Sternenfaust - 022 - Im Tempel der Toten Götter
ausgedehntes Zentrum. Und es gab hunderte solcher Höhlengruppen, die untereinander mit langen Gängen verbunden waren. Auch diese Anordnung war gewiss nicht zufällig entstanden. Laut den Ergebnissen der Scans waren die Höhlen ebenso unbewohnt wie der Rest des Planeten, sah man von Pflanzen und pilzartigen Gebilden ab, die darin wuchsen.
Ein Detail unterschied Alard-9/17 allerdings von des übrigen Planten. Direkt am Äquator befand sich inmitten einer großen Waldlichtung eine kuppelförmige Erhebung.
Dana Frost betrachtete das seltsame Gebilde auf dem Bildschirm, während das Display die Messdaten bekannt gab. Von der Form her ähnelte es dem horizontal halbierten stachellosen Gehäuse eines Seeigels, dem man einen Überzug aus riesigen Schlangenschuppen verpasst hatte. Diese »Schuppen« begannen relativ schmal am Scheitelpunkt und verbreiterten sich immer mehr nach unten hin. Darüber lagen überdimensionale Kugeln, aufgereiht wie auf einer Perlenkette. Jede hatte einen Durchmesser von ungefähr anderthalb Metern. Die oberste Kugel lag direkt auf dem Scheitelpunkt. Von dort aus umwickelten sie das Gebilde in einer perfekten Spirale nach unten hin. Neben der letzten Kugel der »Perlenkette« befand sich eine nach oben spitz zulaufende dreieckige Öffnung, die ins Innere führte.
Die »Perlen« schimmerten in sattem Hellrosa, während die »Schuppen« darunter die Umgebung und den Himmel so perfekt spiegelten, dass das Gebäude nahezu unsichtbar war, wäre nicht die abweichende Farbe der »Perlen« gewesen. Im Durchmesser maß es exakt 155,4 Meter und war am Scheitelpunkt 43,2 Meter hoch.
»Was sagen die Scanner, David?«, fragte Frost. »Ist es ein Gebäude?«
»Zumindest zeigen unsere Scanner kein Leben in der uns bekannten Form an«, antwortete Stein. »Aber seit unserer Begegnung mit dem Asteroiden, der sich als lebendiges Nerdai entpuppte, möchte ich nicht mit Sicherheit ausschließen, dass es vielleicht nicht doch eine uns unbekannte Lebensform sein könnte. In jedem Fall kommt das Signal, das wir empfangen, aus seinem Inneren. Allerdings dringen die Scanner nicht unter die Oberfläche, sodass ich nicht sagen kann, was sich unter der Erde befindet.«
»Und was befindet sich in diesem … Turban?«, fragte Frost.
»Eine Kuppel aus einer uns unbekannten Legierung von derselben Form wie der Überbau. Eins ist allerdings seltsam. Bisher haben wir in diesem System nur Perfektion gesehen, auch was die Maße angeht. Deshalb liegt der Schluss nahe, dass der Überbau und die Kuppel darin eine gewisse Symmetrie zueinander aufweisen müssten. Aber das ist nicht der Fall. Die Abstände der Wände zur Kuppel sind unregelmäßig. Und bei dem verwendeten Material handelt es sich um Naturmaterial: Steine, Erde, Baumrinde und so weiter. Die Kugeln auf der Oberfläche sind nicht perfekt rund, sondern weisen hier und da Dellen auf.«
»Und woraus besteht das reflektierende Material auf der Oberfläche?«, wollte Frost wissen.
»Die Scanner liefern auch dazu keine Ergebnisse.«
»Dann sollten wir uns das mal näher ansehen. Sobald die L-2 startklar ist, geht ein Außenteam runter. Vier Marines, Jefferson und zwei seiner Techniker und Sie, David. Und ich werde auch mitgehen. – Michael, Sie haben die Brücke.«
»Aye, Ma’am.«
*
Crewwoman Jenny Black Fox lächelte erfreut, als Rags Telford ihr Reich betrat – die Waffenkammer des Schiffes.
»Alles klar bei dir, Jen?«, fragte der große Marine gespielt beiläufig. »Ich bin die Vorhut. Die anderen kommen auch gleich, um sich ihre Waffen abzuholen.«
Er sah sich um, ob jemand in der Nähe war. Als er niemanden entdecken konnte, nahm er Jenny in die Arme und gab ihr einen leidenschaftlichen Kuss, den sie nicht minder leidenschaftlich erwiderte.
Jenny Black Fox war Waffentechnikerin und mit ihren Teamkameraden zusammen für die Pflege und Wartung aller Waffen an Bord zuständig. Das schloss auch die Waffen der Marines ein, obwohl die ihre in der Regel selbst in Ordnung hielten. Doch Jenny hatte eine besondere Beziehung zu Waffen aller Art und war trotz ihrer erst 23 Jahre eine Expertin mit ausgezeichnetem Ruf.
Sie pflegte das darauf zurückzuführen, dass sie aus einer »Familie von Kriegern« stammte und Nachfahrin eines Cheyenne-Häuptlings war, der 1876 am Little BigHorn gegen Custer gekämpft hatte. Obwohl sie auch eine ausgezeichnete Nahkämpferin war, hatte sie sich für eine Ausbildung in Waffentechnik entschieden, statt selbst zu den Marines
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