Sternenfaust - 005 - Der Wächter
waren von etwas anderem gefangen, von der hinter seiner Stirn pochenden Ketzerei.
Was, wenn sich heute deine Bestimmung erfüllt? , fragte eine Stimme. Wenn du nur deswegen existierst?
*
Die STERNENFAUST hatte den Bergstrom-Raum wieder verlassen. Das Bremsmanöver war in vollem Gange, und sie würde den Orbit von Gerohli-III in wenigen Minuten erreichen.
Der Kommunikations- und Ortungs-Offizier Lieutenant Stein bemühte sich seit geraumer Zeit vergeblich, Funkkontakt zur abgestürzten KALKUTTA aufzunehmen. Insgeheim befürchtete Dana Frost, dass alle Besatzungsmitglieder durch den Absturz des Forschungsschiffes umgekommen waren und deshalb kein Kontakt zustande kam.
Stellten die Forscher und die Mannschaft der KALKUTTA die ersten Opfer in einem Krieg dar, den die Menschen nicht gewollt hatten? Nach Danas Ansicht war das Bündnis mit den Starr nie als Kriegserklärung an die J’ebeem gedacht gewesen. So stand es auch geschrieben.
Doch solche diplomatischen Feinheiten würden die Männer und Frauen an Bord des abgestürzten Forschungsraumers nicht interessieren.
Gut, dass ich keine Politikerin bin , dachte Dana.
Denn eins war sicher: Sarah Windsor – eine der Abgeordneten des Mars im Hohen Rat – und ihre Pro Humanity Bewegung würde den Vorfall irgendwie verdrehen, damit er ihren Zielen nutzte.
Diese Organisation trat für ein besseres Leben der Menschen ein und forderte unter anderem eine Erhöhung des Grundlebensstandarts. Eigentlich hielt Dana das für ein gutes Ziel, aber inzwischen war zu viel Politik im Spiel.
Pro Humanity hatte lautstark protestiert, als das Bündnis mit den Starr geschlossen wurde. Schließlich hatten die J’ebeem mit den Menschen viel mehr gemeinsam als die Sauroiden, das sähe man schließlich sofort.
Frost hielt diesen Einwand für reine Propaganda, die gegen den Hohen Rat gerichtet war. Nicht nur, dass die J’ebeem innerlich ganz anders aufgebaut waren als die Menschen. Bei ihnen war Macht und Einfluss vererblich, was Dana als überzeugte Demokratie-Anhängerin nicht gutheißen konnte – wie der Großteil der Menschheit.
Das Sozialwesen der J’ebeem war einfach völlig unterschiedlich, und das hielt Frost für einen wesentlich wichtigeren Gesichtspunkt für ein Bündnis als das Aussehen. Die Starr praktizierten übrigens eine Direktdemokratie.
Im Übrigen waren die Sauroiden etwas weiter entwickelt, sodass ein Bündnis mit ihnen logischer erschien – wenn sich die Solaren Welten schon in diesen Krieg verwickeln lassen mussten …
»Wir treten nun in einen Orbit um Gerohli-III ein«, meldete Lieutenant Stein in diesem Moment. »Es befinden sich keine Schiffe in der Nähe.«
»Auch keine Spur von der KALKUTTA?«, vergewisserte sich der Captain.
»Nein, Ma’am.«
»Wie sieht es auf dem Planeten aus?«
»Es existiert intelligentes Leben«, antwortete David Stein. »Auf dem südlichen Kontinent in der Nähe des Äquators existiert eine Stadt. Ich messe dort Energiewerte, die auf eine einfache Technik schließen lassen – offenbar keine raumflugfähige Spezies, Ma’am. Es scheint außerdem eine ausgedehnte Flora und Fauna zu existieren.«
»Die anderen Kontinente sind nicht besiedelt?«
»Es sieht nicht danach aus, Ma’am.«
»Okay, Ortung, finden Sie die KALKUTTA«, wies der Captain Lieutenant Stein an und lehnte sich zurück. Sie konnte nur warten.
Keine fünf Minuten später meldete er Erfolg. »Ich habe sie, Ma’am! Sie liegt auf einem kleinen Kontinent östlich des Äquators. Einige Aggregate sind aktiv, sodass ich sie orten kann.«
»Nehmen Sie Kontakt auf«, wies ihn Frost an.
Wenige Sekunden später erhielt sie die erwartete Antwort.
»Keine Reaktion«, teilte ihr David Stein mit.
Auch die nächste Stunde brachte keine weiteren Erkenntnisse. Die Besatzung des abgestürzten Schiffes gab kein Lebenszeichen von sich, und außer der bereits entdeckten Stadt ließen sich keine Spuren von Zivilisation auf Gerohli-III finden.
Captain Frost beschloss, eine Landefähre auf den Planeten zu schicken, um nach der Besatzung des Forschungsraumers zu suchen …
*
Lieutenant Commander Michael Tong, der Erste Offizier der STERNENFAUST, befand sich in der L-1, einer der Landefähren des Leichten Kreuzers. Es hatte sich rasch herausgestellt, dass die Luft auf Gerohli-III für Menschen atembar war. Man konnte sich dort tage- und wochenlang aufhalten, ohne dass man merklichen Einschränkungen unterlegen war. Erst ein dauerhafter Aufenthalt würde
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