Sternenfaust - 026 - Der Hinterhalt
versuchen, auf Umwegen Ihr Ziel zu erreichen.«
»Sie haben eine denkbar schlechte Meinung von uns J’ebeem, Commander Frost«, hielt er ihr vor.
»Wundert Sie das?«, konterte Dana. »Ihr Volk hat seit der allerersten Begegnung mit den Menschen keinen Hehl daraus gemacht, dass wir in Ihren Augen eine minderwertige Rasse sind. Sie haben bei jeder sich bietenden Gelegenheit unsere Missionen sabotiert. Sie haben uns mit Agenten unterwandert, die nicht einmal vor Mord zurückschrecken. Ich hatte einen davon an Bord, und er war allein für den Tod von vier Crewmitgliedern verantwortlich. Die Verluste, die wir durch die Informationen erlitten haben, die er an Ihren Geheimdienst geschickt hat, nicht mitgezählt. Sie werden verstehen, Kommandant Talas, dass sich meine Sympathie für Ihr Volk und mein Mitgefühl für Ihre Situation in Grenzen hält.«
»Das verstehe ich vollkommen, Commander Frost. Und selbstverständlich hat ihr Volk keine Agenten in unseren Reihen, nicht wahr?«, erkundigte er sich ironisch. »Aber darum geht es hier nicht. Was kann ich tun, um Sie zu überzeugen?«
»Lassen Sie mich und meine Leute frei.«
»Das werde ich tun«, antwortete er ohne zu zögern. »Aber ich bitte Sie, mir trotzdem bei der Lösung dieses Problems zu helfen. Und zwar für die Shisheni. Was ich brauche – nein, was wir brauchen –, ist ein plausibles Argument, das das Triumvirat restlos überzeugen wird, dass es für das Reich von Ebeem das Beste ist, Shishena und das ganze Shush-System ein für alle Mal in Ruhe zu lassen. Egal wie viel Emuyili oder sonstige Schätze es hier zu holen gibt.« Er sah seine beiden Gäste eindringlich an. »Werden Sie mir dabei helfen?«
*
Bernd Selassi kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Obwohl er die Shisheni seit Monaten kannte und mit ihnen lebte, überraschten sie ihn immer wieder aufs Neue. Kaum hatte die Herrscherin ihr Volk – das gesamte Volk , wohlgemerkt – davon informiert, dass die Crewmitglieder der STERNENFAUST, die zu ihrer Unterstützung gekommen war, von den J’ebeem gefangen genommen worden waren, hatten die erfahrensten Mitglieder der Ersten Sh’gash innerhalb einer halben Stunde einen Rettungsplan ausgearbeitet und machten sich unverzüglich an seine Ausführung.
Wie immer, wenn es die Situation erforderte, packte jeder mit an, auch diejenigen, in deren Fachgebiet die jeweilige Tätigkeit überhaupt nicht fiel.
Tunnel zu graben und ähnliche Aufgaben oblagen den Physischen Helfern, jenen jungen Shisheni, die ihre elfjährige Grundausbildung in allen Berufen noch nicht abgeschlossen hatten. Bis zum Abschluss ihrer Ausbildung, bei dem sie sich für die Ausübung nur eines Berufes entschieden, verbrachten sie jeden Tag ein Drittel ihrer Zeit damit, für das Wohl der Allgemeinheit – und auch in privaten Haushalten – notwendige Dienste zu verrichten. Diese Arbeiten reichten vom Zubereiten von Mahlzeiten über das Reinigen von Straßen und Gebäuden außen und innen, Kinderbetreuung, Archivtätigkeiten und Assistenz für jeden berufstätigen Shisheni, der Hilfe brauchte, bis zum … Graben von Tunneln.
Kolonnen von Sauroiden gruben so lautlos und erschütterungsfrei wie möglich einen Tunnel, der immer breiter wurde, je mehr er sich dem Zielgebiet näherte. Sie frästen ihn mit Spezialgeräten in den harten, von Emuyili durchzogenen Fels. Mit unglaublicher Geschwindigkeit hatten die Shisheni in weniger als zwei Stunden den Tunnel, mit dessen Hilfe sie die gefangenen Menschen aus dem J’ebeem-Schiff befreien wollten, fertig gestellt. Bernd Selassi und andere Menschen unterstützten die Physischen Helfer darin, die unermüdlichen Arbeiter mit speziellen Kraft-Getränken zu versorgen.
Der felsige Untergrund, auf dem die heutigen Städte standen, war seit Jahrtausenden durchzogen von sehr weitläufigen Höhlen und Gängen, in denen die Vorfahren der Shisheni gelebt hatten. Das Gestein in den Wänden und Höhlendecken war von dicken Emuyili-Adern durchzogen, die von der Oberfläche aus gesehen ein nahezu durchgehendes, mehrschichtiges »Gewebe« ergaben, das von Ortungsstrahlen so gut wie nicht durchdrungen werden konnte. Bodenschätze wurden auf Shishena nicht mehr abgebaut. Heute war Bergbau nur auf den unbewohnten Planeten wie Skoshu erlaubt.
Die Shisheni gruben von einem der bereits vorhandenen Gänge aus einen weiteren, der zielsicher unter das J’ebeem-Schiff führte, in dem die Crew der STERNENFAUST gefangen gehalten wurde. Mehrere Teile des neuen
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