Stern der Göttin
Wesen.«
Auf den Lippen des Magiers erschien ein freundliches Lächeln. »Keine Sorge, mein lieber Tavuk vom sechsten Turm von Flussmaul …«
»Vom dritten Turm!«, fiel Tavuk ihm ins Wort.
»Ach ja, vom dritten«, korrigierte Tedenrhol sich freundlich. »Keine Sorge, mein Freund, das Kätzchen gehört dir, so lange du es willst, und sei es bis zu deinem Lebensende.«
Anders als Tavuk, der erleichtert aufatmete, nahm Laisa den höhnischen Unterton in der Stimme des Magiers wahr. Sie konnte jedoch nicht länger darüber nachdenken, denn ihr Gastgeber klopfte eben mit einem silbernen Löffelchen an sein Weinglas. »Ich hoffe, ihr seid zufrieden mit dem, was ich euch auftischen ließ. Esst und trinkt, so viel ihr wollt. Wer weiß, wann solche Zeiten wiederkehren. Ihr dürft mir auch euren Dank aussprechen, weil ich euch so gut versorgt habe.«
»Ich wünsche dir die Fellräude an den Hals«, zischte Laisa.
Tedenrhol vernahm die nur im Flüsterton ausgestoßenen Worte, schenkte ihr jedoch ein zufriedenes Lächeln und sah dann die Anwesenden der Reihe nach an. Prompt überschlugen sich die Flussmäuler, die reiche Tafel zu loben. Allerdings hatten die meisten von ihnen hemmungslos zugegriffen. Tavuk schenkte sich noch einmal Thilierwein ein und prostete dem Magier zu.
»Auf Euer Wohl, edler Herr! Ihr seid wirklich ein Gastgeber und Magier, wie man selten einen Zweiten findet.«
»Das höre ich gerne! Leider haben andere weniger von meinen Fähigkeiten gehalten. Als die Heere der Götter die Dämmerlande verließen, hätte ich der Evari der grünen Farbe werden müssen, aber man hat mir diesen Narren Rhondh vorgezogen. Doch schon sehr bald werde ich diese hohle Nuss zwischen meinen Fingern zerquetschen!« Tedenrhol machte eine entsprechende Handbewegung und begann dabei zu lachen. »Für diesen Zweck habe ich mein Ungeheuer herangezogen und im Kampf geschult. Kommt mit! Ich will es euch zeigen.«
Laisa fand sich schlagartig in einer neuen Umgebung wieder. Schnell sah sie sich um und stellte fest, dass alle Leute, die eben noch im Saal zusammengesessen waren, verstreut auf den Zuschauerbänken einer kreisrunden Arena hockten. Der Magier thronte nun ein Stück von ihr entfernt auf einem Hochsitz aus grünem Kristall und hatte die Flussmäuler zu seiner Rechten plaziert.
Auch ohne Naikas Gesten begriff Laisa sofort, dass dies der Ort war, an dem Tedenrhol sein Ungeheuer gegen die Gefangenen kämpfen ließ. Auch jetzt sah es so aus, als wolle er seinen Gästen ein solches Schauspiel bieten, denn er sprach sehr leutselig mit den Männern aus Flussmaul und erklärte ihnen, wie sein Kampfmonster den grünen Evari ausweiden und zerlegen würde.
»Sollte es diese Aufgabe nicht allein bewältigen können, so werden ihm meine Wachen helfen«, erklärte er und wies dabei auf eine Anzahl geisterhaft bleicher Krieger, die mit gezogenen Waffen in seiner Nähe standen, als warteten sie nur darauf, die Feinde ihres Herrn zu töten.
Als Laisa sie genauer betrachtete, leuchteten die Männer von innen heraus in einem ungesund wirkenden Grün, das auf eine seltsame Art der Eigenfarbe des Magiers ähnelte, so als wäre es von ihm abgespalten worden.
Naika, die ebenfalls auf den Zuschauerplätzen gelandet war und ihr Bassin schmerzlich vermisste, war unterdessen zu Laisa gekrochen. »Das sind Untote«, flüsterte sie ihr zu. »Seelenlose Körper, die vom Willen des Magiers zu einem unheimlichen Leben erweckt worden sind. Wenn er stirbt, werden auch sie endgültig tot sein.«
Sie wollte noch mehr sagen, doch da hob der Magier die Hand, und Naika löste sich vor Laisas Augen auf. Im gleichen Augenblick tauchte sie direkt neben Tedenrhol auf und fiel in einen kleinen Bottich, der gleichzeitig an der Stelle entstand.
»Verzeih! Ich hätte beinahe vergessen, dass du Wasser mehr liebst als trockene Luft«, erklärte der Magier selbstgefällig.
Laisa war jedoch klar, dass er Naika nur deshalb zu sich geholt hatte, um zu verhindern, dass die Nixe ihr mehr über ihn, seine Festung und sein Ungeheuer erzählen konnte.
Noch während sie darüber nachdachte, öffnete sich unten in der Mauer eine große Tür. Ein riesiges, grünes Ding kam schrill kreischend in die Arena geschossen und warf sich sofort gegen die Absperrung, die es von den Zuschauern trennte. Im ersten Moment schien der Kristall unter dem Anprall zu bersten, doch er wurde durch Magie gesichert und wirkte sofort wieder glatt und unversehrt.
Während die meisten Gefangenen
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