Sternenfaust - 012 - Space-Surfer
Schlaf-Modus des Koms umgehen.
Das Gesicht, das ihr auf dem winzigen Bildschirm entgegenblickte, kannte sie tatsächlich nicht.
»Commander Dana Frost, Captain des Leichten Kreuzers STERNENFAUST?«, fragte eine unterkühlt wirkende Stimme aus dem kleinen Lautsprecher.
»Ja, was gibt’s? Mit wem spreche ich?«, blaffte Dana in einem Tonfall zurück, der deutlich machte, dass sie mehr als ungehalten über die Störung war.
»Tatjana Wendrowicz, Superintendent der MSP. Wie schnell können Sie hier oben sein, Captain?«
»Oben wo …?«, sagte Dana gähnend in das Aufnahmegerät des Koms. Es war ihr in diesem Moment völlig egal, was die Anruferin von ihr denken würde.
»Auf ihrem Schiff, Captain«, klang die Antwort tatsächlich etwas milder? Doch noch bevor Dana näher darüber nachdenken konnte, wurde sie eines Besseren belehrt. »Ich ordne Ihre Anwesenheit auf der STERNENFAUST an. Sie werden hier dringend gebraucht. Warten Sie …«
Das Gesicht verschwand kurz von dem Miniaturbildschirm, und Dana konnte erkennen, dass sich hinter der Superintendent noch eine Reihe weiterer Personen im Erfassungswinkel der Anruferkamera aufhielten und miteinander redeten.
Wendrowicz’ erschien wieder. »Ich sehe, Sie befinden sich auf Ebene F10, Sektor A8.«
Sie hat mein Kom rascher geortet, als ich es ihr sagen konnte , dachte Dana mit einem Anflug von Respekt.
»Gehen Sie zum Schnellschacht an der Ecke Darlton und Pynchon«, fuhr Wendrowicz fort. »Ich überspiele Ihnen gerade die Zutrittsberechtigung auf Ihr Kom. Oben am Ausgang sehen Sie linkerhand eine Station der MSP. Dort wartet ein Hopper, der Sie zum Schiff bringt. Beeilen Sie sich!«
»Können Sie mir vielleicht noch verraten, worum es geht …?«, fragte Frost erneut. Doch Tatjana Wendrowicz hatte das Gespräch bereits unterbrochen. »Und ob ich einen Anwalt mitbringen muss …?«
Ihre ohnehin gereizte Stimmung war durch den einseitigen Verlauf des Gesprächs noch explosiver geworden. Aber sie wusste, dass ihr nichts anderes übrig blieb, als der Aufforderung Folge zu leisten. Immerhin genoss die Mars-Security-Patrouille als Organ der Exekutive der Solaren Welten auf dem Mars immer dann Befehlsgewalt, wenn die Grenzen rein militärischer Belange überschritten wurden. Zum Beispiel bei Auseinandersetzungen zwischen Mitgliedern ihrer Crew und Zivilisten.
Pah, Auseinandersetzungen , dachte Dana voller Zorn und knirschte mit den Zähnen. Schlägereien … das ist das passende Wort.
Es wäre nicht das erste Mal, dass Prügeleien zwischen Angehörigen des Star Corps und Zivilisten stattfanden. Aber die Situation schien ernst zu sein, sonst würde nicht eine Superintendent den Captain aus ihrem Kurzurlaub rufen.
Nun, das wird sich herausstellen …
Dana zog im Eiltempo die Uniform an und verließ das kleine Appartement. Hier auf dem Mars spielte sich das Leben größtenteils unterirdisch ab. Weit verzweigte, gelegentlich labyrinthische Gang- und Stollensysteme enthielten von Wohnräumen, Geschäften, Restaurants bis zu Fabrikanlagen und den verschiedenenartigsten Freizeiteinrichtungen alles, was für die Siedler und Besucher des roten Planeten notwendig war. Nur hier konnte man sich ohne Raumanzüge, Sauerstoffversorgung und Strahlenschutz ungehindert aufhalten und bewegen.
Die Gänge und Stollen hatte man überall dort mit Straßennamen versehen, wo sie der Öffentlichkeit zugänglich waren. In den komfortableren Bereichen dieser unterirdischen Anlagen maßen die Gänge immerhin gut zehn Meter im Durchmesser und wurden von Antigravgleitern befahren. Transport- und Förderbänder dienten der Fortbewegung zu Fuß. Sie mündeten selbst in kleinere Schächte. Es gab außerdem klassische Rolltreppen und Aufzüge sowie für größere Höhenunterschiede Antigravlifte. Einige davon öffneten sich dem Benutzer oder der Benutzerin nur, wenn man eine entsprechende Zugangsberechtigung besaß.
An der Ecke Rue Darlton und Pynchon-Avenue fand Dana Frost in der Felswand eine unscheinbare Stahltür. Sie öffnete sich sofort mit einem leisen Zischen, als sie ihr Armbandkom aktivierte und vor die kleine, matte Scheibe hielt, die neben der Tür in die Wand eingelassen war.
Der Vertikalschacht diente offenbar nur dienstlichen Zwecken. Niemand hatte es für nötig befunden, den grob herausgefrästen und danach versiegelten Fels der Schachtwand mit irgendeiner Farbe zu streichen. Ganz zu schweigen von den mehr oder minder geschmackvollen Verzierungen, mit denen die Mars-Kolonisten
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