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Sternenfaust - 022 - Im Tempel der Toten Götter

Sternenfaust - 022 - Im Tempel der Toten Götter

Titel: Sternenfaust - 022 - Im Tempel der Toten Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M’Raven
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Wege suchen und gehen zu dürfen, ihr Mächtigen«, sagte sie laut. »Ich danke euch dafür! Bitte, lasst mich noch eine Möglichkeit finden, euren neuen Willen den anderen plausibel zu erklären, dass sie mich nicht daran hindern, ihn zu erfüllen.«
    Wie als Antwort auf ihre neue Bitte spürte sie tief im Inneren des Heiligtums wieder etwas Unbekanntes. Es ähnelte einer Vibration, war aber ganz anders, und Siarin konnte sie sowohl spüren als auch kaum wahrnehmbar hören. Diesmal gelang es ihr allerdings nicht, dieses Zeichen zu interpretieren, obwohl sie sehr lange darüber nachdachte und wartete, ob die Götter sich vielleicht noch auf andere Art melden würden. Schließlich interpretierte sie das Zeichen als drängende Aufforderung, endlich an ihre neue Aufgabe zu gehen.
    Siarin erhob sich, absolvierte ehrerbietig die erforderlichen Dankesgebete und Abschiedsriten und verließ den Tempel wieder.
    Sie ahnte nicht, dass das, was sie zuletzt gespürt und gehört hatte, ihre letzte Bitte auf eine Art und Weise erfüllen sollte, die nicht nur ihr Leben, sondern das ihres ganzen Volkes schlagartig verändern würde …
     
    *
     
    Als Siarin ins Freie trat, spürte sie sofort, dass sie nicht mehr allein war. Zwar konnte sie niemanden sehen, doch ihre Sinne sagten ihr, dass sie von insgesamt dreiundzwanzig Ehukani umzingelt war. Sie spürte außerdem eine Welle der Ablehnung von den Unsichtbaren.
    Furchtlos trat sie noch einen Schritt vor. »Zeigt euch!«, forderte sie die Unbekannten auf.
    Ihr Wunsch wurde ihr prompt erfüllt. Die Fremden erschienen. Siarin erkannte auf den ersten Blick, dass sie eingekreist war. Ihrem etwas dunkleren Äußeren nach zu urteilen handelte es sich bei ihnen um Bewohner der Südlichen Siedlungen, die ihre Zeit nicht nur in ihren Lebensräumen unter der Erde verbrachten, sondern oft auch an der Oberfläche. Manche von ihnen, so hieß es, lebten sogar immer dort.
    Siarin konnte nicht sagen, zu welchen von denen diese Gruppe gehörte. Sie spürte nur, dass sie ihr nicht gerade wohl gesonnen waren.
    »Was wollt ihr?«, fragte sie herausfordernd.
    »Wir wollen, dass du verschwindest«, grollte einer, der offensichtlich ihr Anführer war. »Das Heiligtum der Alten liegt auf unserem Gebiet. Ihr habt hier nichts zu suchen. Wir werden nicht dulden, dass arimólini wie ihr es vereinnahmt!«
    Siarin ignorierte die Beleidigung, mit der er sie und ihre Leute gerade als Erdfresser bezeichnet hatte. »Das Heiligtum gehört allen Rhukani«, erinnerte sie den anmaßenden Anführer unbeeindruckt. »Niemand hat das Recht, darauf Anspruch zu erheben. Außerdem kommen wir hierher, um zu beten und die Götter zu ehren, nicht um hier zu wohnen. Wo ist also das Problem?«
    »Das Problem seid ihr! Deshalb werden wir euch nicht mehr hier dulden. Gehe zu deinen Leuten zurück und sag ihnen das!«
    Siarin war nicht bereit, kampflos den Rückzug anzutreten. Nicht nachdem die Götter persönlich ihr gerade ein machtvolles Zeichen geschickt hatten. »Was haben wir euch getan, dass ihr uns den Zutritt zum Heiligtum verweigern wollt?«
    »Ihr seid nicht würdig, vor die Götter zu treten«, erklärte der Anführer streng. »Ihr verkriecht euch immer noch unter der Erde und lasst sie für euch sorgen, statt nach oben zu gehen und euer eigenes Leben zu führen – unabhängig von ihnen. Die Götter wollen nicht, dass wir untätig bleiben. Sie wollen, dass wir frei von ihnen leben und sie aus Respekt und Liebe verehren, nicht aus Angst davor, dass sie uns unseren Wohlstand fortnehmen, wenn wir nicht demütig genug sind.«
    Siarins Augen strahlten vor Freude hell auf. Hatte sie gerade noch geglaubt, mit ihren Ideen von einem freien Leben und dem Entdecken neuer Dinge weitgehend allein zu sein, so sah sie sich hier anderen Rhukani gegenüber, die diese Ideen nicht nur teilten, sondern sie wohl auch schon geraume Zeit lebten.
    »Du hast vollkommen Recht«, stimmte sie dem Anführer zu. »Das war der Grund, weshalb ich den Tempel der Alten aufgesucht habe. Ich bat die Götter um die Erlaubnis, dass wir künftig neue Wege gehen und neue Dinge erforschen dürfen, weil wir zu sehr in ihrer Abhängigkeit leben und ich der Überzeugung bin, dass sie das nicht gewollt haben. Die Götter gaben mir ein Zeichen, mit dem sie mir diese Erlaubnis erteilt haben. Ich habe schon überlegt, wie ich meinen Leuten diese Neuigkeit schonend beibringen kann. Und nun seid ihr plötzlich da. Ich bin sicher, auch das ist ein Zeichen der Götter.

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