Sternenfaust - 037 - Die Stadt in der Tiefe
II getaufte Raumer antriebslos durchs All taumelte und – noch wichtiger – über keinerlei Offensivbewaffnung zu verfügen schien. Alles deutete darauf hin, dass sie es tatsächlich mit einem Wrack, einem Totenschiff zu tun hatten. Der guten Ordnung halber funkten sie das Schiff in regelmäßigen Abständen auf allen verfügbaren Frequenzen an. Allerdings ohne Erfolg.
Während der Kurs des Geisterschiffs zwar ungesteuert zu sein schien und zufällig wirkte, machte die Eigenbewegung des Raumers einen anderen Eindruck. Schon rasch stellte die Ortung an Bord der STERNENFAUST fest, dass der Koloss über eine Eigenrotation verfügte. »Es muss durch diese Rotation so etwas wie Schwerkraft in dem FLYING DUTCHMAN existieren …«, interpretierte Ashley Briggs die Ergebnisse.
Unter ästhetischen Kriterien, genauer gesagt menschlich geprägtem Schönheitsempfinden war das Geisterschiff trotz seiner imposanten Größe eine Ausgeburt der Hässlichkeit. Unter der schuppigen Oberfläche lagen deutlich erkennbar wuchtige, sich vielfach verzweigende Leitungen, die aus der Entfernung teils wie knotige Geschwüre teils wie Krampfadern wirkten.
Am unheimlichsten aber waren die mitunter hochhausgroßen Fensterfronten, die in unregelmäßigen Abständen über die Schiffsoberfläche verteilt waren. Sie wirkten tatsächlich so, als gäbe es noch Leben an Bord. Die meisten waren dunkel und reflektierten nur das von außen auf sie fallende Licht. Einige aber leuchteten, als wäre hinter ihnen eine lebhafte Party in Gang. Die seltsamen, nicht näher erkennbaren Bewegungen hinter den hell erleuchteten Scheiben, die die Besatzung der STERNENFAUST nun mit eigenen Augen beobachten konnten, erweckten den Eindruck, als lebte tatsächlich noch etwas im Inneren des Schiffes.
Obwohl genau dieser Eindruck der trügerischste sein musste, da es keinerlei technisch messbare Anzeichen dafür gab.
»Ma’am, es ist unerklärlich«, meldete sich Briggs.
»Präziser«, forderte Dana den Ortungsoffizier auf.
»Es gibt keinerlei Energiesignaturen. Wenn das Schiff mal über Antriebsaggregate welcher Bauart auch immer verfügt hat, dann sind diese Geräte seit langem außer Funktion. Wir messen noch nicht einmal eine Reststrahlung.«
»Was, Lieutenant, bewirkt dann das Leuchten?«, fragte Dana mit schärferer Betonung, als sie eigentlich einsetzen wollte.
»Ich – äh … ich weiß es nicht, Ma’am …«, stammelte Briggs.
»Irgendwoher muss die Energie doch kommen, mit der zumindest das Licht da drüben funktioniert«, fügte sie noch hinzu.
Sie sah über ihre Monitoraufbauten hinweg und bemerkte, dass Ashley Briggs sein Gesicht zu einer verzweifelten Grimasse verzog.
»Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden, Captain«, schaltete sich van Deyk ein.
Dana wusste, was er sagen wollte. Doch bevor sie dazu kam, ihm zu antworten, meldete sich wieder Briggs: »Captain. Die FLYING DUTCHMAN II hat gerade einen Kurswechsel eingeleitet …«
»Wie bitte …?«
Dana starrte auf den Zentralbildschirm der Brücke. Rein optisch war nicht viel zu bemerken. Sie sah ein paar Zahlenreihen, die den Abstand zwischen ihnen und dem Geisterschiff wiedergaben. Die sprachen eine deutlichere Sprache.
»Wenn wir unseren Kurs beibehalten …«, sagte Dana.
»Das Geisterschiff steuert einen deutlichen Kollisionskurs«, ergänzte van Deyk. »In genau«, er blickte auf seine Armbanduhr, »einer Stunde und dreiundzwanzig Minuten rumpelt die STERNENFAUST mit dem Monster da draußen zusammen.«
»Sie belieben zu scherzen«, sagte Dana. »Die FLYING DUTCHMAN gibt uns genug Zeit, uns in Sicherheit zu bringen.«
»Natürlich, Captain.«
»Bevor wir es dazu kommen lassen, sollten wir uns anschauen, was da drüben herumgeistert …«
*
Dana hielt die Vorsichtsmaßnahme zwar für überflüssig, beugte sich aber Sergeant Takashi, der darauf bestand, mit einem kleinen Vorauskommando Marines »erst einmal die Lage zu klären, bevor Sie und Ihr Team sich in Gefahr bringen – ohne unsere Rückendeckung und nur mit Spielzeug bewaffnet …«
Die abschließende, etwas gehässige Bemerkung sah Frost dem Sergeant nach. Im Vergleich zu den schweren Kampfanzügen der Marines und den Gaussgewehren war die übliche Bewaffnung der restlichen STERNENFAUST-Crew auf Ausflügen vergleichsweise bescheiden. Ihre eigentliche Waffe war schließlich ihr Schiff.
Als das Shuttle von einigen Außenkameras und kleinen Satelliten verfolgt an einer geeignet erscheinenden Stelle der FLYING
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