleichgültig mit den Schultern.
    »Ist er ein Anhänger von Scharia und Hadd-Strafen? Wissen Sie etwas darüber?«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Dann ist Yashid kein fanatischer, fundamentalistischer Muslim?«
    »Nein.«
    »Wieso habt ihr Mona dann steinigen lassen? Muss man nicht Muslim sein, um nach den Gesetzen der Scharia und mittels der Hadd-Strafen verurteilt zu werden?«
    »Mein Gott, Sie haben aber auch wirklich rein gar nichts verstanden.«
    »Dann erklären Sie es mir! Und fangen Sie von vorn an.«
    Anette seufzt.
    »Wir wollten mit dem Film etwas darüber sagen, was in der Welt passieren wird, was in Norwegen Alltag werden wird, wenn islamistische Extremisten die Erlaubnis bekommen, sich hier niederzulassen und ihre eigenen Regeln und Gesetze einzuführen. Da wird es keine Rolle spielen, ob wir Norweger oder Muslime sind. Was glauben Sie, wie es in dreißig, vierzig Jahren in Oslo aussieht? Wahrscheinlich enden wir alle als Muslime, indoktriniert und hörig. Darum ist Yashid auch ein ganz gewöhnlicher Muslim und Mona eine ganz normale norwegische Frau. Wir wollten den Leuten etwas zum Nachdenken geben.«
    »Aha.«
    »Und, war das jetzt so schwer zu verstehen?«
    Sie sieht ihn an wie einen Erstklässler.
    »Nein. Aber in meinen Augen deutet nichts darauf hin, dass es tatsächlich so kommen wird, Anette. Die wenigsten Norweger wollen, dass das norwegische Recht den Scharia-Gesetzen Platz macht, zum Beispiel.«
    »Ja und?«
    Er runzelt die Stirn.
    »Ja und? Die Prämissen für den Film, den ihr drehen wolltet, sind falsch! Das hat doch nichts mit der Realität zu tun! Oder habt ihr etwa den perversen Wunsch, mit acht Pistolenschüssen hingerichtet zu werden?«
    Anette richtet ihren Blick an die bleigraue, bedrohlich wirkende Wolkendecke.
    »Henriette amüsiert sich da oben bestimmt zusammen mit Theo, as we speak . Ich wusste ja gar nicht, dass Sie ein Islam-Fan sind.«
    Er seufzt und stößt die Luft durch die Nase aus. Ein etwas verärgerter Zug breitet sich auf seinem Gesicht aus.
    »Für einige Seiten des Islam oder der Scharia habe ich wenig Verständnis, aber das, was ihr da treibt, macht es doch nur noch schlimmer. Integration, auf beiden Seiten, all das eben.«
    »Sparen Sie sich das für Ihre Festreden auf. Außerdem hat das nichts mit Stefan zu tun.«
    Er presst die Lippen aufeinander und würde am liebsten weiterargumentieren, ist sich aber im Klaren darüber, dass das wenig Sinn ergibt. Dann wandern seine Gedanken zu Stefan. Und zu Romance . Er erinnert sich an seine eigene Pubertät, als alle Jungs in seinem Alter sich unsägliche Mengen an Deodorant aufklatschten, um die Mädchen zu beeindrucken. Einige haben es sich sogar auf die Kleider gesprüht. Wie das gestunken hat, überall, in den Umkleideräumen, den Klassenzimmern, selbst draußen auf dem Schulhof. Vielleicht war es deshalb noch in dem Zelt zu riechen, als Thorbjørn Skagestad die Leiche entdeckt hat.
    Er merkt, dass Anette ihn beobachtet. Sie hüstelt vorsichtig.
    »Ich habe versucht, Henriette zu überreden, den Gaarder-Strang wegzulassen, meiner Meinung nach ist er für die Botschaft des Films unwichtig. Aber sie wollte nicht auf mich hören. Ich fand es etwas merkwürdig, weil doch alle sofort gewusst hätten, wer damit gemeint war. Und die Foldvik-Familie war so schon kaputt genug.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Stefan hat mir von seiner Mutter erzählt. Dass sie mal vergewaltigt worden ist und so.«
    »Davon hat Stefan Ihnen erzählt?«
    »Ja.«
    »Wie gut kannten Sie Stefan?«
    »Stefan hat im letzten Jahr einen Drehbuch-Wettbewerb gewonnen, und ich hätte seinen Film gern als eins meiner Schulprojekte gedreht. Das Skript war wirklich gut.«
    »War ein Preis mit dem ersten Platz verbunden?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Zum Beispiel, dass die Arrangeure der Ausschreibung das beste Drehbuch verfilmen? Sind das nicht normalerweise die Preise bei solchen Wettbewerben?«
    »Kommt drauf an, aber in diesem Fall jedenfalls nicht. Ich glaube, er hat ein paar tausend Kronen gekriegt und eine Einladung zur Zentropa in Dänemark. Stefan

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