Sternenfaust - 106 - Die Monde der großen Planeten
Heliumstürmen auf der Oberfläche nahm einen großen Teil des sichtbaren Himmels ein. Davor schraubten sich die solarbarocken Türme der Ganymed-Akademie des Star Corps in die Höhe.
Die STERNENFAUST würde jetzt wohl erst einmal alles, was sie im Perseus-Arm der Galaxis gesammelt hatte, auf die diversen Institute der Star Corps-Akademie verteilen. Dana überlegte schon, wie sich das alles wohl am besten organisieren ließe, doch dann fiel ihr ein, dass für diese Dinge die wissenschaftliche Abteilung des Star Cruisers STERNENFAUST zuständig war – und für diese Abteilung sorgte Shamar al Khaled schon bestens.
Ein komisches Gefühl, nicht mehr selbst zuständig zu sein , dachte Dana, während sie zusah, wie sich die automatischen Gangways des Ganymed-Raumhafens langsam auf die Zugangsluken des Schiffs zubewegten. Sie spürte eine Bewegung hinter sich und drehte sich um. Gerade hatte Commander Jake Austen, der dritte Offizier der STERNENFAUST, Shamar al Khaled ein Datenpad überreicht.
»Sir, anbei der Plan für den Landgang der Crew, wie Sie gewünscht haben.«
Dana beobachtete die beiden und fühlte sich ein weiteres Mal überflüssig. Früher auf der STERNENFAUST II hatte van Deyk ihr auch vieles abgenommen, besonders das Personal betreffend. Aber ich habe manchmal das Gefühl, an Bord dieses Schiffes ist ein Captain außer für ein paar kosmetische Befehle dann und wann nicht unbedingt notwendig.
Jake Austen wartete noch auf die Reaktion des Ersten Offiziers und warf ihr dabei einen verstohlenen Blick zu. In seinen Mundwinkeln zuckte es, als er sah, dass Dana ihn und den Ersten beobachtete.
Dana ließ sich nichts anmerken, aber sie war überrascht. Flirtete der Kerl etwa mit ihr? Ihr war schon ein paar Mal aufgefallen, dass Jake Austen ihr gegenüber ein besonders herzliches Verhalten an den Tag zu legen schien. Soweit kommt’s noch , dachte Dana und bedachte den rothaarigen Austen mit einem direkten Blick.
»Ich denke, Commander al Khaled hat Ihnen das Pad jetzt lange genug hingehalten, Commander Austen«, sagte sie absichtlich kühl. »Wenn er einverstanden ist, dann briefen Sie bitte die Gammaschicht entsprechend. Ich denke, Ihre Leute können kaum abwarten, sich mal wieder unter mehr oder weniger freiem Himmel zu bewegen.«
Austen wurde rot und salutierte kurz. Dann verzog er sich schnell. Dana unterdrückte ein Lächeln und wandte sich an den Ersten Offizier.
»Commander, ich denke, die Übergabe der gesammelten Artefakte und Daten kann ich getrost Ihnen überlassen. Ich werde mich jetzt mit Admiral Taglieri und Doktor Tregarde auf den Weg zu einem Treffen mit Admiral Gernet machen, um ihr Bericht zu erstatten. Sie erreichen mich über meinen Armbandkommunikator.«
Al Khaled nickte kurz. Er verzieht dabei keine Miene , dachte sie amüsiert. Aber naja, ich selbst gebe mir ja auch Mühe, mich so zu beherrschen … Wir müssen zusammen wirklich ein seltsames Bild für die Crew abgeben , dachte sie dabei in einem Anflug von Humor. Wahrscheinlich denken alle, wir gehen zum Lachen in den Keller.
Sie hatte sich schon zum Gehen gewandt, als al Khaled sie noch einmal ansprach. »Ma’am, gestatten Sie mir eine persönliche Bemerkung?«
Dana stutzte kurz, machte dann aber eine einladende Geste. »Aber natürlich, Commander.«
Auf dem hageren Gesicht des Ersten Offiziers zeichnete sich die winzige Spur eines Lächelns ab. »Es ist mir ein Vergnügen, unter Ihnen als Erster Offizier zu dienen. Außerdem möchte ich Sie wissen lassen, dass ich Ihre Art, auch ungewöhnliche Erklärungen für die Dinge in Erwägung zu ziehen, überaus schätze. Bitte halten Sie daran fest.«
Für eine Sekunde befürchtete Dana, sie starre al Khaled mit offenem Mund an. Das hatte sie nicht erwartet. Doch sie fing sich schnell wieder.
»Das werde ich, Commander! Ich danke Ihnen«, sagte sie, nickte noch einmal und verließ den Kommandobalkon, um sich zu dem Treffen mit Admiral Gernet einzufinden.
*
Cape Canaveral, Florida, ehemaliges Staatsgebiet der USA, 11. April 2069
Es war ein wirklich feierlicher Moment, trotz des Lärms.
Der Countdown war jetzt bei T minus 30 Sekunden angelangt und auf der Zuschauertribüne bei Cape Canaveral herrschte absolute Stille. Langsam zählte die unpersönliche Stimme, die aus den Lautsprechern kam, von 30 herunter auf Null.
Drei …
Zwei …
Eins …
Null.
Auf einmal war ein paar Kilometer entfernt eine gewaltige Stichflamme unter der der Abschussrampe zu sehen, dann
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