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Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02

Titel: Sternen Stroemers Lied - Unter dem Weltenbaum 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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nur noch erschöpft. »Erinnert Ihr Euch noch, wie wir uns in der Nacht nach dem Angriff an den Grabhügeln unterhalten haben?«
    Beide Mönche nickten.
    »Ich sagte Euch damals, daß die Lektüre der Prophezeiung ein dunkles Verlies in mir geöffnet habe, das mein ganzes Leben lang fest verschlossen gewesen sei. Ich teilte Euch auch mit, daß mir das nicht gefalle, was ich dort zu sehen bekäme. Nun, meine Herren, es ist ein wenig zuviel aus dieser finsteren Kammer herausgekrochen, um es weiterhin überspielen zu können. Und wenn ich nicht bald eine Erklärung für alles von Euch erhalte … verliere ich noch den Verstand.«
    Seine Seelenpein trat so deutlich zutage, daß Belial tröstend eine Hand nach ihm ausstreckte. Axis ergriff sie, richtete den Blick aber weiterhin fest auf die Mönche. »Wer immer Ihr auch sein mögt, Ogden und Veremund, ich glaube Euch keine Sekunde länger diese Scharade von den einfachen Brüdern des Seneschalls, die sich ganz dem Studium und der Kontemplation verschrieben haben und in dreiundneunzigjähriger Isolation der Geistestrübung verfallen sind. Also, was verbirgt sich hinter dieser Maskerade?«
    Ogden und Veremund sahen sich an und faßten sich unsicher an den Händen. »Mein Lieber«, flüsterte Ogden, »ist der Augenblick nun gekommen?«
    »Euch bleibt keine verdammte Wahl mehr«, drängte Axis mit lauter Stimme. »Denn wenn Ihr Euch weiter ziert – ich habe meinen Dolch schnell wieder zur Hand.«
    Die Mönche nickten einander zu und schienen zu einem Entschluß gekommen zu sein. Ihre Augen, sonst hellgrau das eine Paar und schwarz wie die Nacht das andere, glühten unvermittelt golden wie die Sonne. »Wir sind Wächter«, antworteten sie wie aus einem Mund, und dann fuhr Ogden allein fort: »Wir sind Geschöpfe der …«
    »Und dienen der …« fügte Veremund hinzu.
    »Prophezeiung des Zerstörers«, vereinten sie sich wieder zum Chor.
    Danach herrschte für kurze Zeit Ruhe. Das goldene Licht erstarb so abrupt, wie es gekommen war, und die beiden Wächter saßen wieder wie biedere ältliche Mönche vor dem Axtherrn und seinem Leutnant. Sie schienen darauf zu warten, wie diese Mitteilung aufgenommen würde.
    »Aha«, sagte der Krieger nur. Er ahnte ja schon seit längerem, daß sich hinter den beiden mehr verbarg, als sie bereit waren zuzugeben, und deswegen hatte er auf eine Erklärung gedrängt.
    Belial lachte plötzlich, und das Geräusch zerriß die Stille des Raums. »Kein Wunder, daß Ihr beim Totenritual kaum einen Satz richtig herausbekommen habt. Woher solltet Ihr den Text auch kennen?« Aber der junge Soldat machte sich nicht über die beiden lustig, sondern betrachtete sie vielmehr mit Ehrfurcht.
    »Ich darf ein paar Schlußfolgerungen ziehen«, bemerkte Axis. »Wir wissen, daß Gorgrael sich im Norden erhoben hat. Und jetzt wandern Wächter durch das Land, richtig?« Er senkte den Kopf, schien mit sich zu ringen und sich dann entschieden zu haben. »Schön, Ihr beiden, soll ich Euch nun einmal sagen, wer ich bin?«
    Beide Mönche hielten gleichzeitig den Atem an.
    Der Krieger sah ihre erwartungsvollen Mienen und lachte bitter. »Ich bin der Sohn von Rivkah«, zwang er sich zum Weiterreden, »einer Fürstin von Achar … und eines ikarischen Zauberers.« Axis fühlte sich sehr erleichtert, als er es endlich ausgesprochen hatte, und ließ die Schultern hängen, als sei er von einer großen Last befreit. Belial sah ihn belustigt an.
    Veremund nickte langsam und schwer. »Ja, das glauben wir auch. Aber mehr wissen wir leider auch nicht über Eure Herkunft, Axis. Euer Vater muß tatsächlich ein ikarischer Zauberer gewesen sein.«
    »Wie seid Ihr darauf gekommen, Axtherr?« fragte Ogden.
    Doch der Krieger ignorierte ihn und wandte sich mit bebenden Schultern an seinen Leutnant. »Nun, Belial, was haltet Ihr davon? Da stehen wir nun, zwei Axtschwinger, die den Auftrag haben, jeden Unaussprechlichen niederzumachen, den wir aufspüren können, und jetzt müßt Ihr erfahren, daß Euer General selbst zu diesen Kreaturen gehört. Was sagt Ihr dazu?«
    Der junge Mann hielt sich an Axis’ Hand fest, um sich hochzuziehen. Das eben Gehörte hatte ihn sehr verwirrt, die letzten Minuten waren sehr anstrengend für ihn gewesen, und sein Geist war noch zu sehr erfüllt davon, was er gerade hatte hören müssen. Doch obwohl er seit frühester Jugend dazu erzogen worden war, die Unaussprechlichen zu fürchten, war ihm der awarische Gefangene doch als ein Mann erschienen, dem man

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