Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sterblich

Sterblich

Titel: Sterblich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Enger
Vom Netzwerk:
wenn sie ernst wird, verbissen, und wütend die Rechte der Gesellschaft einfordert, und er vergöttert die Zufriedenheit in ihrem Blick, wenn sie ihr Ziel erreicht hat. Wenn sich diese Zufriedenheit doch nur auch einmal auf ihn beziehen würde.
    Falscher Schalter, Bjarne.
    Mahmoud Marhoni sitzt neben Indrehaug.
    Marhoni ist angeschlagen, denkt Brogeland. Der Mord an seinem Bruder und die Haft sind nicht spurlos an ihm vorbeigegangen. Seine raue Schale hat definitiv Risse bekommen. Er sieht auch nicht mehr aus wie aus dem Ei gepellt. Ein paar Tage ohne Rasierapparat zeichnen ein Gesicht, das abends an warme Tücher gewohnt ist.
    Du wirst dich noch an ganz andere Dinge gewöhnen müssen, Mahmoud, denkt Brogeland und gibt Sandland ein Zeichen, die daraufhin den formellen Teil des Verhörs beginnt. Sie sagt, wer anwesend ist und welche Funktionen jeder Einzelne bekleidet. Dann sieht sie zu Marhoni hinüber.
    »Ich möchte Ihnen mein Beileid aussprechen«, sagt sie mit honigsüßer Stimme. Marhoni sieht Indrehaug fragend an.
    »Der Tod Ihres Bruders tut mir leid«, fügt sie hinzu. Marhoni nickt.
    »Danke«, sagt er.
    »Wir tun alles, was in unserer Macht steht, um den Täter zu finden. Aber Sie wissen möglicherweise ja bereits, wer das getan hat?«
    Marhoni sieht sie an.
    »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
    »Haben Sie etwas mit Bad Boys Burning zu tun, Mahmoud?«
    »Nein.«
    Die Antwort kommt schnell. Etwas zu schnell. Brogeland notiert sich etwas auf dem Blatt, das vor ihm liegt.
    »Wissen Sie, wer Zaheerullah Hassan Mintroza ist? Oder einfach nur Hassan?«
    »Nein.«
    »Yasser Shah?«
    Marhoni schüttelt den Kopf.
    »Antworten Sie bitte auf die Frage.«
    »Nein.«
    »Kannte Ihr Bruder einen davon?«
    »Wenn ich nicht weiß, was das für Leute sind, wie soll ich dann wissen, ob mein Bruder zu ihnen Kontakt hatte?«
    Gut, Marhoni, denkt Brogeland. Die erste Finte hast du gut pariert.
    »Es ist uns gelungen, die Festplatte Ihres Computers zu retten«, fährt Brogeland fort und wartet auf eine Reaktion. Marhoni versucht, unbeeindruckt zu wirken, Brogeland sieht aber, dass der Angeklagte innerlich kocht. Dabei haben wir bis jetzt erst Teile der Platte rekonstruieren können, denkt Brogeland, aber vielleicht kriegen wir ja noch mehr.
    Aber davon weiß Marhoni nichts.
    »Sind Sie sich sicher, dass Sie die Aussage, die Sie gerade meiner Kollegin gegenüber gemacht haben, nicht ändern wollen?«, fragt Brogeland.
    »Warum sollte ich das tun?«
    »Um nicht zu lügen.«
    »Ich lüge nie.«
    »Nein«, sagt Brogeland sarkastisch.
    »Vielleicht sollten Sie meinen Mandanten direkt konfrontieren, statt um den heißen Brei herumzureden«, mischt Indrehaug sich ein. Brogeland torpediert ihn mit den Augen, ehe er sich wieder an Marhoni richtet.
    »Wer außer Ihnen nutzt diesen Computer, Mahmoud?«
    »Niemand.«
    »Sie lassen nicht hin und wieder mal jemanden an den Rechner?«
    »Nein.«
    »Auch nicht, wenn Sie dabei sind?«
    »Nein.«
    »Und da sind Sie sich ganz sicher?«
    »Ja.«
    »Herr Kommissar …«, sagt Indrehaug verärgert. Brogeland lächelt und nickt vor sich hin.
    »Können Sie mir dann erklären, was Sie am Tag der Ermordung Ihrer Freundin in Henriette Hagerups E-Mail-Account verloren hatten?«
    Marhoni blickt auf.
    »Was?«
    »Warum haben Sie sich eingeloggt und die Mail Ihrer Freundin gelesen?«
    Brogeland registriert Marhonis Überraschung.
    »Wollten Sie sich das hier angucken?«
    Brogeland schiebt einen Zettel mit einem Bild über den Tisch. Es zeigt eine Fotografie von Henriette Hagerup in inniger Umarmung mit einem anderen Mann. Das Gesicht des Mannes ist nicht zu erkennen, wohl aber sein Nacken und seine Haare. Sie sind dunkel und dünn. Marhoni betrachtet das Foto.
    »Wer ist das, Marhoni?«
    Er antwortet nicht.
    »Dieses Bild befand sich im Anhang einer Mail an Ihre verstorbene Freundin, die Mail wurde am Tag ihres Todes von Ihrem Computer aus gelesen. Möchten Sie dazu etwas sagen?«
    Marhoni sieht sich das Bild noch einmal an.
    »Von wem war diese Mail?«, fragt er.
    »Lassen Sie das unsere Sache sein. Ich frage Sie noch einmal, kennen Sie den Mann auf dem Bild?«
    Er schüttelt den Kopf.
    »Sie verstehen doch wohl, dass es nicht gut für Sie aussieht, Mahmoud?«
    Marhoni hat noch immer nichts zu sagen. Brogeland seufzt. Indrehaug sieht seinen Mandanten an. Marhoni drückt den Daumen der einen Hand in den Handteller der anderen. Weder Sandland noch Brogeland sagen etwas, sie wollen Marhoni durch ihr

Weitere Kostenlose Bücher