Der siebte Sinn der Tiere: Warum Ihre Katze weiß, wann Sie nach Hause kommen, und andere bisher unerklärte Fähigkeiten der Tiere (German Edition)
Vorwort
Dies ist ein Buch der Anerkennung – der Anerkennung, dass Tiere Fähigkeiten besitzen, die wir verloren haben. Teils haben wir diese Tatsache vergessen, teils sind wir uns ihrer bewusst. Als Kind habe ich mich, wie viele andere Kinder auch, für Tiere und Pflanzen interessiert. In meiner Familie gab es alle möglichen Haustiere: unseren Hund Scamp, ein Kaninchen, Hamster, Tauben, eine Dohle, einen Wellensittich, Schildkröten, Goldfische und ganze Populationen von Kaulquappen und Raupen, die ich jedes Frühjahr großzog. Mein Vater Reginald Sheldrake, ein Apotheker mit Leidenschaft fürs Mikroskopieren, förderte meine Interessen und verstärkte die Faszination, die die Welt der Natur auf mich ausübte. Er zeigte mir, dass es in Tropfen von Teichwasser von Myriaden von Lebensformen nur so wimmelt und wie die Schuppen auf Schmetterlingsflügeln aussehen. Besonders fasziniert war ich davon, wie Tauben heimfanden. An Samstagvormittagen nahm mich mein Vater zu Großveranstaltungen von Brieftaubenzüchtern mit. An unserem Bahnhof in Newark-on-Trent in den englischen Midlands warteten Sporttauben aus ganz England in übereinandergestapelten Weidenkörben auf den Start. Zur festgesetzten Zeit öffneten die Züchter die Klappen. Ich durfte ihnen dabei helfen. Unter wildem Geflatter und Flügelschlagen flogen Hunderte von Tauben auf. Sie stiegen zum Himmel empor, kreisten eine Weile und begaben sich dann in alle möglichen Richtungen auf den Weg zu ihren weit entfernten Schlägen. Wie machten sie das bloß? Das wusste anscheinend niemand. Und noch heute gibt es keine Erklärung für diese Fähigkeit heimzufinden. Auf der Schule entschied ich mich natürlich dafür, Biologie und andere Naturwissenschaften zu studieren, und diese naturwissenschaftliche Ausbildung setzte ich dann an der Universität Cambridge fort, wo ich Botanik, Physiologie, Chemie und Biochemie studierte und schließlich in Biochemie promovierte. Aber im Laufe meiner Ausbildung zum Biologen tat sich eine große Kluft zwischen meinen Erfahrungen mit Tieren und Pflanzen und der wissenschaftlichen Methode auf, die mir beigebracht wurde.
Die noch immer vorherrschende orthodoxe mechanistische Theorie des Lebens behauptet, dass lebende Organismen nichts weiter seien als komplexe, genetisch programmierte Maschinen. Sie gelten als unbeseelt und seelenlos. Der erste Schritt beim Studium lebender Organismen bestand generell darin, dass wir sie töteten und aufschnitten. Ich verbrachte viele Stunden im Labor, zunächst mit dem Präparieren und im Laufe meines Studiums auch mit der Vivisektion. So erschöpfte sich beispielsweise ein wesentlicher Teil meines Biologielehrplans darin, Nerven aus abgetrennten Froschbeinen zu sezieren und sie elektrisch zu stimulieren, um die Muskeln zum Zucken zu bringen. Zur Untersuchung von Enzymen in Rattenleber, einem der bevorzugten Gewebe in der Tierbiochemie, mussten wir zuerst die lebende Ratte enthaupten, deren Blut dann ins Spülbecken des Labors spritzte. Wie Tauben zu ihrem Schlag heimfinden, erfuhr ich nicht.
Aus Tierliebe hatte ich Biologie studiert, und so weit hatte mich dieses Studium nun gebracht. Irgendwas war schiefgelaufen. Ich fragte mich, was hier eigentlich passierte. Nach meinem Studium in Cambridge bekam ich ein Frank-Knox-Stipendium für die Harvard University, wo ich Philosophie und Wissenschaftsgeschichte studierte, da ich mich für einen umfassenderen Blickwinkel interessierte. Anschließend kehrte ich nach Cambridge zurück und widmete mich der Erforschung von Pflanzen.
Zehn Jahre lang betrieb ich entwicklungsbiologische Forschungen in Cambridge, während ich fortfuhr, mir Gedanken über die Grundzüge einer mehr ganzheitlichen Wissenschaft zu machen. Ich wurde Fellow am Clare College in Cambridge, an dem ich Studiendirektor für Biochemie und Zellbiologie war. Während meiner Arbeit in Cambridge erhielt ich einen Ruf als Forschungsstipendiat der Royal Society, unter deren Schirmherrschaft ich mich an der University of Malaya der Erforschung von Regenwaldpflanzen widmete. Später wurde ich Chefpflanzenphysiologe am ICRISAT, dem International Crops Research Institute for the Semi-Arid Tropics in Hyderabad in Indien, wo ich mich bemühte, Wachstum und Ertrag von Feldfrüchten zu verbessern, die für die Ernährung von Hunderten Millionen von Menschen eine lebenswichtige Rolle spielen.
Seitdem habe ich mehr als 40 Jahre als Wissenschaftler gearbeitet – ich habe Beiträge in wissenschaftlichen
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