Stern der Rebellen
Thoresen sicher.
Er goss sich feierlich einen Drink ein. Eigenartig, dachte er. Sein Traum lag in Scherben, und doch fühlte er sich erhaben. Letztendlich hatte er den Imperator doch noch geschlagen. Er musste nur noch warten, bis die Offiziere der Garde durch die Tür kamen, ihnen für die Errettung vor den Migs dankten und sich in ihre Hände begeben.
Was konnte der Imperator schon tun? Ihn vor Gericht stellen? Weswegen denn? Es gab keinerlei Beweise. Außerdem, dachte sich Thoresen, lag dem Imperator bestimmt nicht allzu viel daran, öffentlich zuzugeben, dass es eine Alternative zu seinem AM 2 -Monopol geben könnte.
Womöglich musste sich Thoresen mit einem geringeren Posten in der Führungsspitze der Company begnügen. Er zuckte die Achseln. Ein paar Jahre vielleicht, dann war er wieder ganz oben. Dann würden sie ihn erst richtig kennen lernen. Alle.
Plötzlich wurde Thoresen klar, dass er ziemlich verrückt war. Er lachte. Seltsam, wenn man so etwas bei sich selbst feststellte. Als wäre man eine andere Person, die einen von außen betrachtet und die eigenen Gefühle und Handlungen beurteilt; die einen genau beobachtet, wie ein Tech eine Mikrobe. Ganz hinten in seinem Gehirn schien etwas zu kribbeln. War Sten wirklich tot? Die Explosion! Eigentlich hatte er sich etwas anderes davon erwartet. Er konnte es nicht genau benennen. Thoresen ertappte sich dabei, wie er wünschte, Sten sei noch am Leben. Seine Finger krümmten sich zu einer Klaue, als er sich vorstellte, wie sie sich in die Kehle des Mig krallten. Sten, dachte er. Sten. Komm zu mir.
Hinter ihm war ein Geräusch. Thoresen lächelte leise und drehte sich um.
Sten war nur noch ein paar Meter entfernt und kam auf ihn zugeschlichen. In seiner Hand funkelte ein Messer.
»Danke«, sagte Thoresen, »dass du so prompt gekommen bist.«
Sten blieb verdutzt stehen.
»Sie kennen mich?«
»Ja. Sehr genau sogar. Ich habe deine Familie getötet.«
Mit einem einzigen Satz war Sten bei ihm und ging mit der Messerhand auf die Kehle des Barons los. Thoresen duckte sich weg und stöhnte kurz auf, als die Messerspitze seine Schulter berührte und eine Blutspur hinterließ. Er trat seitlich aus und verspürte eine freudige Erregung, als er das trockene Knacken von Stens gebrochenem Handgelenk hörte. Das Messer wirbelte davon und verschwand im Gras.
Sten kümmerte sich nicht um den Schmerz und wich einem weiteren Schlag aus; dann schlug er selbst mit seiner gesunden Hand zu. Seine Finger krallten nach Thoresens Gesicht. Und Thoresen wich zurück. Sten nahm geduckte Haltung ein und erwartete den nächsten Angriff, bis er erkannte, dass der Baron ihn nicht mehr angreifen würde. Einige Meter hinter ihm befand sich die Waffensammlung. Thoresen hatte es auf ein Gewehr abgesehen.
Sten rannte ebenfalls zur Wand, wo er einen altertümlichen Schießprügel zu fassen kriegte. Auch Thoresen kam an die Waffe seiner Wahl heran. Sten sah noch, dass es sich um eine erbeutete Willygun handelte – und eröffnete sofort das Feuer. Sten ging auf Tauchstation, riss seine Knarre hoch und feuerte ebenfalls. Die Ladung zerfetzte das Oberlicht der Kuppel. Dunkelheit. Sten rollte sich immer weiter zur Seite, während die AM 2 -Geschosse aus der Waffe des Barons die Dunkelheit zerschnitten und ihn überall suchten.
Er kroch hinter einen Baum. Rings um ihn explodierten Erd- und Holzstücke. Dann herrschte wieder Stille. Sten lauschte angestrengt. Er hörte ein leises Rascheln. Thoresen bewegte sich durch die Dunkelheit. Sten nahm an, dass er auf ihn zukam und bereitete sich auf einen Sprung vor.
Dann ertönte ein Klicken. Ein knirschendes Schaben. Thoresen öffnete die Käfige.
Die Tiger kamen sofort aus dem Käfig gerannt. Zwei riesige, mutierte graue Bengaltiger. Leise knurrend zuckten sie mit den Schwänzen.
Thoresen drückte auf eine Kontrolltaste. Ein Kribbeln in ihren Halsbändern sorgte dafür, dass sie sich umdrehten und dann rasch von ihm entfernten.
Sten tastete sich durch das Gebüsch weiter. Wo war Thoresen? Warum ging er nicht auf ihn los? Hinter ihm raschelte es. Weiche Pfoten. Sten wirbelte herum. Im gleichen Augenblick griff der Tiger an. Mit einem gewaltigen Satz sprang er auf Sten los.
Sten ließ sich nach hinten fallen, brachte die Füße zusammen und trat mit aller Kraft fast senkrecht nach oben. Er erwischte den Tiger und konnte ihn über sich hinweglenken. Das Untier landete, zuckte zusammen, wollte sich sofort wieder aufrichten und brach zusammen. Der
Weitere Kostenlose Bücher