Sternenfaust - 046 - Exodus der Mantiden
waren oder sind …«
Dana blickte William fragend an.
»Manche«, so fuhr er stockend fort, »waren mit Christophorern verheiratet, andere haben Brüder oder andere enge männliche Verwandte bei uns … Nicht alle verfügen über diese Verbindung, aber wohl die meisten. Irgendwann kommt vielleicht die Zeit, die Ordensregeln etwas zu lockern und die Schwestern bei uns zu integrieren. Ich wäre jedenfalls dafür …«
Er hielt abrupt inne.
Bist du das wirklich , donnerte ein vernichtender Gedanke durch seinen Kopf und augenblicklich war alles wieder da!
Der wohlig-schaurig-peinliche Zusammenstoß mit Rana gestern Abend …
Die maßlose Verwirrung, in die ihn dieser Vorfall gestoßen hatte …
Die Tatsache, dass sich die STERNENFAUST im Anflug auf Mantis VI befand …
Und nicht zuletzt die tagelange Freude, die er empfunden hatte, dort eine ganz bestimmte Person wiederzusehen. Bis gestern Abend …
Schwester Janisa.
Er seufzte innerlich. Er hätte damit rechnen müssen. Noch immer war es Dana Frost in der Vergangenheit gelungen, zielsicher den Finger in die Wunde zu legen, den Nagel auf den Kopf zu treffen. So auch …
*
»Jetzt!«
Zeitgleich mit der Abgabe des Kommandos stürzten beide Kontrahenten auf das Kohlebecken zu. Ein Funkenregen sprühte durch die Schwärze der Nacht, als Kukk’tar die Axt aus der Glut riss. Duelle mit der Axt des Feuergottes entschieden sich in neunundneunzig Prozent aller Fälle in den ersten Sekunden. Beide Kämpfer kamen sich in diesen Augenblicken zwangsläufig sehr nahe, um sich ihre Waffe zu greifen und wollten die Tatsache, den Gegner in bequemer Reichweite zu haben, dazu ausnutzen, um ihn möglichst schon mit dem ersten Hieb auszuschalten.
Das glühende Axtblatt zeichnete eine geschwungene, halbkreisförmige Leuchtspur in die Dunkelheit, doch es fuhr nicht, wie beabsichtigt, mit tödlicher Wucht durch den chitingepanzerten Körper des Ministers, sondern grub sich zischend in den Boden.
Erst da bemerkte Kukk’tar, dass die Axt, die für Zkx’ttr bestimmt war, noch immer in dem Kohlebecken lag.
»Was … wo bist du? Warum kämpfst du nicht?«, brüllte der Flügeladjutant und versuchte gleichzeitig wütend, seine Axt aus dem Boden zu ziehen.
Der Minister dachte nicht daran, ihm zu antworten.
»Ist es das, was du dir ausgedacht hast?«, rief Kukk’tar höhnisch. »Dass ich einen Unbewaffneten quer über den Platz jagen soll?« Noch immer zerrte er an der Axt, die sich fast bis zur Hälfte ihres Blatts in den Boden gebohrt hatte. Rings herum begann bereits das kaum fußhohe, staubtrockene Gras aufzuglühen.
Sollen sich die Sekundanten darum kümmern, wenn der Boden anfängt zu brennen! , dachte Kukk’tar, während er laut weitersprach: »Wenn der ehrenwerte Minister glaubt, dass ich mich nicht an einen Unbewaffneten vergreife … Ich würde es nicht auf einen Versuch ankommen lassen. Ich will deinen Tod, auch wenn es mir weniger Freude bereitet, wenn du dich nicht zur Wehr setzt. Tod allen Weichlingen!«
Mit einem heftigen Ruck löste sich die Axt in diesem Moment vom Boden. Gleichzeitig hatte Zkx’ttr das Kohlebecken fast umkreist. Wieder spritzten Glutstücke durch die Luft. Hatte Kukk’tar seinen ersten Schlag senkrecht von oben nach unten geführt, so beschrieb Zkx’ttrs Axt jetzt einen fast waagerechten Bogen.
Die Strategie des Ministers wäre fast aufgegangen, aber eben nur fast. Überraschend hatte er nach dem Kommando des Unparteiischen seinen Lauf zum Kohlebecken abgefälscht und einen Haken geschlagen. Wäre er wie Kukk’tar weiter geradeaus gelaufen, um sich seine Axt zu greifen, wäre sein Schicksal bereits besiegelt gewesen. Der Flügeladjutant war der jüngere und stärkere und zweifellos auch kampferfahrenere von ihnen beiden. Dessen war sich Zkx’ttr von Anfang an bewusst gewesen.
Kukk’tars Hieb hätte ihn voll erwischt und mit einem Schlag in der Mitte entzwei gehauen.
Seine Chance bestand nur darin, seinen Gegner zu überraschen, ihn zu überlisten, ihn auszutricksen. Aber er konnte den Momente langen Vorteil, als sich Kukk’tars Axt in den Boden bohrte, nicht optimal für sich nutzen. Er hätte eine Spur schneller, eine halbe Sekunde früher zum Becken zurücklaufen und sich seine Axt packen müssen, um seinen Kontrahenten mit einer plötzlichen Attacke zu schlagen.
So wich der wendige Adjutant dem wuchtig geführten Schlag aus und konnte sofort zum Gegenangriff übergehen.
»Schlau, wirklich schlau«, knurrte Kukk’tar,
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