Sternenfaust - 021 - Mars-Parasiten
sich nicht so einfach vertreiben. Entsetzt stellte David fest, dass es in seiner Hand zu verschwinden begann. Einige Augenblicke noch sah er die äußeren Konturen des sich wie eine Schlange unter der Haut vorwärtsbewegenden Wesens, das sich am Unterarm voran arbeitete. Ein Kribbeln war dort zu spüren, wo sich das Wesen im Augenblick befand.
Stein sprang aus dem Bett, stieß einen entsetzten Schrei aus. Gleichzeitig dämmerte ihm, dass es nichts gab, was er im Augenblick gegen dieses Wesen tun konnte.
Mit ohnmächtiger Wut musste er mit ansehen, wie sich das Wesen, das in seinen Körper eingedrungen war, den Arm entlangarbeitete. Nach nur wenigen Augenblicken hatte es den Oberarm erreicht. Das Kribbeln wurde geradezu unerträglich und machte Stein halb wahnsinnig.
Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, sondern taumelte stattdessen nur noch durch das Apartment. Er stützte sich an der Wand ab, spürte den Lichtschalter unter seiner Hand, betätigte ihn und fand sich wenig später in einem Meer aus gleißender Helligkeit wider, die in den Augen schmerzte.
»Wyona!«, hörte er seine eigene Stimme rufen und sie klang dabei für ihn wie die Stimme eines Fremden.
Es war ein eigenartiges Gefühl. Verzweifelt versuchte Stein, einen klaren Gedanken zu fassen, aber in seinem Bewusstsein herrschte das blanke Chaos. Irgendwie herrschte tief in seinem Inneren die diffuse Vorstellung, dass er jemandem Bescheid sagen, sich jemandem anvertrauen musste. Er starrte auf die zum Apartment gehörende All-in-one-Konsole, mit der sämtliche Systeme der Wohnung zu steuern waren. Angefangen von der zur Verfügung stehenden Unterhaltungselektronik bis hin zur Bewässerung von Zimmerpflanzen. Aber auf dem Weg dorthin stolperte er fast über seine Sachen, von denen er einen Großteil ursprünglich über die Lehne eines Schalensessels gehängt hatte. Er griff nach seinem – wie von Frost befohlen – ständig empfangsbereiten Armbandkommunikator, den er in der Nacht allerdings abgenommen hatte.
Aber noch ehe er sich daran erinnern konnte, was er mit dem Kommunikator eigentlich gewollt hatte, durchlief ein Ruck seinen schlanken Körper.
Das wurmähnliche Wesen war das Rückgrat emporgeklettert und hielt sich Steins Gefühl nach nun in der Nackengegend auf. Für einen kurzen Moment erfasste ihn ein geradezu mörderischer Schmerz, der ihn kurz aufstöhnen ließ.
Im nächsten Augenblick war es vorbei.
Wyona Ramesha richtete sich nun ebenfalls auf. Sie hatte die Veränderung bei David Stein längst registriert.
»David!«, flüsterte sie und kniff dabei die Augen zusammen, um sich vor dem ungewohnt grellen Licht zu schützen.
Alles war nach dem kurzen Moment des intensiven Schmerzes, der Stein erfasst hatte, anders geworden. Agonie und Gleichgültigkeit hüllten sein Bewusstsein ein. Da waren nur noch vage Erinnerungen, die sich irgendwie nicht so recht einordnen ließen. Viele hatten mit einem Raumschiff zu tun, dessen Namen Stein auch erst nach längerer Überlegung wieder einfallen wollte.
STERNENFAUST …
Dass sich aus Wyonas Rücken für einen kurzen Moment ein fast fünfzig Zentimeter langer Wurm herausdrückte, der anschließend wieder im Inneren ihres Körpers verschwand, nahm Stein gar nicht mehr wahr.
Es hatte keine Bedeutung.
Wie so vieles andere, das er noch vor kurzem für so überaus wichtig gehalten hatte, ebenfalls …
*
»Alles in Ordnung?«, fragte Bruder William, als sich das Team zwei Tage später an der Antigrav-Bahnstation 431 im District C von Mars Town traf.
David Stein, dem diese Frage gegolten hatte, reagierte nicht. Sein Blick war starr und teilnahmslos. Plötzlich durchlief ein Ruck seinen Körper. Er wandte den Kopf in Bruder Williams Richtung, sagte aber nichts.
»Lieutenant?«, fragte der Christophorer.
»Es ist alles in Ordnung«, erwiderte Stein. Und nach einer kurzen Pause fügte er noch hinzu: »Ich freue mich auf eine erfolgreiche Absolvierung des Survival Kurses in Camp Latanor.«
Bruder William hob verwundert die Augenbrauen. »Was ist in den vergangenen zwei Tagen geschehen, dass Sie Ihre Meinung so grundlegend geändert haben, Lieutenant?«
»Nichts«, behauptete Stein. »Es ist nichts geschehen.«
Seine Worte klangen so leer wie sein Blick.
Bruder William zuckte die Achseln. Auf Frost machte das junge Mitglied des Wissenschaftler-Ordens der Christophorer in diesem Moment einen ratlosen Eindruck, was ziemlich selten vorkam. Auch wenn seine schüchterne Art mitunter
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