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Krieg im Himmel

Krieg im Himmel

Titel: Krieg im Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Smith
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Prolog
    DOG 4 VOR 18 MONATEN
    Man kann nichts Positives daran finden, zweiundsiebzig Stunden lang unter einem Leichenhaufen begraben zu sein. Man versucht den Gestank zu ignorieren. Man versucht zu ignorieren, wie sich glitschiges, verwesendes Fleisch am eigenen Körper anfühlt. Man versucht es zu ignorieren, wenn man spürt, wie Maden schlüpfen und herumkrabbeln, vor allem wenn sie unter die eigene Inert-Rüstung kriechen wollen. Man versucht die schleichende Kälte zu ignorieren. Man versucht den Krampf zu ignorieren, den man kriegt, wenn man sich so lange nicht bewegt. Man versucht die Post-Mortem-Bewegungen der Toten zu ignorieren, zwischen denen man eingeklemmt ist. Drei Tage aufgeputscht und ohne Schlaf, und man versucht, den geradezu obszönen Drang zum Kichern zu ignorieren.
    »Trotz allem könnte es schlimmer sein – es könnte regnen.« Man versucht es zu ignorieren, wenn Mudge die Funkstille bricht und einem den zusätzlichen Ärger durch den Dauerregen bewusst macht. Der Regen, der dafür gesorgt hat, dass wir in einer Suppe aus Matsch, Fleisch und Körperteilen versinken. Er macht das nur, weil wir kurz davorstehen, entdeckt zu werden. Trotzdem verdammt irritierend. Unprofessionell. Ein Grinsen breitet sich auf meinem Gesicht aus, als ich über die Unprofessionalität nachdenke, und ich schaffe es nur mit Mühe, nicht in lautes Gelächter auszubrechen.
    Man versucht, nicht zu ignorieren, was man tut und wo man ist. Genau das haben SIE uns leicht gemacht. Sie erinnerten uns daran, als SIE die Leichen von den Haufen zerrten, die SIE angelegt hatten, und sie auf Pfählen aufspießten, die SIE aus den Metallwänden des eroberten Lagerhauses geschnitten hatten. Sie ordneten die gepfählten, verstümmelten Toten in einem Spiralmuster an.
    Ein ambitioniertes und interessantes Unterfangen, aber schwer zu ignorieren.
    Doch je mehr Leichen SIE aufspießten, desto größer wurde die Gefahr, dass SIE uns unter dem Leichenhaufen fanden. Das war ein Problem. Aber wenn ich ehrlich war, machte ich mir größere Sorgen wegen der hartnäckigen Made, die es sich anscheinend in den Kopf gesetzt hatte, mir in den Arsch zu kriechen. Andererseits war ich durch den Schlafentzug etwas wirr im Kopf, und die Made kitzelte.
    Es war ein großer Vorstoß im Rahmen einer planetenweiten Offensive gewesen. Das Lager hatte sich vierzig Kilometer hinter unseren Linien befunden. Die Schützengräben waren eingestürzt, und SIE waren losgestürmt und immer weiter vorgerückt. Wir hatten Mühe gehabt, uns schnell genug zurückzuziehen.
    Es war ein größeres Depot gewesen. Mehr als zweitausend Menschen hatten hier gearbeitet. Es gab Lasten-Mechs, Straßen und Bahnverbindungen und Landeplätze für schwere Frachtshuttles. Außerdem hatte sich dort der gesamte Lebensmittel- und Munitionsvorrat für diesen Teil der ehemaligen Front befunden. SIE waren einfach hindurchspaziert.
    Dann kam irgendein schlaues Kerlchen in der Kommandozentrale, von dem ich nur vermuten konnte, dass es keine Ahnung hatte, wozu Spezialeinheiten da sind, auf die Idee, uns den Auftrag zu erteilen, das Depot zu erkunden. Ich hätte mich gar nicht dort umsehen müssen, um dem Kerl zu sagen, dass SIE es überrannt hatten. Verdammt, die Kommandozentrale hätte genauso gut ein paar Aufnahmen aus dem Orbit schießen können, wenn man sich nur ein wenig Mühe gegeben hätte.
    Ein riskanter Anflug mit einem Kampfschiff. Man setzte uns in der kurzen Nacht eines Planeten in einem Binärsystem ab, dann kam die schwierige Aufgabe, einen Beobachtungsposten einzurichten. Die Arbeit wurde dadurch erschwert, dass wir uns auf gefährlichem Gelände befanden. Dies war der Grund für unseren Rückzug in die Leichenhaufen statt einer sinnvollen Erkundung. Es ging nur noch darum, wer von uns zuerst entdeckt wurde. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich es sein würde. Ich hatte deutlich das Gefühl, dass ich vom Schicksal begünstigt werden sollte.
    Aber ich war es nicht. Es war Gregor.
    Shaz, unser SigTech, ein stiller Sikh aus Leicester, fuhr das taktische Netz hoch. Sofort erschienen im internen visuellen Display meiner kybernetischen Augen mehrere Fenster, die das wiedergaben, was die anderen sieben Mitglieder der Wild Boys sahen. Das Bild von Gregors Waffe war recht interessant. Sie schien auf den Matsch und die Leichen zu zeigen, als würde sie hochgehalten und geschüttelt.
    Die Bildübertragung von Mudge lieferte die Erklärung: Die seltsam aussehenden Kameraaugen des Journalisten

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