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Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Titel: Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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von Wichtigkeit. Beltide ist nämlich die einzige Nacht des Jahres, in der Ikarier wie Awaren den Versuchungen und Verlockungen nachgeben dürfen, die ihnen sonst untersagt sind. Bei diesem Fest werden nämlich alle Träume und Wünsche wahr. Sagt uns doch, Aschure, wovon Ihr träumt? Und von wem?«
    Die Acharitin errötete, und die anderen Frauen lachten.
    »Aschure wird wohl kaum die Möglichkeit haben, an den Beltiden-Exzessen teilzunehmen, Pease, wenn sie nicht beim Klan bleiben darf.« Barsarbe war vor ihr Zelt getreten und sah die Menschenfrau kühl an. Die beiden Awarinnen hörten sofort auf zu lachen und wandten den Blick ab. Goldfeder aber lächelte Aschure voller Zuversicht zu. Die Zaubererpriesterin wandte sich nun an die erste Ehefrau: »Fleat, wollt Ihr mir bitte helfen? Ramu weigert sich, noch eine Minute länger im Bett liegenzubleiben, und will unbedingt mit uns zu Abend essen. Na ja, vielleicht ist es wirklich an der Zeit, seine Geschichte zu hören.«
    Wenig später führten die beiden Frauen einen bleichen Ramu aus dem Zelt. Sein Bein war geschient und verbunden worden, und er konnte sich nur humpelnd fortbewegen. Als der Zaubererpriester das Feuer erreichte, ließ er sich erleichtert daran nieder. Obwohl er immer noch Schmerzen zu haben schien, lächelte Ramu den Frauen und Kindern gutgelaunt zu, die sich nun mit erwartungsvoller Miene hier versammelten. Eben kehrte auch Grindel ins Lager zurück und warf Ramu sofort einen besorgten Blick zu.
    »Bruder, geht es Euch wieder besser?«
    »Dank Barsarbes Künsten und der guten Pflege von Fleat und Pease fühle ich mich wie neugeboren, Grindel.« Die tiefen Falten in seinem Gesicht und die wächserne Farbe seiner Haut straften diese Worte Lügen. Doch aus seinen Augen leuchtete wieder die Lebensfreude, und sein lachender Mund zeigte an, daß er seinen Humor wiedergefunden hatte.
    Grindel wirkte erleichtert und gesellte sich zu den anderen an der Feuerstelle. »Mir wäre es wohl nie passiert, Bruder, mich von einem Axtschwinger erwischen zu lassen.«
    »Er ist zurückgeblieben, damit Schra und ich uns in Sicherheit bringen konnten«, widersprach Aschure sofort heftig, weil es sie empörte, daß jemand über Ramus Heldentat spottete.
    Aber sowohl Grindel als auch sein Bruder sahen sie sofort vorwurfsvoll an, weil sie so dazwischengeplatzt war. Aschure senkte sofort den Blick und bereute ihr vorlautes Benehmen. Selbst die drei älteren Kinder bedachten sie, gleich ihrem Vater, mit vorwurfsvoller Miene. Nur Goldfeder klopfte der jungen Frau mitfühlend auf den Arm. Von allen, die sich hier am Lagerfeuer eingefunden hatte, wußte sie am besten, was es hieß, als Fremde bei einem Volk zu sitzen, das nichts von der Kultur wußte, aus der man kam. Sie erinnerte sich noch sehr gut an die Schwierigkeiten ihrer ersten fünf Jahre bei den Ikariern.
    Fleat reichte Ramu einen Becher mit dem Kräutertee, den die Awaren bei jeder Gelegenheit aufbrühten und tranken. Der Zaubererpriester nahm ihn dankbar entgegen. Nach dem ersten Schluck starrte er lange ins Feuer, seufzte und wandte sich dann an den Klan.
    »So vieles habe ich Euch zu berichten, und einiges davon wird Eure Ohren nicht erfreuen. Und das wenige Gute stellt sich uns meist, vorsichtig ausgedrückt, als Rätsel dar.« Die Heilerin ließ sich neben ihm nieder, und er ergriff ihre Hand. »Barsarbe, all das, was wir befürchtet haben, ist eingetreten. Die Zeit der Prophezeiung ist gekommen. Gorgrael wurde geboren und bereitet sich bereits darauf vor, seine Horden in den Süden einfallen zu lassen und alles zu zerstören, was ihm in die Quere kommt. Die Furcht zieht über das Land.«
    Alle am Feuer hielten den Atem an. Nur Aschure nicht, denn sie hatte keine Ahnung, wovon der Zaubererpriester sprach. Die Awaren kannten natürlich die Weissagung vom Zerstörer. Schon beim letzten Beltidefest hatten alle nur ihrer Furcht darüber Ausdruck verliehen, daß die Zeit der Prophezeiung angebrochen sein könnte, sich bereits erfülle.
    »Wie könnt Ihr Euch da so sicher sein?« fragte Barsarbe nach einem besorgten Blick auf den Klanhäuptling.
    Ramu holte tief Luft. »Die Wächter wandeln schon über das Land. Schra und ich sind zweien von ihnen bei der Mutter begegnet.« Hatten seine Worte eben Fassungslosigkeit ausgelöst, so spiegelte sich nun Erschrecken auf den Gesichtern seiner Zuhörer.
    Der Verletzte schilderte, wie sie am Farnbruchsee mit Jack und Yr zusammengetroffen waren, wie diese ihm versichert hatten,

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