Stern der Göttin
In-Streifen-Schneiden?« fragte Laisa, denn sie nahm die Drohung mit dem Ungeheuer nicht ganz ernst.
Der Magier winkte amüsiert ab. »Ihr werdet gleich abgeholt. Ich gebe heute nämlich ein Bankett zu Ehren meiner Gäste. Fühlt euch eingeladen.«
»Gibt es dort etwas anderes zu essen als diesen Dreck?« Laisa wies dabei auf ihren Napf, in dem das fette Schweinefleisch glänzte.
»Schmeckt es dir nicht, Kätzchen?«, fragte Tedenrhol scheinheilig. »Nun, an meiner Tafel ist noch nie jemand hungrig geblieben.« Mit diesen Worten verschwand er ebenso spurlos, wie er aufgetaucht war.
»Dem Kerl fehlt es hier«, rief Laisa und tippte sich an die Stirn.
Rongi, der von dem Lärm wach geworden war, hatte sich in den hintersten Winkel gedrückt und zitterte am ganzen Leib. »Ich habe schreckliche Angst!«
Da Laisas Nerven bis zum Äußersten angespannt waren, hatte sie im Augenblick kein Verständnis für seine Ängste. »Jetzt mach nicht in dein Fell, Kleiner!«
»Dafür kann er nichts«, erklärte Ysobel, der Rongi leidtat. »Der Magier strahlt stark in der Gegenfarbe zu Rongis Blau. Deswegen ist es kein Wunder, dass unser Kleiner sich schlecht fühlt. Sogar mir ist der Anblick des Magiers durch Mark und Bein gegangen. Dabei kann ich als Violette das magische Grün weitaus besser vertragen.«
Laisa winkte heftig ab. »Unsere Situation hat weniger mit magischen Farben zu tun als mit dem, wie diese Leute denken. Deinen Worten zufolge hätten die Flussmäuler dich und Rongi niemals fangen dürfen, weil ihr zu ihrer Seite gehört, ebenso wenig dürfte der grüne Magier Naika einsperren – oder mich!«
»Es handelt sich um einen verderbten Magier.« Naika fühlte sich genötigt, die eigene Seite zu verteidigen, und Ysobel erklärte Laisa wortreich, welch Giringar-lose Schufte die Flussmäuler seien.
»Gäbe es eine eigene Farbe für einen Gott der Niedertracht und Schurkerei, die Flussmäuler würden sie als Erste tragen!«, schloss sie und sah Naika neugierig an.
»Was ist das für ein Ungeheuer, von dem der Grüne gesprochen hat?«
Laisa hob neugierig den Kopf. »Das würde mich auch interessieren!«
Naika schüttelte sich. »Ein schreckliches Überbleibsel aus den Götterkriegen! Ihr müsst es selbst sehen, denn ich kann es nicht mit Worten beschreiben. Der Magier macht sich einen Spaß daraus, es auf seine Gefangenen loszulassen. Wenn er guter Laune ist, dürfen ein paar von ihnen überleben, doch meistens schaut er zu, wie es alle umbringt. Dabei ist es ihm egal, welche Farbe die Opfer haben. Genau genommen quält er Grüne am liebsten. Er hasst sie, gerade weil sie dieselbe Farbe besitzen wie er selbst. Ich sage ja, er ist verderbt.«
»Ich werde sein Ungeheuer vernichten!«, rief Laisa kämpferisch.
Naika hob abwehrend die Hände. »Wünschen würde ich es dir ja, aber ich glaube nicht, dass du eine Chance hast. Es ist ein Kampfmonster, das mit mehreren Dutzend gut ausgebildeter Krieger fertig wird. Wahrscheinlich wird es dich zerfetzen, aber vielleicht überlebst du, weil du dem Magier zu wertvoll bist, um dem Ding geopfert zu werden. Dann hätten wir immerhin Zeit, nach einer Möglichkeit zu suchen, hier herauszukommen.«
Die Nixe seufzte und hieb frustriert mit dem Schwanz ins Wasser, so dass ihre drei Mitgefangenen nass wurden.
Rongi, der Wasser nicht besonders mochte, maunzte protestierend, während Ysobel sich ihr Gesicht mit dem nicht mehr ganz sauberen Ärmel ihrer Kleidung abwischte. »Ich hoffe, der Magier gibt uns die Gelegenheit zum Kleiderwechsel, bevor das angekündigte Bankett beginnt. Oder hat er uns damit nur an der Nase herumgeführt?«
Naika schüttelte den Kopf. »Nein, diese Bankette finden häufig statt. Meistens sind sie der Auftakt zu einem der Kampfabende, an denen er sein Ungeheuer morden lässt. Ihr drei könnt von Glück sagen, dass ihr eben erst gebracht worden seid. Daher wird Tedenrhol euch einige Tage Zeit lassen, damit ihr euch von der anstrengenden Fahrt im Flussmaulwagen erholen könnt. Er liebt es, wenn seine Opfer möglichst lange um ihr Leben rennen.«
☀ ☀ ☀
Ysobels Hoffnung, etwas anderes zum Anziehen zu erhalten, erfüllte sich nicht. Bevor Laisa und die anderen so recht begriffen, was mit ihnen geschah, verschwand die Kammer vor ihren Augen, und sie fanden sich in einem Saal mit kuppelförmiger Decke wieder. In der Mitte des Raumes stand ein langer Tisch, auf dem riesige Mengen verschiedener Speisen angehäuft waren. Laisa nahm neben den
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