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Sternenfall: Roman (German Edition)

Sternenfall: Roman (German Edition)

Titel: Sternenfall: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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können. Blicken Sie auf keinen Fall direkt auf den Mond. Und falls Ihre Augen anfangen sollten zu schmerzen, schließen Sie sie um Himmels willen so lange, bis der Blitz vorbei ist. Durch den Schmerz übermittelt Ihnen der Körper eine Nachricht.«
    »Hat das jeder verstanden?«
    Alle bestätigten über den allgemeinen Funkkanal. Ehe er sich’s versah, gab Amber bekannt, dass es bis zum Zusammenstoß nur noch eine Minute war. Thorpe wartete so lange, bis die Helme glänzend schwarz geworden waren, bevor er mit dem Kinn seinen Polarisator einschaltete. Als die fünfzehn Sekunden erreicht waren, kniff er die Augen zusammen, wie Amber empfohlen hatte.
    Ambers Stimme fuhr mit dem Countdown fort. Als sie bei null angelangt war, färbte sich das Helminnere trotz des Polarisators violett. Er hatte vorgehabt, alles mit anzusehen, aber die Dolche, die tief in seine Netzhaut stießen, ließen ihn zusammenzucken. Es war schlimmer als damals, als er in der Einschienenbahn vom Sonnenaufgang überrascht worden war. Er wandte sich ab und hielt seine Augenlider fest geschlossen. Ein wenig half es. Nach einem Dutzend Sekunden begann das Leuchten zu verblassen. Nach einer Minute konnte er die Augen öffnen und seinen Blick wieder dem Mond zuwenden. Das Leuchten war immer noch unangenehm hell, aber erträglich. Das erste Mal sah er Luna.
    Er schnappte nach Luft.
     
    Ein Feuerball versuchte, zum Herzen Lunas durchzusto- ßen. Der äußere Rand der sich ausbreitenden Zone der Verwüstung wurde durch eine kreisförmige Schockwelle definiert. Die Schockwelle war eine transparente Blase, die bereits den mehrfachen Durchmesser Lunas hatte. Unterhalb davon leuchtete strahlend eine weitere Schale der Vernichtung, die von Violett ins bläulich Weiße übergegangen war – sie bestand, wie Thorpe von seiner Lektüre der wissenschaftlichen Projektionen der Kollision her wusste, aus Millionen Tonnen von Mondkruste, Kometeneis und Eisen, die beim Aufprall verdampft waren. Das glühende Gas schoss von Bodennull in den Raum. Bald würde es sich abkühlen und als geschmolzenes Gestein und Eisen zu kondensieren beginnen. Aus dieser Schale würden Milliarden von Mikrometeoriten entstehen. Sie würden der Erde mehrere Jahrhunderte lang spektakuläre Meteoritenschauer bescheren.
    Hinter der glühenden Gaswolke befand sich eine Schicht von massivem Material aus der Peripherie des Aufschlagkraters. Es war mit dem kronenförmigen Gebilde emporgeschleudert worden, das für Aufschlagkrater charakteristisch war. Einige seiner Trümmerstücke hatten die Größe von Bergen, und alle entfernten sich schneller als mit lunarer Fluchtgeschwindigkeit. Im Zentrum der expandierenden Trümmerwolke schließlich herrschte ein ausgedehntes Inferno violettweißer Hitze, das immer noch zu hell war, als dass man direkt hätte hineinschauen können.
    Als Thorpe den Polarisationsgrad seines Visiers allmählich reduzierte, wurden weitere Details sichtbar. Eine wandernde Staubfront arbeitete sich über das Hochland von Farside nahe der Ostseite des Mondes voran. Während er weiter beobachtete, erschienen an beiden Polen weitere Staublinien und bewegten sich auf den Äquator zu. Auch wenn er sie nicht sehen konnte, wusste er doch, dass sich eine ebensolche Front westwärts bewegte und dass sie sich alle an einem Punkt treffen würden, der der Aufschlagstelle des Kometen diametral entgegengesetzt war.
    Die Staubfront wurde durch eine wandernde Schockwelle im Boden verursacht. Indem sie sich mit Schallgeschwindigkeit durch das Mondinnere bewegte, verursachte die Welle ein wanderndes Mondbeben. Wo das Beben vorbeikam, schleuderte es Staubkörnchen und selbst kleine Gesteinsbrocken in den Himmel. Hinter dem Staub erschienen riesige rote Spalten, da die alte Oberfläche unter der Belastung aufriss. Zum ersten Mal seit vier Milliarden Jahren floss auf Luna wieder geschmolzene Lava.
    Die wandernden Wellenfronten vereinigten sich nach zehn Minuten und ließen auf der Mondoberfläche eine frische rote Narbe zurück. Auf ganz Nearside waren die Mare wieder Seen aus flüssigem Gestein. Thorpes Blick wurde von der Stelle angezogen, wo sich das Friedensdenkmal befunden hatte. Sie glühte einheitlich rotorange. Die Fußabdrücke zweier unerschrockener Astronauten waren nicht länger und für alle Zeit in dem weichen grauen Boden eingebettet. In nur wenigen Minuten hatte Donnerschlag jeden Hinweis darauf, dass die Menschheit jemals ihren nächsten Nachbarn im Raum besucht hatte,

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