Sternenfaust - 026 - Der Hinterhalt
Wahrscheinlich hatten die J’ebeem über die Kameras den Vorfall beobachtet und wussten bereits, dass ihre Gefangenen versuchten auszubrechen. Die Menschen hatten nur eine Chance auf Erfolg, wenn jetzt alles schnell ging.
Sie waren gerade erst um die erste Gangecke gebogen, als es schlagartig stockfinster wurde und das Licht vollständig erlosch.
»Die glauben wohl, dass wir uns davon aufhalten lassen!«, knurrte Sergeant Olafsson grimmig. »Jefferson!«, rief er nach rückwärts gewandt dem Leitenden Ingenieur der STERNENFAUST zu. »Wir könnten hier Ihre Augen brauchen!«
Lieutenant Simon E. Jefferson stammte wie Marine Telford von einer Genetikerwelt. Seine Augen waren so modifiziert, dass er nur im Infrarotbereich sehen konnte, was in absoluter Dunkelheit natürlich ein unschätzbarer Vorteil war.
Doch Jefferson kam nicht dazu, Olafssons Ruf zu folgen. Unter dem Schiff erzitterte der Boden von einer Explosion. Wenige Sekunden später erfolgte eine zweite Explosion, die diesmal den Bauch des Schiffes aufsprengte und die Menschen von den Beinen riss.
»Was, zum Teufel …?«, fluchte Olafsson und wünschte sich eine Lampe oder irgendeine andere Lichtquelle.
Schritte näherten sich ihnen in Laufgeschwindigkeit – die Schritte sehr vieler Füße. Offensichtlich kam dort ein Trupp J’ebeem, ausgerüstet mit Nachtsichtgeräten. Olafsson und seine Gruppe zögerten keine Sekunde. Sie wandten sich dem Geräusch zu und hoben ihre Waffen für eine Salve von gestreuten Blindschüssen.
»Nicchcht schiessssssen, Olaffssssson!«, vernahm er zu seiner grenzenlosen Verblüffung die Stimme eines Shisheni, der Solar sprach. »Wir holen Ssssie hier herausssss. Folgen Sssssie unsssss!«
Im nächsten Moment fühlte er sich von zwei Klauenhänden gepackt, die ihn zielstrebig mit sich zogen. Seine Ohren sagten ihm, dass es seinen Leuten ebenso erging.
»Shesha’a, sind Sie das?«
»Nein, Kashu’u. Vertrauen Ssssie sssichchch unsss an! Wir ssssehen im Dunkeln für Ssssie.«
Olafsson erinnerte sich gut an Kashu’u, dem er bei seinem letzten Aufenthalt auf Shishena bei einer ausgelassenen Party ein paar Marine-Kampflieder beigebracht hatte. Doch für eine Wiedersehensfeier war keine Zeit. Er folgte dem Shisheni, der ihn und die übrigen Crewmitglieder zusammen mit seinen Kameraden mit unfehlbarer Sicherheit und rasender Geschwindigkeit, wie es den Menschen schien, durch die Gänge des Schiffes und ein riesiges Loch im Schiffsrumpf ins Freie führte.
Draußen wurden sie von anderen Shisheni in Empfang genommen, die ihnen halfen, in einen breiten Trichter in der Erde zu klettern, der zu einem Gang führte, in den man sie im Laufschritt hineinbugsierte. Die Shisheni folgten ihnen. Als der Letzte drin war, flog hinter ihnen der Eingang in die Luft, und der Trichter kollabierte. Trotzdem verlangsamten die Shisheni ihren Laufschritt nicht. Den Menschen blieb nichts anderes übrig, als mit ihnen Schritt zu halten, die jetzt Lampen einschalteten, damit die Menschen sehen konnten.
Michael Tong, der mit an der Spitze lief, warf einen Blick zurück, um zu erkennen, ob die gesamte Besatzung befreit worden war und stellte fest, dass niemand fehlte, soweit er es erkennen konnte. Die Verletzten wurden sogar von je zwei Shisheni auf den Rücken getragen, die ihre Arme und Beine einer Seite so ineinander verschränkt hatten, dass ihre Rücken wie ein flaches Bett für die Verwundeten waren.
Nach ungefähr zehn Minuten kamen sie in einer geräumigen, hell erleuchteten Höhle an, wo die Flucht stoppte. Ein Schwarm Physischer Helfer und Ärzte, die bereits mit der Physiognomie der Menschen vertraut waren, stürzte sich auf sie und versorgte sie. Innerhalb weniger Minuten waren die Befreiten in gemütlichen Höhlenräumen untergebracht. Die Shisheni waren mit ihren Rettungsaktion überaus zufrieden.
Michael Tong bedankte sich im Namen aller für die Befreiung. »Aber Captain Frost und Shesha’a befinden sich noch in den Händen der J’ebeem«, erinnerte er ihre Retter und erhielt ein vielfaches amüsiertes Wispern shishenischer Schuppen zur Antwort.
»Seien Sie unbesorgt«, beruhigte ihn Kashu’u. »Für deren Befreiung haben wir einen besondern Plan.«
Und Tong konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass er um nichts im Universum in der Haut eines J’ebeem stecken wollte, wenn die Shisheni diesen Plan in die Tat umsetzten …
*
Wenn jemand uns hier zusammensitzen sieht , dachte Dana Frost, würde er nicht glauben, dass
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