Sternenfaust - 086 - Vermisst
des Planeten freisetzen werden, wohl genügt, dass einer oder wenige Angreifer auf Abstand gegangen wären und sie hätten ziehen lassen. Ich vermute, dass sie von einer Übermacht angegriffen wurden, die das Schiff zerstören wollte, um eben das zu verhindern.«
»Oder sie wurden gerade deshalb zerstört, weil sie in ihrer typisch j’ebeemischen Arroganz mit der Freisetzung des Virus drohten, um sich ihren Weg dadurch freizupressen und die Dronte daraufhin entschieden, sie am besten gleich ganz zu vernichten«, wandte Taktikoffizier Robert Mutawesi ein. »Schließlich wäre das Risiko, ein Schiff hier herumfliegen zu haben, dass das tödliche Virus an Bord hat und damit ihr ganzes Volk vernichten kann, für sie einfach zu groß. Falls ein Teil der Besatzung tatsächlich in Fluchtkapseln entkommen konnte, wird man die wohl auch abgeschossen haben, denn das Risiko, dass die auf dem Planeten landen und allein durch die virusschwangere Atmosphäre, die sie an Bord haben, den Erreger freisetzen, wären sie mit Sicherheit nicht eingegangen.«
»Was aber nicht heißt, dass es nicht doch einigen Rettungskapseln oder vielleicht nur einer einzigen gelungen ist«, wandte Frost ein. »Doch das werden wir nur erfahren, wenn wir irgendein Speichermodul finden, in dem sich entsprechende Aufzeichnungen befinden.« Sie betätigte das Interkom und rief den Leitenden Ingenieur. »Lieutenant Jefferson, kommen Sie bitte in die Zentrale.«
Wenig später erschien der Cheftechniker auf der Brücke und blickte Frost mit seinen Facettenaugen fragend an. Zumindest glaubte Frost, dass der Blick eine Frage beinhaltete. Simon E. Jefferson war ein Genetic und seine Augen ausschließlich auf Infrarotsicht ausgelegt. Durch die Facetten wirkten sie wie die Augen eines Insekts, in denen man keine Gefühle lesen konnte. Menschen, die zum ersten Mal mit Jefferson zu tun hatten, empfanden den Blick dieser exotischen Augen immer als kalt und unbehaglich. Doch Frost hatte inzwischen gelernt, vom Rest seiner Mimik abzulesen, was seine Augen nicht auszudrücken vermochten.
»Sehen Sie sich das hier einmal an, L.I.«, forderte sie ihn jetzt auf und deutete auf den Bildschirm.
Jeffersons Augen waren zwar nicht in der Lage, die Darstellungen auf einem normalen Bildschirm erkennen zu können, doch er besaß entsprechende Module, die er mit den Bildschirmen verbinden konnte und die das Dargestellte in für ihn sichtbare Wärmeunterschiede umwandelte. Diese schloss er nun an und blickte neugierig auf den Schirm und die verschiedenen vorgelagerten Bildfenster, die die Trümmerteile in Großaufnahme zeigten.
»Eindeutig ein Wrackteil von einem j’ebeemischen Tellerschiff«, stellte Jefferson fest, nachdem er die Anzeigen intensiv studiert hatte. »Was haben denn die J’ebeem hier zu suchen?«
»Das haben wir uns auch gefragt, Lieutenant«, antwortete Dana. »Vor allem interessiert uns, ob wir vielleicht irgendwo in diesem Wrack ein Speichermodul finden könnten, das uns Auskunft darüber geben könnte. Sie kennen sich mit Xeno-Technik doch aus.«
Jefferson blickte noch einmal aufmerksam auf den Bildschirm. »Ja, Ma’am, die Möglichkeit besteht, falls das Modul nicht ebenfalls zu stark beschädigt ist. In der Regel besitzen j’ebeemische Tellerschiffe einen Hauptspeicherkern und zwei Backup-Module, die ebenfalls in der Regel den gesamten Inhalt des Hauptspeichers enthalten«, dozierte er. »Eins davon befindet sich zusammen mit einer Art Notsteuerung in einem gesonderten Raum zwischen Antriebssektion und Zentrale. Und dieser Raum könnte sich mit etwas Glück in dem Wrackteil befinden, das wir hier vor uns haben.«
»Mit etwas Glück?«, wiederholte Frost gedehnt.
Jefferson gestattete sich ein leichtes Lächeln. »Captain, das Wrack dort ist derart zerschossen und deformiert, dass es kaum eine Orientierung von außen zulässt. Was wir dort vor uns sehen, könnte tatsächlich die entsprechende Sektion sein, aber mit Bestimmtheit kann ich das erst sagen, wenn ich mich drüben umgesehen habe. Falls Sie überhaupt entscheiden sollten, die Bergung des Speichermoduls zu versuchen, Ma’am.«
Frost nickte. »Das haben wir vor, L.I. Finden Sie sich mit allem, was Sie dazu brauchen, bei den Shuttles ein. Ich werde mit Captain Barus sprechen, damit er uns von Gerling für das Unternehmen ausleiht. Außerdem werden Crewwoman Quaid und Professor MacShane Sie begleiten. Da der Professor fließend Jubar spricht, ist er Ihnen auf dem Wrack vielleicht eine
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