Sternenfaust - 012 - Space-Surfer
Todeskampf unnatürlich verrenkt und erstarrt vor ihnen auf dem Seziertisch lag.
»Der Leichenstarre und den Leichenflecken nach zu urteilen, ist Mabel Plass vor mindestens drei und höchstens fünf Tagen ermordet worden«, diktierte Gardikov. Der rechte Fuß der Ärztin ging leicht nach oben und löste so den Kontakt des Aufzeichnungsgeräts. »Näheres kann ich Ihnen sagen, sobald ich den Körper geöffnet und die entnommenen Proben analysiert habe.«
»Benötigen Sie Unterstützung von einem Pathologen der MSP?«, fragte Wendrowicz leise.
»Ich schaffe das allein«, antwortete die Bordärztin. »Aber vielleicht wünschen Sie ja, dass ich die Untersuchung nicht allein vornehme …«
Einen Augenblick sagte keine der drei Frauen etwas, aber ihre Blicke überschnitten sich wechselseitig.
Schließlich zuckte die Superintendent mit den Schultern und sagte: »Von mir aus können Sie selbstständig arbeiten, schließlich wird alles aufgezeichnet … Nach Beendigung der Sektion wird die Leiche mitsamt aller Schnitte und Analysen in unsere Morgue überführt …«
Dana und Lieutenant Gardikov verstanden, was die Superintendent unausgesprochen gelassen hatte. Sollte sich die Untersuchung der Todesumstände als unzureichend, fehlerhaft oder gar schlampig erweisen, würde man weitere Untersuchungen in den eigenen Labors vornehmen. Und erst, wenn der Fall abgeschlossen wäre, würde man die Leiche des Opfers wieder freigeben.
»Wir lassen Sie jetzt arbeiten, Dr. Gardikov«, sagte Tatjana Wendrowicz. »Kommen Sie, Captain, gehen wir in Ihren Besprechungsraum. Wir müssen uns noch unterhalten.«
Die Superintendent war eine kleine, drahtige Mittfünfzigerin, die ihr halblanges, lockiges Haar mit nichts anderem behandelte als einem Kamm.
Dana, die auf sie herunterblickte, wenn sie sich gegenüberstanden, gab sich keinerlei Illusionen hin. Trotz ihrer Schmächtigkeit strahlte Tatjana Wendrowicz jene natürliche und unbeugsame Autorität aus, die man nur nach Jahrzehnten unerbittlichen Sich-Durchbeißens durch alle Widrigkeiten eines harten, entbehrungsreichen Arbeitslebens voller Verantwortung erwarb. Die legere Uneitelkeit, mit der diese Frau die silbergrauen Strähnen ignorierte, die ihr Haar durchzogen, nötigte Dana insgeheim Respekt ab. Von der ersten Begegnung an vor weniger als einer halben Stunde hatte Frost gespürt, dass es auch außerhalb militärischer Institutionen wie dem Star Corps Persönlichkeiten gab, von denen sich so mancher hochrangige Offizier eine Scheibe abschneiden konnte. Doch dieser Eindruck beschäftigte den Captain nur ganz am Rande, denn die Erschütterung über den Mord an Bord der STERNENFAUST ließ fast keinen Platz mehr für andere Gedanken.
»Erzählen Sie mir alles, was Sie über Mabel Plass wissen«, forderte Wendrowicz, als sie im Besprechungsraum neben der Brücke der nahezu verwaisten STERNENFAUST Platz genommen hatten.
»Ich … ich …«, geriet Dana unwillkürlich ins Stottern. Sie spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss. Dann streckte sie ihren Rücken durch und sagte mit so fester Stimme, wie es ihr gerade möglich war: »Ich weiß so gut wie nichts über sie.«
»Verstehe«, antwortete Wendrowicz.
Nun spuck’s schon aus , dachte Dana voller bitterer Selbstvorwürfe. Toller Captain, der seine Leute nicht kennt. Vor allem, wenn’s sich um Leute auf der untersten Stufe der Hierarchie handelt …
»Sie hat als Aushilfe in der Bordkantine gearbeitet«, sagte sie schließlich. »Damit während des Stationsaufenthalts der STERNENFAUST die Techniker in unserer Kantine essen können.«
»Zivilistin?«, fragte die Superintendent, obwohl sie die Antwort längst wusste, denn sonst wäre sie nicht hier.
Dana nickte. »Juristisch auf jeden Fall. Sie arbeitet bei ›Star Service‹. Mit dieser Firma arbeitet das Star Corps immer zusammen, wenn durch zu straffe Dienstpläne sonst kein Urlaub genommen werden könnte.« Also immer , schoss es ihr zynisch durch den Kopf. »Ihre Angestellten werden ebenso gut durchleuchtet wie die Mitglieder des Star Corps. So wird sicher gestellt, dass mit ihrem Einsatz an Bord unserer Schiffe keine Informationslecks entstehen oder gar Sabotage verübt wird. Außerdem ist ihre psychische Unbedenklichkeit …«
Frost biss sich fast auf die Zunge. Letzteres war offensichtlich nicht gewährleistet. Irgendein Wahnsinniger hatte Mabel Plass an Bord der STERNENFAUST ermordet.
Noch immer spürte sie, dass sie sich kaum unter Kontrolle hatte. Aber das
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