Sternenfaust - 086 - Vermisst
wochenlang in unzureichenden Quartieren unterbringen. Kein schöner Zustand, wenn Sie mich fragen. Wie schwierig das ist, dürften Sie auf der STERNENFAUST doch bei Ihrer Rückreise von Denuurs Station mitbekommen haben, oder?«
Van Deyk und Captain Frost wechselten einen Blick miteinander.
»Sie haben durchaus recht, Captain, das müssen wir bedenken«, begann Dana, doch Miles Jennings unterbrach sie. »Das klingt, als verteilten wir den Kuchen, bevor er gebacken ist. Vielleicht sollten wir erst einmal überlebende J’ebeem finden, bevor wir uns Sorgen über ihrer Unterbringung machen, finden Sie nicht?«
»Als Erstes sollten wir mal das Oberkommando über unseren Fund informieren«, riet Reena McKee. »Möglicherweise gab es noch ein zweites oder sogar noch weitere j’ebeemische Schiffe, die das hier begleitet haben. Wir sind ja auch nicht alleine hier. Da wir hier nur ein Wrack haben, sind die anderen offensichtlich entkommen und haben mit Sicherheit die Überlebenden des Wracks schon selbst gerettet, sodass wir uns um die nicht mehr zu kümmern brauchen.«
»Das halte ich für eher unwahrscheinlich«, wandte van Deyk ein. »So wie wir die Arbeitsweise des Temuran kennen, operieren sie in einer Situation wie dieser nicht mit einem Kontingent von Schiffen, sondern mit einzelnen Einheiten. Immerhin sind wir aus Gründen der Heimlichkeit auch nur zu zweit. Nehmen Sie dazu noch die sprichwörtliche Arroganz der J’ebeem, von denen sich jeder mehr oder weniger für den Mittelpunkt des Universums hält und unbesiegbar dazu, und die Wahrscheinlichkeit steigt, dass wir es hier tatsächlich mit einem einzigen Schiff zu tun haben. Möglicherweise war das auch nur eine Vorhut, aber dagegen spricht, dass es sich doch recht tief im Dronte-Gebiet befindet.«
»Aus j’ebeemischer Sicht vielleicht gar nicht mal so tief«, wandte Sergeant Telford ein. »Schließlich wissen wir nicht, wo auf dieser Seite der Ausgang von Wurmloch Beta liegt. Er könnte theoretisch nur relativ wenige Lichtjahre entfernt sein.«
»Also nehmen wir einmal an, dass wir es hier tatsächlich mit nur einem einzigen Schiff zu tun haben, das vom Temuran beziehungsweise vom Triumvirat geschickt wurde«, warf Tregarde ein. »Bei dem, was sie hier suchen, kann es sich entweder nur um den Ursprung der Sonden handeln, hinter dem wir auch her sind, oder sie suchen nach anderen Informationen und Technologie, die ihnen einen Vorsprung vor uns und allen anderen im Moment noch verbündeten Völkern beschert. Falls wir nach Überlebenden suchen und welche finden, so können wir sie unmöglich an Bord nehmen, weil wir damit sozusagen dem Temuran geradewegs Zugriff auf unsere geheime Mission geben.«
»Sie sind also auch dagegen, nach Überlebenden zu suchen«, schloss Chip Barus daraus. »Ich verstehe selbstverständlich den Wunsch nach Rettung etwaiger Überlebender, aber ich kann nur noch einmal nachdrücklich auf die möglichen Schwierigkeiten hinweisen.«
»Worum geht es hier eigentlich, meine Herren?«, unterbrach Frost den Disput mit eisiger Stimme. »Doch wohl darum zu entscheiden, was in dieser Situation die beste Vorgehensweise ist. Meine Herren, meine Damen, ich denke, wir kommen wirklich erst dann weiter, wenn wir wissen, ob und wenn ja, wie viele Überlebende es gibt, um welches Schiff es sich handelte und was zu seiner Zerstörung geführt hat.
Ein Schritt nach dem anderen. Ich schlage vor, wir treffen uns wieder hier, wenn wir mehr über das Unglück wissen.«
*
»Du meine Güte!«, entfuhr es Brass von Gerling, als er zusammen mit dem Rest des Außenteams um eine Ecke des mit Trümmerteilen und verkohlten Kunststoffresten übersäten Ganges bog und den Grad der Zerstörung sah, der sich ihnen hier offenbarte.
Die L-1 hatte an der offenen Seite des Wracks angedockt; vielmehr hatte Pilot Bogdanovich sie so an die zerfetzte Öffnung manövriert, dass das Außenteam die Lücke zwischen der Luke der L-1 und dem Rest des zerfetzten Ganges, der wie eine abgebrochene Brücke ins Leere des Alls hinausragte, mit einem kleinen Sprung überwinden konnte. Danach hatten sie sich vorsichtig ins Innere des Wracks vorgetastet. Der Weg wurde natürlich durch die ganzen verbogenen, zerfetzten, zusammengeschmolzenen Metall- und Kunststoffteile erschwert, die alle Gänge deformiert hatten. Die im Inneren herrschende absolute Finsternis, die nur durch die Lampen an den Helmen der Raumanzüge erhellt wurde, machte das Vorankommen auch nicht gerade
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