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Sterblich

Sterblich

Titel: Sterblich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Enger
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schon jemand mit ihren Freunden gesprochen?«
    Gundersen schüttelt den Kopf.
    »Dann fahre ich zu ihrer Schule und übernehme das, schreib was zu ihrem Leben, wer sie war und so weiter.«
    »Human touch.«
    »Hm.«
    Gundersen nickt.
    »Okay, hört sich gut an. Ich kann versuchen, den Typen ausfindig zu machen, der das Opfer gefunden hat, aber ich hab eben hier aufgeschnappt, dass er nichts mit der Presse zu tun haben will. Also …«
    Gundersen breitet die Arme aus. Henning nickt. Er erkennt deutlich, dass Gundersen noch immer unwohl ist und ihm etwas auf der Zunge brennt. Er holt tief Luft, aber Henning kommt ihm zuvor.
    »Also dann«, sagt er nur, dreht sich um und geht so schnell, wie es ihm mit den kaputten Beinen möglich ist. Als er an Nora vorbeikommt, sieht er sie nicht an.
    Gut, Henning, denkt er. Auch wenn du in der ersten Runde nach Strich und Faden verprügelt worden bist, bist du wieder auf die Beine gekommen und hast die zweite gewonnen. Aber so ist das beim Boxen, und das alles nützt dir rein gar nichts, wenn du die nächste Runde nicht auch gewinnst. Und die nächste. Und übernächste. Und vor allem die letzte.
    Der Kampf ist längst verloren, denkt Henning. Das Ergebnis steht doch schon fest. Aber vielleicht kann er ja versuchen, einen persönlichen Sieg einzufahren.
    Indem er dafür sorgt, sich nicht noch einmal k. o. schlagen zu lassen.

11
    Es dauert ein paar Minuten, bis sein normaler Herzrhythmus wieder einsetzt. Auf dem Weg über die Borggata versucht er zu verdrängen, was er gerade gesehen und gehört hat. Aber Noras Atem und Blick folgen ihm wie ein Schatten. Er kann sich lebhaft vorstellen, was sie und Iver zueinander gesagt haben, nachdem er gegangen ist.
    Iver: Na, das lief doch gut.
    Nora: Hast du was anderes erwartet?
    Iver: Ich weiß nicht. Armer Kerl.
    Nora: Er hat es nicht leicht, Iver. Sei so gut, und mach es ihm nicht schwerer, als es ohnehin schon ist.
    Iver: Was willst du damit sagen?
    Nora: Genau das, was ich sage. Glaubst du, es war einfach für ihn, mich hier zu sehen? Zusammen mit dir? Ich finde es mutig, wie er auf dich zugegangen ist.
    Stopp, Henning. Du weißt, dass sie das niemals gesagt hat.
    Nora: Lass ihn gehen, Iver. So ist er. Er ist immer seine eigenen Wege gegangen und hat das gemacht, was ihm passt. Vergiss ihn. Ich habe Hunger. Gehen wir was essen.
    Ja. Das hörte sich schon wahrscheinlicher an.
    Ich muss Ordnung in meinen Kopf bringen, denkt er. Vergiss Nora, und sieh zu, dass du dich an die Arbeit machst. Während er an dem Übergang an der Tøyengata steht und darauf wartet, dass das rote Männchen umspringt, fällt ihm ein, dass er eine Kamera braucht.
    Er beschließt, nach Hause zu fahren, um seine zu holen.
    Bjarne Brogeland tritt auf die Bremse. Der Wagen, einer der vielen neuen Passats der Polizei, kommt ruhig vor der Oslogaten 37 zum Stehen. Er schiebt den Schalthebel auf »P« und sieht zu seiner Kollegin, Kriminalkommissarin Ella Sandland, hinüber.
    Eine verflucht tolle Frau, denkt er und lässt die maskuline Uniform und alles, was sich darunter verbirgt, auf sich wirken. Wie viele Male hat er sie sich nicht schon ohne die Lederjacke, das hellblaue Hemd, die Krawatte, ja ohne einen Faden auf dem Leib vorgestellt, mit Ausnahme der Handschellen vielleicht; wie oft hat er sie sich vorgestellt, ohne jede Scheu, hemmungslos, sich ihm völlig hingebend.
    Frauen finden Männer in Uniform sexy. Aber wenn es nach Bjarne Brogeland geht, kann sich das in keiner Weise mit dem Gegenteil messen: Frauen in Kleidern, die Autorität ausstrahlen.
    Verdammt, das ist unglaublich sexy.
    Ella Sandland ist 1,75 Meter groß, extrem gut trainiert, mit einem Bauch flacher als ein Wohnzimmertisch und einem Hintern, der den Hosenstoff perfekt spannt, wenn sie geht. Ihre Brüste sind etwas unterentwickelt, maskulin, aber das gefällt ihm. Er mustert Sandlands Haare. Der Pony liegt perfekt über den Augenbrauen. Ihre Haut zieht sich straff und glatt über Kinn und Wangenknochen ohne jede Andeutung von Tränensäcken. Sie hat weder Pickel noch Leberflecken und nicht die leiseste Andeutung von Gesichtsbehaarung. Ihre Haltung ist fantastisch, sie hat den aufrechtesten Rücken, den Brogeland je gesehen hat, schiebt den Brustkorb einen Tick vor, selbst beim Sitzen, wahrscheinlich um die Illusion zu schaffen, dass ihre Brüste größer wären, als sie es sind. Aber bei Sandland wirkt das alles einfach nur sexy.
    Verdammt, ist diese Frau sexy.
    Und dann kommt sie auch noch aus dem

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