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Sternenfaust - 070 - Der Renegat

Sternenfaust - 070 - Der Renegat

Titel: Sternenfaust - 070 - Der Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M’Raven
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wieder vorkommen.«
    »Davon gehe ich aus«, stimmte ihm Siron kühl zu. »Melkash«, wandte er sich an seine Kommunikationsoffizierin, »machen Sie den Rest der Expedition auf dieses Phänomen aufmerksam.«
    »Jawohl, Kommandant.«
    Wenig später kam die erste Reaktion, und es wunderte Siron nicht, dass sie von Kkiku’h stammte.
    »Ich habe doch gleich gesagt, dass es hier noch viel zu entdecken gibt und wir nicht einfach so verschwinden sollten«, stellte er zufrieden fest. »Wie Sie alle sehen können, hatte ich recht. Fliegen wir hin und untersuchen das Phänomen.«
    »Das wollte ich ebenfalls vorschlagen«, stimmte Siron ihm zu. »Denn wir stimmen wohl alle darin überein, dass ein so ungewöhnliches Ereignis mit großer Wahrscheinlichkeit mit den Toten Göttern in Verbindung steht.«
    »Ohne Zweifel«, bestätigte auch Mirrin-Tal. »Ich nehme an, dass wir nach bewährtem Muster vorgehen. Die schnellsten Schiffe fliegen voran, die langsameren bilden die Nachhut. Wenn sich die Situation als relativ ungefährlich erweist, kommen sie nach.«
    Die übrigen Schiffskommandanten stimmte dem zu, und wenige Augenblicke später war die Expedition unterwegs zu einer Sonne, die die Naturgesetze auf den Kopf zu stellen schien.
     
    *
     
    L38.C-A53/ lag in seinem Quartier, das er sich mit fünf anderen Meistern teilte und ruhte. Eigentlich hätte er schlafen sollen, aber seine Gedanken und die dadurch ausgelösten Gefühle ließen ihn nicht zur Ruhe kommen. Er war sich sehr wohl bewusst, dass es sein Todesurteil war, sollte jemand dahinterkommen, was ihn beschäftigte, denn das waren nicht nur überaus ketzerische Gedanken. Sie stellten genau genommen sogar die gesamte Lebensweise der Brax in Frage. Jedenfalls in gewissen Bereichen. Aber gerade diese Bereiche waren essentiell. Zum Glück war er im Moment allein im Quartier, sodass keiner der anderen Meister mitbekam, dass er grübelte statt zu schlafen.
    Das Ketzerische seiner Überlegungen beschränkte sich keineswegs nur darauf, dass er die jüngste Anweisung von Denuur zu hinterfragen wagte. Zugegeben, Spezies R9.W48-A6, die sich selbst Snioranku nannten, waren Sonnendiebe. Doch musste man sie deshalb gleich vernichten? Es gab so unzählig viele Sonnen im Universum, und die Snioranku brauchten alle paar Jahrtausende eine einzige. Darüber hinaus nahmen sie nur eine, die keine bewohnten Planeten besaß oder Planeten, auf denen Leben existierte. In der Regel suchten sie sich nur Sonnen aus, die überhaupt keine Planeten besaßen. Warum also sie vernichten?
    Die einzige Antwort, die L38.C-A53/ darauf fand, war, dass die Snioranku Macht besaßen, und zwar eine Macht, die Denuur nicht gefiel, ihm vielleicht sogar gefährlich werden konnte. Das wiederum brachte ihn zu der nicht minder ketzerischen Überlegung, ob ein Wesen wie Denuur, das von etlichen Spezies als Höchstes Wesen und Schöpferkraft verehrt wurde und sich selbst auch als solche bezeichnete, wirklich sein konnte, was es zu sein vorgab. Wäre dem so, konnte ein einziges harmloses, wenn auch technisch fortgeschrittenes Volk für Denuur keine solche Bedrohung darstellen, dass er darauf mit Vernichtung antworten musste.
    Aber genau das war die Mission, auf die Denuur die Brax geschickt hatte: die Vernichtung der Snioranku und ihrer Station. L38.C-A53/ hielt das nicht nur deshalb für falsch, um nicht zu sagen für ein Verbrechen, weil es unzähligen Wesen einen zu schnellen Tod bringen würde. Nur durch langsames Sterben mit größtmöglichen Schmerzen wurde die Seele gereinigt und am Ende erlöst. Bei einem schnellen Tod blieb die seelische Substanz in den subatomaren Gittern der Materie verhaftet und konnte nicht aufsteigen. So jedenfalls war die zutiefst verinnerlichte religiöse Überzeugung der Brax.
    Doch auch an der Richtigkeit dieser Vorstellung hegte L38.C-A53/ inzwischen geheime Zweifel. Es hieß, dass der Schmerz ein Genuss und ein Zustand von Glückseligkeit sei. Aber schon während der Zeit, als er selbst noch ein Diener gewesen war und wie alle Diener absichtlich Fehler bei der Arbeit gemacht hatte, um schmerzhaft dafür bestraft zu werden, hatte er während der Qual niemals Glückseligkeit empfunden, sondern immer nur höchst unangenehme Schmerzen .
    Er hatte allerdings schnell gelernt, die von ihm erwartete Glückseligkeit vorzutäuschen, denn wer die Qual so offensichtlich nicht zu schätzen wusste, wie Diener L38.C-A53/, galt als entartet und pervers.
    Vielleicht bin ich das auch , grübelte Meister

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