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Stern der Göttin

Stern der Göttin

Titel: Stern der Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Melli
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entsetzt schrien und selbst die hartgesottenen Flussmäuler Giringar anriefen, fand Laisa im ersten Moment das Geschöpf eher bizarr als bedrohlich. Daher studierte sie jede Handbreit seines Körpers wie die einer sehr wehrhaften Beute. Es war kaum größer als ein Zugochse ihrer Heimat, nur weitaus schneller, verfügte über sechs Beine und einen gebogenen Skorpionschwanz mit einem unterarmlangen, gifttriefenden Stachel. Genau wie der kugelförmige Kopf war der gesamte Körper von einem festen Panzer aus Schuppen bedeckt, die in allen Grüntönen schillerten. Die sechs Hörner, die dem Ungeheuer aus dem Schädel wuchsen und die so scharf aussahen wie geschliffene Schwertklingen, leuchteten in einem abstoßenden Giftgrün, das ihre Gefährlichkeit unterstrich. Zusammen mit den wuchtigen Hufen, die mit einem Stoß einem Ochsen das Rückgrat brechen konnten, besaß das Wesen genügend tödliche Waffen, um mit einer ganzen Gruppe Karawanenwächter fertig zu werden. Wie gefährlich die Kreatur war, begriff Laisa erst, als sie zusätzlich zu den beiden Augen in der Stirn noch ein drittes über dem Ansatz des Skorpionstachels entdeckte.
    »Hier seht ihr eines der Kampfmonster des grünen Reiches, das zurückgelassen wurde, um mir zu dienen!«, rief Tedenrhol triumphierend. Er wartete, bis sich die erste Unruhe unter seinen unfreiwilligen Zuschauern wieder gelegt hatte, und wies dann auf sein Monster, das mit den Hufen scharrte und dabei den grünen Sand der Arena so hoch schleuderte, dass er auf die untersten Reihen der Zuschauerränge niederregnete.
    »Nun bekommt ihr ein Schauspiel zu sehen, wie ihr es noch nie erlebt hat«, rief er mit sich überschlagender Stimme.
    »Nicht die Katze!«, flüsterte Tavuk, der ihm am nächsten saß.
    Der Magier drehte sich lächelnd zu ihm um. »Natürlich nicht! Die kommt erst dran, wenn sie sich ein wenig von dem Transport erholt hat. Jetzt habt ihr die Ehre, mit dem Monster zu kämpfen.«
    Noch bevor die Flussmäuler begriffen, was er damit sagen wollte, hob Tedenrhol die Hand, und die sechzehn Sklavenhändler fanden sich auf dem Boden der Arena wieder.
    »Wie ich versprochen habe, gehört die Katze bis zum Augenblick deines Todes dir. Du hast es jetzt selbst in der Hand, dafür zu sorgen, dass du am Leben bleibst!«, rief Tedenrhol dem völlig überraschten Tavuk zu.
    Der Sklavenhändler fluchte unbeherrscht, während seine Leute mit grauen Gesichtern zurückwichen und einer den Magier anflehte, ihnen den Kampf mit dem Ungeheuer zu ersparen. Ebenso wie seine Kameraden hatte er bereits mit angesehen, wie es selbst erfahrene Krieger mühelos tötete, und rechnete sich keine Chance dagegen aus.
    Dies tat auch Tavuk nicht, doch er begriff nun Tedenrhols gesamte Hinterlist und zog sein Schwert, um wenigstens wie ein echter Mann zu sterben. Auf seinen scharfen Befehl hin taten seine Kumpane es ihm gleich. Tavuk wies seine Leute an, das Ungeheuer zu umringen, und als es auf den Ersten losging, stürzten er und seine restlichen Gefolgsleute sich von allen Seiten auf das Biest.
    Laisa beugte sich nach vorne, um sich nicht die geringste Einzelheit des Kampfes entgehen zu lassen. Schon bald wurde ihr klar, wie verschwindend gering ihre eigenen Chancen waren. Trotz ihrer guten Waffen und ihrer Kampferfahrung hatten die Flussmäuler diesem Gegner nichts entgegenzusetzen. Ihre Schwerter prallten an den harten Schuppen ab, während der Skorpionschwanz und die scharfen Hörner einen nach dem anderen durchbohrten oder zerfetzten.
    Laisa hatte kein Mitleid mit den Männern, aber sie hätte ihnen dennoch gewünscht, das Monster in die Enge treiben zu können. So aber war das Ende bald abzusehen. Wer von den Flussmäulern nicht durch den Stachel oder die Hörner starb, geriet unter die Hufe des Ungeheuers und wurde zerstampft.
    Während seine Gefangenen das Geschehen, das ihr eigenes Schicksal vorwegnahm, entsetzensstarr verfolgten, erstickte Tedenrhol beinahe vor Lachen. Den Worten, die er zwischendurch höhnisch ausstieß, konnte Laisa entnehmen, dass die Flussmäuler ihm lästig geworden waren. Früher hatte er sie gebraucht, um an die unterschiedlichsten Gefangenen zu kommen, mit denen er sein Monster ausbilden und füttern konnte. Nun sah er sein Ziel, den grünen Evari herausfordern und dessen Stelle einnehmen zu können, ganz dicht vor sich. Dennoch musste er vorsichtig sein. Wenn herauskam, dass er sich von Leuten der anderen Seite Sklaven hatte liefern lassen, würde man ihn im Grünen Land

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