Sternenfaust - 041 - Das Kristallschiff
STERNENFAUST.
*
Fünf Tage später an Bord der STOLZ DES IMPERIUMS
Seit drei Tagen hatte der hantelförmige Forschungskreuzer der Mantiden die Bergstrom-Raum-Anomalie des kosmischen Flaschenhalses verlassen. Die stur eingehaltene Richtung führte das Schiff jetzt am Rand der Großen Leere entlang, ein Kurs, den Kkiku’h einigermaßen tröstlich empfand. Zumindest von einer Seite zeigte sich der Weltraum jetzt wieder von seiner gewohnten Seite. Aus ihm nicht bekannten Gründen hatte der Kapitän angeordnet, den Bergstrom-Raum vorübergehend zu verlassen und das Schiff auf knapp dreißig Prozent Lichtgeschwindigkeit abzubremsen.
Kkiku’h hatte es aufgegeben, Kapitän Gtrr’kl mit seinen Fragen derart zuzusetzen, bis er letztlich doch noch antwortete. Der Trick, ihn mit einer angeblichen Live-Schaltung zu überrumpeln hatte einmal funktioniert. Aber Kkiku’h hätte es als Beleidigung seiner eigenen Intelligenz wie der des Kapitäns empfunden, wenn er diese Masche noch einmal angewandt hätte. Wann immer möglich versuchte er ohnehin andere Teilnehmer der Expedition vor die Kamera zu bekommen.
Jetzt sah die Sache schwieriger aus.
Gtrr’kl winkte nur unwirsch ab, als Kkiku’h auf die Brücke kam, um sich zu erkundigen, warum das Schiff wieder in den Normalraum zurückgekehrt sei. Von ihm war also wie üblich keine vernünftige Auskunft zu erhalten. Als Alternative hätte er sich gern den Ersten oder einen der anderen Offiziere geschnappt, die auf der Brücke Dienst taten. Aber er sah sofort, dass jeder von ihnen höchst konzentriert in seine Arbeit vertieft war, so dass er hier und jetzt von niemandem mit einer Antwort rechnen konnte. Das war anders gewesen, als auf dem Schiff endlos über den kosmischen Flaschenhals debattiert wurde.
Kkiku’h drückte sich schweigend in jener Ecke der Brücke herum, die ihm zu Beginn ihrer Reise freigeräumt worden war. Selbst diesen Beobachtungsposten hatte er sich mühsam erkämpfen müssen. Nach Rücksprache mit dem mantidischen Forschungsministerium, hatte der Erste Offizier ihm schließlich diesen Platz zugewiesen. Es war typisch für den Kapitän, in Fällen scheinbarer Niederlagen andere vorzuschicken.
Von hier hatte er wenigstens einen freien Blick auf den Hauptmonitor, der im Augenblick fast das gleiche Bild zeigte, das auch durch das Panoramafenster der Brücke zu sehen war: Das millionenfache Glitzern der Sterne. Abgesehen vom ständigen Geräusch zahlloser Lüftungen, mit denen die Geräte gekühlt wurden und knappen, unverständlichen Befehlen, herrschte in der Kommandozentrale des Schiffes eine fast drückend anmutende Stille.
Grabesruhe oder Ruhe vor dem Sturm , schoss es Kkiku’h durch den Kopf. Beide Begriffe hatte er irgendwann einmal von Dana Frost aufgeschnappt.
Was für ein Unterschied , dachte er, wenn er sie mit dem Kapitän der STOLZ DES IMPERIUMS verglich. Er mochte es selbst kaum glauben, aber noch vor gar nicht langer Zeit hätte er es für vermessen, um nicht zu sagen unmöglich gehalten, dass ihm irgendwann einmal ein Mensch sympathischer sein könnte, als ein Vertreter seiner eigenen Spezies.
Aus den Befehlen und kurzen Erläuterungen, die zwischen den Offizieren hin und her gingen, konnte Kkiku’h nichts entnehmen, das ihm eine Antwort auf seine Frage geliefert hätte. In der Fachsprache aller raumfahrenden Völker hatten sich über lange Zeit Begriffe und Abkürzungen eingebürgert, die ein Außenstehender unmöglich deuten konnte. Sie hätten direkt in einer unverständlichen Fremdsprache reden können, es wäre aufs Gleiche hinausgelaufen. In dieser Hinsicht unterschied sich die Brückenbesatzung des mantidischen Forschungskreuzers in Nichts von der auf der STERNENFAUST.
Es kam Kkiku’h so vor, als habe sich die unterschwellige Anspannung und Nervosität in den letzten Sekunden noch einmal gesteigert.
Im nächsten Moment sah auch er, warum.
*
»Wann haben Sie die letzte Meldung der Mantiden empfangen?«, fragte Dana.
»Vor genau 25 Solar-Stunden, Captain«, erwiderte Susan Jamil rasch.
»Das bedeutet unsere Freunde auf der STOLZ DES IMPERIUMS sind überfällig«, sagte Dana. »Ungewöhnlich für einen so übergenauen Kapitän …« Und noch ungewöhnlicher für jemanden wie Kkiku’h, der bisher keine Gelegenheit ausgelassen hat, ein paar persönliche Worte mit uns auszutauschen , fügte sie noch in Gedanken hinzu.
»Bevor wir uns Sorgen machen, sollten wir vielleicht selbst die Initiative ergreifen,
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