Stern der Riesen
später eingesammelt würden. Damit war Caldwells Phase Zwei abgeschlossen.
Hunt stand mit einer Zigarette in der einen und einer Tasse Kaffee in der anderen Hand auf dem Balkon von Sverenssens Haus und sah zu, wie eine Gruppe von Gestalten in bunten Kleidern unter Protesten neben dem Swimming-pool in einen Transporter der Air Force geschoben wurde, während eine aufmerksame Abordnung von Soldaten von den Special Forces in einem Halbkreis um sie herumstand und zusah. Die letzten Gefangenen waren in Sverenssens Haus eingetroffen, weil sie dort eine Party feiern wollten, hatten statt dessen aber nur CIA-Agenten vorgefunden, die auf sie warteten. Da VISAR nun das Überwachungssystem kontrollierte, war es nicht mehr nötig, die Aktivitäten um das Haus herum vor dem wachsamen Auge von Orbitalsta-tionen zu verbergen, aber Clifford Benson hatte trotzdem beschlossen, nicht allzuviel Wind zu machen, und zwar hauptsächlich deshalb, weil er so die Gelegenheit nutzen konnte, um seine Liste von verdächtigen Bekannten Sverenssens weiter zu vervollständigen. Im Grund handelte es sich dabei aber nur um eine Vorsichtsmaßnahme, um irgendwelche lokal rekrutierten Kollaborateure zu identifizieren. VISAR hatte in den Speichern von JEVEX ein vollständiges Organisationsdiagramm der jevlenesischen Organisation auf der Erde gefunden, und da Benson und Sobroskin nun diese Information in Händen hatten, würde es nicht mehr lange dauern, bis auch der Rest des Netzes unschädlich gemacht war.
Ganymedische Raumfahrzeugen hatten sich inzwischen an der Peripherie des jevlenesischen Sternensystems konzentriert und VISAR hätte den Jevlenesern jetzt sämtliche Leistungen von JEVEX entziehen können, wie das bereits auf den von den Thuriern verwalteten Welten geschehen war. Das Problem dabei war jedoch, daß sich die Jevleneser schon länger auf einen Krieg vorbereitet hatten und die Thurier nicht wissen konnten, welche anderen selbständi-gen Ersatzsysteme es bei ihren Gegnern geben mochte, die auch ohne JEVEX operationsfähig waren. Hunt und Caldwell hatten daher beschlossen, daß es für sie nicht die beste Strategie wäre, JEVEX zu neutralisieren, die Ganymeder vorzuschicken und auf das Beste zu hoffen. Statt dessen hatten sie sich dafür ausgesprochen, man solle weiter Druck auf die Jevleneser ausüben, bis sie entweder bedingungslos kapitulierten, wie Verikoff das verlangt hatte, oder bis die jevlenesische Operation von innen heraus zusammenbrach. Außerdem hofften sie, daß die Reaktion, die sie in der jevlenesischen Kommandozentrale beobachten würden, ihnen verrieten, ob die Jevleneser tatsächlich ohne JEVEX auskommen konnten oder nicht.
Hinter Hunt schoben sich die Plastikfolien auseinander, mit denen die Rückseite des Hauses einstweilen abgedichtet worden war, und Lyn trat durch die Lücke ein, die früher eine Glaswand des Eckraums gewesen war. Sie kam zu ihm herüber und schob leicht einen Arm unter seinen. »Ich schätze, das Haus hier werden die Leute von ihrer Party-Liste streichen müssen«, sagte sie und sah auf den Transporter am Schwimmbecken herab.
»Das ist typisch für mein Pech«, murmelte Hunt. »So-bald die Frauen, von denen ich schon soviel gehört habe, auftauchen, werden sie wieder weggeschafft. Womit habe ich ein solches Leben verdient?«
»Ist das alles, worüber du dir Gedanken machst?« fragte sie. Ihre Augen blitzten, und in ihrer Stimme lag merklich ein Tonfall von spielerischer Herausforderung.
»Hmm – natürlich noch, daß ich mich von Sverenssen verabschieden will. Was denn sonst noch?«
»Also wirklich«, sagte Lyn mit sanftem Spott. »Ganz so hat es mir Gregg aber nicht erzählt.«
»Oh.« Hunt runzelte einen Moment die Stirn. »Er... äh...
er hat dir also davon erzählt, was?«
»Gregg und ich arbeiten recht gut zusammen. Das dürf-test du eigentlich wissen.« Sie drückte seinen Arm fester an sich. »Also, für mich hat es so geklungen, als sei da jemand ziemlich aufgeregt gewesen.«
»Prinzipien«, sagte Hunt steif nach einer Pause. »Stell dir vor, jemand wie ich hängt in einem Loch wie McClusky fest, und jemand anders sitzt hier in der Sonne und bekommt die ganze Aktion mit. Mir ging es dabei nur um das Prinzip. Ich bin ein Mann mit sehr festen Prinzipien.«
»Ach, du Idiot«, sagte Lyn seufzend.
Sie gingen zum Haus zurück. Sobroskin stand in der Nähe bei einigen Offizieren, und Verikoff saß auf der anderen Seite des Raums auf einer Couch und unterhielt sich mit Benson, einigen
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