Sternenfaust - 041 - Das Kristallschiff
Flaschenhals.«
»Das widerspricht dem, was Sie eben erst gesagt haben, Lieutenant Commander«, sagte Jefferson. »Gerade noch lauteten ihre Worte, dass wir uns diesem Phänomen nähern …«
Kein Mitleid , dachte Dana.
»Das ist ja das Verdammte!«, brach es heftig aus van Deyk hervor. »Nach unseren Messungen nähern wir uns dem Flaschenhals, sodass wir ihm bequem ausweichen könnten. Nach den Ortungsdaten der Mantiden sind wir mittendrin!«
»In diesem Fall«, sagte Jefferson und lehnte sich nun ebenfalls entspannt in seinem Stuhl zurück, »würde ich den Angaben unserer mantidischen Kollegen glauben …«
»Es sieht so aus, als würde sie diese Vermutung nicht sehr beunruhigen«, warf Bruder William ein.
»Beruhigen nicht«, sagte Jefferson, »aber ich weiß jetzt wenigstens, woran wir sind …«
»Dann sind Sie schlauer, als wir alle anderen in diesem Raum«, schimpfte van Deyk.
»Bitte«, intervenierte Dana. »Lieutenant Jefferson wird uns zweifellos umgehend aufklären.«
»Ich bin weder ein Experte für die Physik des Bergstrom-Raums noch für die Theorie n-dimemsionaler Universen. Aber als Kadett während meiner Ausbildung habe ich einmal ein Seminar bei Professor Munter zu genau diesem Themenkomplex besucht. Nichts als Mathematik auf einem Niveau, dem keiner seiner insgesamt drei Studenten auch nur ansatzweise folgen konnte. Deshalb war sein Seminar wohl auch so beliebt … Na ja, Scherz beiseite …« Jefferson räusperte sich. »Trotzdem hat es keiner von uns bereut, Munter gehört zu haben. Denn für ein paar Minuten jeder Seminarstunde wandte er sich von den Formeln und Funktionen ab und widmete sich dem Fleisch, wie er sagte.«
»Ich wäre dankbar«, brummte van Deyk dazwischen, »Sie würden zum Punkt kommen …«
»Ja, Sir. Um es kurz zu machen«, fuhr Jefferson fort, »ein kosmischer Flaschenhals ist das Resultat von Raumzeitkrümmungen, die sich nicht am Ort ihres Entstehens auswirken, etwa im Zentrum unserer Galaxis, wo sich bereits viel Materie in schwarzen Löchern verdichten konnte, sondern – das macht so ein Phänomen ja so unberechenbar – theoretisch überall.«
Er blickte sich in der kleinen Runde um, aber niemand schien eine Frage zu haben. Zumindest vorläufig noch nicht.
Oder Bruder William und der I.O. sind noch verwirrter als ich und haben schon abgeschaltet , dachte Dana.
»Innerhalb eines kosmischen Flaschenhalses kommt es zu so genannten Dimensionsparadoxien. Sie sind unter anderem dafür verantwortlich, dass die Messinstrumente der beiden Schiffe völlig widersprüchliche Daten anzeigen. Und zwar so widersprüchlich, dass sie unvereinbar sind …«
»Hm«, knurrte van Deyk sichtlich unzufrieden mit Jeffersons Erklärungsversuchen. »Ich verstehe immer noch nicht, was das konkret zu bedeuten hat?«
»Dabei ist es ganz einfach, Sir«, sagte Jefferson. »Beide Ortungsanlagen liefern für ihre Position zuverlässige Angaben.«
»Was?«, platzte Frost dazwischen. »Aber das ist doch unmöglich!«
»Paradoxien sind immer unmöglich. Aber wenn sie sich im Universum manifestieren, dann mit mindestens zwei – wahrscheinlich aber einer Vielzahl von richtigen Resultaten. Resultaten, die sich auszuschließen scheinen, aber dennoch beide richtig sind …«
»Wir fliegen mit unseren Schiffen nicht im Normalraum, sondern Überlicht …«, ergänzte Bruder William zögernd.
Als spiritueller Mensch kann er sich mit derartigen Unmöglichkeiten und Widersprüchen offensichtlich leichter abfinden als unsereins , überlegte Dana.
»Und das heißt …«.fragte van Deyk.
»Die STERNENFAUST sowie der Forschungskreuzer der Mantiden sind mitten in dem kosmischen Flaschenhals. Wenn jedes seinen richtigen Kurs weiterverfolgt, werden wir uns zwangsläufig trennen. Wir werden beide das Ziel erreichen, nur nicht mehr gemeinsam …«
»Wie bitte?« Der Erste Offizier schüttelte den Kopf.
*
Es kam genauso wie von Simon E. Jefferson angekündigt. Beide Schiffe strebten schließlich in einem Winkel von fast vierzig Grad auseinander. Während in der STERNENFAUST im kleinen Kreis die Konsequenzen dieses kosmischen Phänomens diskutiert wurden, hatten in der STOLZ DES IMPERIUMS ganz ähnliche Debatten stattgefunden. Hier setzte sich letztlich Kapitän Gtrr’kl durch, der eisern darauf bestand, ihren Kurs beizubehalten. Der regelmäßige Datenaustausch sollte fortgeführt werden. Schließlich verschwanden die letzten Signale des mantidischen Forschungskreuzers von den Schirmen der
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