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Stern der Göttin

Stern der Göttin

Titel: Stern der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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Essensgerüchen auch die Düfte der Farben wahr und konnte so erkennen, welche der Speisen zu welcher Farbe gehörte. Da gab es große Fische in Schwarz, die trotz des Kribbelns in ihrer Nase so appetitlich aussahen, dass ihr das Wasser im Mund zusammenlief.
    Der Magier, der ein Stück weiter oben an der Tafel saß, folgte ihrem Blick und spottete. »An deiner Stelle würde ich keine Fische aus dem Schwarzen See probieren, Kätzchen. Sie könnten dir im Hals stecken bleiben.«
    Laisa, die es gar nicht mochte, wenn man ihr etwas verbieten wollte, griff nach einem der Fische. Als sie hineinbiss, brannte das Fleisch in ihrem Rachen wie Feuer, und sie wollte das Stück, das sie im Mund hatte, bereits wieder ausspucken.
    Tedenrhols höhnisch verzogenes Gesicht brachte sie jedoch dazu, es hinunterzuschlucken und weiterzuessen.
    Dem Magier quollen schier die Augen aus dem Kopf. »Entweder bist du aus einem verdammt harten Stoff gemacht oder magisch noch tauber als ein normaler Mensch.«
    Verunsichert holte er einen Farberkennungsstein aus einer der Taschen seines Kaftans und richtete ihn auf Laisa. Er leuchtete zwar nicht übermäßig stark auf, doch das Weiß war hell genug, um das Katzenmädchen als magisches Wesen zu identifizieren.
    Irritiert schüttelte der Magier den Kopf. »Du überrascht mich! Eigentlich solltest du diese Fische gar nicht berühren können – geschweige denn kauen und herunterschlucken. Sie waren für andere Gäste bestimmt.«
    Er vollzog mehrere Bewegungen in der Luft, und Laisa gegenüber erschienen die sechzehn Flussmäuler. Kurz darauf tauchten auf ihrer Seite des Tisches Ilonah, Toghann und eine Reihe weiterer Gefangener auf.
    Alle wirkten verwirrt. Die Flussmäuler waren diesen magischen Transport nicht gewohnt, denn bei ihren früheren Aufenthalten in der Festung des Magiers hatten sie den Saal ganz normal zu Fuß betreten. Den anderen konnte man ansehen, dass sie nicht so recht wussten, ob sie zum Essen eingeladen waren oder selbst verspeist werden sollten.
    Laisa, die genug von dem schwarzen Fisch hatte, schob diesen Toghann zu. Der ignorierte die Platte jedoch und nahm ein Stück Brot von ebenfalls schwarzer Farbe und ein großes Stück Wurst, das, wie er Ilonah erklärte, aus seinem Heimatland stammte.
    Auch die Flussmäuler und die anderen Gefangenen wählten nur Speisen ihrer eigenen Farben aus, während Laisa sich durch sämtliche Leckereien mit Ausnahme der schwarz strahlenden hindurch naschte und zuletzt sogar genießerisch schnurrte. Rongi machte es ihr nach, ließ aber die Pfoten von grünen Sachen, vor denen er sich seinen Worten zufolge stärker ekelte als vor Kot.
    Sein und Laisas Beispiel beflügelte nun auch Ysobel, die sich ein Stück grünes Konfekt schnappte, das den Worten Tedenrhols nach aus der Stadt Gamindhon stammte, und gönnte sich auch ein Schlückchen ebenfalls grünlich schimmernden, thilischen Weins, der ihr einige lobende Worte entlockte.
    Den Magier schien es zu freuen. So, wie er seinen Gästen zuredete, dies oder jenes zu essen, und sich bemühte, jeden in das Gespräch mit einzubeziehen, hätte man ihn für den fürsorglichsten Gastgeber der Welt halten können. Aber Laisa konnte die Anspannung, die in dem Raum herrschte, beinahe mit den Händen greifen. Nach Ysobels temperamentvollen Erklärungen über Farbfeindschaften wunderte sie sich, dass die Leute so friedlich blieben, und überlegte, ob sie nicht doch versuchen sollte, den Magier anzugreifen.
    Als hätte sie Laisas Gedanken gelesen, zupfte Naika sie am Fell. »Tedenrhol hat ein Dämpfungsfeld geschaffen, das die Leute lethargisch werden lässt. Außerdem sind die einzelnen Gruppen durch Schutzschirme voneinander getrennt, und niemand kann seinen Platz verlassen.«
    Nachdem sie darauf aufmerksam gemacht worden war, sah Laisa nun selbst das feine, gitterartige Flimmern im Raum. Unvorsichtig war der Kerl jedenfalls nicht. Er spielte mit seinen Gästen und schien nur darauf zu lauern, sie mit unerwarteten Dingen zu konfrontieren. Laisas gute Laune war schlagartig verflogen, und die Situation zerrte nun wieder stärker an ihren Nerven. Unwillkürlich fauchte sie und zog damit Tedenrhols Interesse auf sich.
    »Du würdest mir am liebsten an die Kehle gehen, nicht wahr, Kätzchen? Du bist noch stärker, als ich dachte, und ich freue mich darauf, dich mit meinem Monster kämpfen zu sehen.«
    Tavuk hüstelte mahnend. »Verzeiht, doch das ist unmöglich. Wie ich schon sagte, wartet Herr Wassarghan auf dieses

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