Geheimnis um eine Efeuvilla
Rätselhafte Briefe
Herr Grimm, der Polizist von Peterswalde, war sehr schlecht gelaunt. Er saß an seinem Schreibtisch und starrte auf drei Briefblätter, neben denen drei einfache Umschläge lagen. Die Briefe waren nicht unterschrieben und bestanden aus einzelnen Buchstaben und Wörtern, die jemand aus einer Zeitung ausgeschnitten und auf die Blätter geklebt hatte.
„Der Absender wollte wohl nicht seine Handschrift verraten”, murmelte Herr Grimm vor sich hin. „Aber was soll der Unsinn? Hier schreibt er: ,Werfen Sie ihn aus der Efeuvilla raus.’ Was soll das bedeuten? Und hier: ,Fragen Sie Schmidt nach seinem richtigen Namen.’ Wer ist Schmidt?”
Stirnrunzelnd las Herr Grimm dann noch einmal den dritten Brief. „Sie wollen Polizist sein? Gehen Sie doch endlich zu Schmidt!”
„Bah!” machte er verächtlich. „Man sollte die Fetzen einfach in den Papierkorb werfen.” Dann betrachtete er die Briefumschläge. Sie waren von der billigsten Sorte, und auf allen standen nur die beiden Wörter „Herrn Grim”, ebenfalls aus einer Zeitung ausgeschnitten und aufgeklebt.
Meinen Namen mit einem ,m’ zu schreiben! dachte Herr Grimm entrüstet. Der Mensch, der die Briefe geschickt hat, muß sehr ungebildet sein. Vielleicht ist er nicht ganz richtig im Kopf – und frech dazu. „Sie wollen Polizist sein?” Wenn ich den Kerl erwische, kann er was erleben!
Plötzlich rief Herr Grimm laut: „Frau Mickel, kommen Sie bitte mal her!”
Frau Mickel, die Aufwartefrau des Polizisten, rief zurück: „Einen Augenblick! Ich trockne mir nur die Hände ab.”
Herr Grimm hob die Augenbrauen. Wie konnte Frau Mickel sich unterstehen, ihn wie einen gewöhnlichen Menschen zu behandeln! Auf den Ruf eines Polizisten müßte sie sofort erscheinen und auf einen Wink von ihm im Nu verschwinden.
Nach kurzer Zeit kam sie ganz atemlos ins Zimmer, als wäre sie meilenweit gelaufen. „Ich war gerade beim Abwaschen”, keuchte sie. „Sie müßten sich mal ein paar neue Tassen kaufen und …”
„Ich habe jetzt keine Zeit, mich mit Ihnen über Tassen zu unterhalten”, fuhr Herr Grimm dazwischen. „Sehen Sie einmal hier …”
„Und das Geschirrtuch ist auch schon ganz zerfetzt”, fuhr Frau Mickel fort. „Wie soll ich denn damit …”
„Frau Mickel! Ich habe Sie wegen einer dienstlichen Angelegenheit hergerufen.”
„Schon gut, schon gut”, murmelte Frau Mickel. „Was ist denn los? Wenn Sie wissen wollen, wer in den Gärten das Gemüse stiehlt, so könnte ich Ihnen …”
„So seien Sie doch endlich still!” Der Polizist hätte die Frau am liebsten eingesperrt, so wütend war er. „Ich muß ein paar Fragen an Sie stellen.”
„Warum? Ich hat’ nichts verbrochen”, erwiderte Frau Mickel etwas erschrocken vor seinem bösen Gesicht.
„Hier sind die drei Briefe, die Sie mir gebracht haben.”
Herr Grimm zeigte auf den Schreibtisch. „Der erste lag im Kohlenschuppen, so erzählten Sie mir doch, nicht wahr?”
Frau Mickel nickte. „Ja, mitten auf der Schaufel. Da Ihr Name auf dem Umschlag stand, brachte ich ihn sofort zu Ihnen.”
„Und wo haben Sie die beiden andern gefunden?” fragte Herr Grimm.
„Einer wurde durch den Briefschlitz geschoben. Sie waren gerade nicht zu Haus, daher legte ich ihn auf Ihren Schreibtisch. Und der dritte lag auf dem Mülleimer, mit einem Klebestreifen an den Deckel geklebt. Es ist wirklich komisch, daß überall solche Briefe …”
„Jemand muß über den Zaun geklettert sein und sie in den Kohlenschuppen und auf den Mülleimer gelegt haben. Haben Sie einen Fremden hinter dem Haus gesehen?”
„Nein, keine Seele”, antwortete Frau Mickel. „Sonst hätte ich meinen Besen genommen und dem Kerl eins auf den Kopf gegeben. Was steht denn in den Briefen? Was Wichtiges?”
„Nein. Wahrscheinlich ist es nur ein dummer Streich. Sagen Sie – kennen Sie eine Efeuvilla?”
„Efeuvilla?” wiederholte Frau Mickel überlegend. „Nein, kenn’ ich nicht. Meinen Sie vielleicht das Pappelhaus? Dort wohnt ein sehr feiner Herr, bei dem ich jeden Freitag sauber mache. Er ist immer so nett zu mir und …”
„Ich sagte Efeuvilla, nicht Pappelhaus! Sie können jetzt gehen, Frau Mickel. Halten Sie bitte ein Auge auf den Hof. Ich möchte gern wissen, wer diese Briefe herbringt.”
„Ich werde aufpassen”, versprach Frau Mickel. „Aber Sie müssen unbedingt ein paar Tassen kaufen. Eine ist mir vorhin in der Hand zerbrochen und …”
„Lassen Sie mich doch mit Ihren
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