Sternenfaust - 016 - Die Macht der Shisheni
die uns zur Seite stehen und uns bei der Verteidigung helfen. Zu unserem Glück sind neue Fremde gekommen, die mit uns Kontakt aufzunehmen wünschen. Ihr Schiff scheint gut bewaffnet zu sein, und sie verfügen auch über Techniken, die hilfreich sein können, falls sie die mit uns zu teilen bereit wären. Ich habe beschlossen, sie zu empfangen und mir näher anzusehen, um zu prüfen, ob sie zu unseren Verbündeten werden können.«
Das waren beunruhigende und hoffnungsvolle Neuigkeiten zugleich. Shesha’a überflog die entsprechenden Berichte auf dem Display des kleinen Computers, der zu jedem Sitz gehörte und mit dem Zentralrechner des Rates verbunden war. Jeder, der zwischenzeitlich einmal eine oder mehrere Sitzungen versäumte, konnte anhand der dort aufgezeichneten Protokolle jederzeit nachvollziehen, was ihm entgangen war und so wieder auf den neuesten Stand der Ereignisse gelangen.
Was sie da las, beunruhigte sie noch mehr als die Tatsache, dass innerhalb einer relativ kurzen Zeit noch eine zweite Fremdrasse aufgetaucht war. Über die war der Rat nämlich geteilter Meinung und mit ihm das Volk. Die Einen stimmten der Herrscherin darin zu, dass die neuen Fremden eine Chance für die Shisheni darstellten, sich besser gegen die J’ebeem zu verteidigen, falls man sie als Verbündete gewinnen konnte. Die anderen befürchteten, dass die Neuen sich als ebensolche Diebe und Unterdrücker oder noch Schlimmeres entpuppen mochten wie die J’ebeem, besonders da sie denen nicht unähnlich waren, wie es hieß.
Wieder andere fürchteten generell um die Unabhängigkeit der Shisheni, wenn sie ein Bündnis mit Fremden eingingen, wer immer die sein mochten. Shesha’a wusste, dass diese Angst begründet war und durchaus bei jenen zu irrationalen Handlungen führen konnte, die sich davon beherrschen ließen. Schließlich waren nicht alle Shisheni unter Sussa’as Licht geschlüpft und somit von der Göttin mit Kampfgeist und Mut gesegnet.
Ferner gab es noch welche, die jeden Kontakt mit Fremden generell ablehnten, weil sie die Veränderungen fürchteten, die das mit sich brachte und schon deshalb nicht mit der Entscheidung der Herrscherin einverstanden waren.
Alles in allem barg die Situation einen gewaltigen politischen Sprengstoff. Aber Shesha’a kannte ihre Pflicht und wusste genau, wo ihre Loyalität zu liegen hatte. Allerdings konnte sie nicht leugnen, dass sie den unbekannten Fremden gegenüber ein tiefes Misstrauen empfand.
Jedenfalls war die vorläufige Entscheidung gefallen. Der Rat wurde in dieser Angelegenheit nicht mehr gebraucht und war mit dem Ende der Begrüßungszeremonie der neuen Sh’grash-Mitglieder für heute entlassen. Auch Shesha’a schloss sich dem Strom derer an, die den Ratssaal verließen, tief in Gedanken versunken.
Sie hatte den Ausgang noch nicht erreicht, als ein Bote an sie herantrat und ihr die Nachricht überbrachte, dass die Herrscherin sie sofort zu sehen wünschte. Maßlos verblüfft und auch verunsichert folgte sie dem Boten.
Wenig später stand sie Sishu’a zum zweiten Mal an diesem Tag gegenüber, die sofort zur Sache kam.
»Shesha’a, die fremden Gäste müssen angemessen untergebracht werden«, erklärte die Herrscherin ohne Umschweife. »Als besonderes Zeichen unseres Vertrauens und unserer Wertschätzung werden wir sie privat unterbringen – in deinem Haus.«
Shesha’a raschelte vor Verblüffung unwillkürlich mit ihren Schuppen, beherrschte sich aber sofort wieder.
»Du hast keine Familie mehr«, fuhr die Herrscherin fort, »und dein Haus steht weitgehend leer. Deshalb ist es ideal und bietet genug Platz für eine größere Delegation als die Fremden mitbringen werden. Und natürlich sollst du sie nicht nur bewirten und ihnen die Sehenswürdigkeiten unserer Stadt zeigen, Shesha’a. Du sollst sie auch kennen lernen, ihre Motive prüfen und herausfinden, welche Art von Ehre sie haben … Nun, du weißt schon.«
Shesha’a zischte ihre Zustimmung.
Die Herrscherin ließ ihr keine Zeit, etwas dazu zu sagen. »Du bekommst natürlich Physische Helfer, die dich unterstützen, und ich erwarte täglich deinen persönlichen Bericht. Bereite dein Haus vor und komme morgen, sobald Shoya sich zeigt, zum Raumhafen, um sie zu empfangen und zu mir zu bringen. Alles Weitere findest du in diesem Bericht.«
Die Herrscherin reichte ihr einen Berichtsspeicher, der die gelbe Farbe der Besonderen Dringlichkeit trug und winkte sie hinaus. Shesha’a ging und nahm im Hinausgehen die
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