Sternenfaust - 026 - Der Hinterhalt
Getränk keine Droge enthielt.
»Dann verdanke ich die Sprengfallen wohl Ihren Kameraden«, stellte er fest. »Ehrlich gesagt, ich bewundere Ihre Leute.«
»Trotzdem wollen Sie uns vernichten.« Shesha’a ließ sich nicht bluffen.
»Nein. Obwohl mein Auftrag, wenn ich ihn pflichtgetreu ausführe, im Endeffekt darauf hinausläuft, sollte Ihr Volk das Emuyili nicht freiwillig herausrücken. Ich habe für meine Regierung das Zeug zu besorgen, koste es, was es wolle.« Er beugte sich vor und blickte Shesha’a in ihre großen grünen Augen. »Ist es wirklich wert, dass Ihr Volk für einen Rohstoff stirbt? Helfen Sie mir, das zu verstehen.«
»Es geht dabei nicht um das Emuyili«, erklärte Shesha’a ihm geduldig und ahnte nicht, dass Sessu’u vor ein paar Tagen zu Schwester Martina dasselbe gesagt hatte. »Es geht darum, dass wir nicht zulassen dürfen, dass die Vertreter einer anmaßenden Rasse auftauchen und glauben, sich ohne Erlaubnis nehmen zu können, was sie wollen. Ich weiß nicht, worauf ihr euren Anspruch gründet. Doch was würdet ihr tun, wenn wir plötzlich auf euren Welten auftauchten und euch aufforderten, uns euren Besitz ohne Gegenleistung zu übergeben, nur weil wir ihn haben wollen? Wenn wir euch sogar mit Gewalt, Krieg und Vernichtung bedrohten, falls ihr ihn uns nicht gebt? Was würdet ihr tun?«
Siron verzog das Gesicht zu einer Grimasse, die die j’ebeemische Variante eines Lächelns war. »Wir würden unsere Truppen zusammenrufen, die Aggressoren in Millionen Teile sprengen und aus unserem System vertreiben«, gab er offen zu. »Aber natürlich wären wir Ihnen gegenüber in dem Vorteil, dass wir Ihnen zahlenmäßig und technisch weit überlegen sind. Unter diesen Umständen würden wir es nicht auf die Vernichtung unserer Familien und möglicherweise des ganzen Volkes ankommen lassen.«
»In diesem Punkt sind unsere Mentalitäten offensichtlich unterschiedlich«, stellte Shesha’a fest. »Vielleicht liegt es daran, dass wir Shisheni den Tod als den Übergang in eine andere Existenzform betrachten. Nach unserem Glauben existieren wir auch nach dem Absterben unserer Körper weiter, sodass unser Volk selbst dann nicht ausstirbt, wenn der Letzte unserer Körper nicht mehr da ist. Demnach gibt es keinen Grund für uns, an dieser Existenz festzuhalten. Deshalb trauern wir auch nicht um unsere Toten, sondern feiern ihren Übergang in eine neue Existenz.«
Siron dachte darüber nach und nickte schließlich. »Das erklärt, warum Ihre Emuyili-Techniker sich nicht gescheut haben, sich umzubringen, nur um zu verhindern, dass wir ihr Wissen in die Hände bekommen. Oder warum sich damals 95 Shisheni geopfert haben, um Grusan Komo aufzuhalten.«
»Ja«, bestätigte Shesha’a. »Und weshalb mein gesamtes Volk nicht zögern wird, sich zu opfern, wie Sie es nennen, um Sie in Ihre Schranken zu weisen. Ich habe die Trümmer Ihrer bereits zerstörten Schiffe gesehen. Ich gehe wohl recht in der Annahme, dass Sie im Gegenzug noch keinen von meinen Leuen erwischt haben.«
»Das stimmt«, gab Siron unumwunden zu. »Ich bin ausgesprochen froh darüber. Die einzigen Opfer auf Ihrer Seite sind die freiwillig aus dem Leben geschiedenen Emuyili-Techniker.«
Dana Frost hörte dem Gespräch der beiden aufmerksam zu und staunte nur. Siron Talas unterschied sich gravierend von den J’ebeem-Kommandanten, die sie bisher kennen gelernt hatte.
»Wie sollen wir das verstehen?«, mischte sie sich ins Gespräch.
»Wie ich es sage, Commander Frost. Ich will offen zu Ihnen sein. Diese Mission schmeckt mir ganz und gar nicht. Ihre Herrscherin, Shesha’a, hat uns Diebe genannt, und damit hat sie vollkommen Recht. Meine Regierung hat mir, wenn wir es genau nehmen wollen, den Auftrag gegeben, die Shisheni zu bestehlen und sie zu vernichten, falls die sich das nicht gefallen lassen. Wenn ich diesen Befehl missachte, komme ich als Verräter vor ein Tribunal, und mein Haus fällt in Ungnade.«
Siron blickte von Frost zu Shesha’a. »Aber ich will diesen Befehl nicht ausführen und suche nach einer Möglichkeit, ihn zu umgehen, ohne ihn direkt zu missachten.«
Dana klappte beinahe die Kinnlade nach unten. Sie war geneigt, Talas’ Aussage für einen Trick zu halten, konnte sich des Gefühls aber nicht erwehren, dass er meinte, was er sagte.
Er wartete eine Antwort gar nicht erst ab, sondern fuhr fort. »Ich habe versucht, die Situation mit Ihrer Herrscherin zu besprechen, aber sie schaltet – verständlicherweise – auf
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