Sternenfaust - 106 - Die Monde der großen Planeten
die Sonde schweigt. Ist es der mysteriöse Eisstaub, der in die Systeme dringt? Oder das kalte, halbflüssige Methan, das den Boden so aufweicht, dass die Sonde letztendlich darin versinkt? Oder ist der körnige Boden mit dem silikathaltigen Sand durchzogen und wirkt deshalb so sumpfig wie Treibsand? Auf der Erde kann das niemand mit letztendlicher Sicherheit sagen. Denn die Wissenschaftler auf der Erde werden Jahre brauchen, um die unglaubliche Datenmenge zu sortieren, zu analysieren und zu interpretieren.
Die Frage bleibt dementsprechend unbeantwortet.
Dennoch wird der Titan auch in den kommenden Jahren nichts von seiner Faszination verlieren. Der Mond bleibt einer der interessantesten Himmelkörper im Sonnensystem – und wird noch lange die Fantasien von SF-Fans und Forschern anheizen …
*
rd. 49 Lichtjahre hinter Karalon, transseitige Porta von Wurmloch Alpha
Die Positions- und Warnbaken rund um die transseitige Porta des Wurmlochs blinkten träge. Die kleine Raumstation, die wie eine silbrige Nadel davor im Weltraum hing und von den flackernd blauen Rändern der Wurmloch-Porta angeleuchtet wurde, wirkte vor der gewaltigen Lichterscheinung im dunklen All klein und verloren.
Für einen Moment erlaubte sich der Erste Offizier der STERNENFAUST III ein Leuchten in den dunklen Augen – Vorfreude auf den Durchflug durch eines der geheimnisvollsten Phänomene des bekannten Weltalls: Wurmloch Alpha.
Egal, wie oft ich dieses Wunder der Natur noch durchfliege – ich spüre die Spannung immer wieder wie elektrischen Strom.
Langsam näherte sich das große Schiff dem türkisblau leuchtenden Phänomen im All und ging in Schleichfahrt über. Al Khaled hielt den Atem an. Wie immer sah Wurmloch Alpha nicht wirklich so aus, als handele es sich um eine sichere Passage im Weltraum. Doch dank diesem kosmischen Wunder dauerte die Reise vom inneren Perseus-Arm der Milchstraße, der einen Großteil der Transalpha-Region ausmachte, zum heimatlichen Solsystem im Orionarm statt einigen Jahren nur noch wenige Sekunden.
50.000 Lichtjahre, mit einem herkömmlichen Bergstromantrieb ein Flug von über 16 Jahren, abgekürzt auf rund eine halbe Minute.
Die beiden Kommandanten waren nicht auf der Brücke, sie hatten sich zu einer Besprechung zurückgezogen – zu alltäglich war mittlerweile der Flug durch dieses kosmische Phänomen. Doch Commander Shamar al Khaled war das nur recht. Er genoss noch für einen Moment das Kribbeln der Aufregung, die sich in ihm breit machte. Dann straffte sich seine schlanke Gestalt. Die Porta war nur noch eine halbe Astronomische Einheit entfernt.
»Lieutenant Sobritzky, Maschinen stopp«, tönte al Khaleds dunkle Stimme ruhig über die Kommandobrücke. »Sorgen Sie für relativen Halt. Lieutenant Brooks, melden Sie uns bei Transalpha Eins zur Passage nach Cisalpha.«
»Aye, Sir.«
Al Khaled beobachtete, wie auf dem metergroßen Hauptschirm der Brücke der gelbe Stern, der die STERNENFAUST markierte und der bisher unaufhaltsam auf die blaue Fläche zugekrochen war, die das Wurmloch darstellte, langsamer wurde und stoppte. In diesem Moment unterbrach eine mit statischem Rauschen unterlegte unpersönliche Stimme aus der Komkonsole die Gedanken al Khaleds.
»S.C.S.C. STERNENFAUST III, hier ist Raumbasis Transalpha Eins. Sie sind für die Passage nach Cisalpha in T minus sechzig Sekunden freigegeben. Halten Sie sich bitte an die Kursdaten des Leitstrahls, die wir Ihnen mit dem gesendeten Datenstrom übermitteln. Raumbasis Lor Els Auge erwartet Ihre Ankunft im Orionarm um 0931. Guten Flug!«
Max Brooks bestätigte die Meldung nach einem kurzen Nicken des Ersten Offiziers.
Shamar Al Khaled hatte sich mit den Händen auf das Geländer des kleinen Kommandobalkons gestützt und gab nun Joelle Sobritzky, der Navigatorin des Schiffs, mit seiner ruhigen, tiefen Stimme Anweisungen für den Durchflug durch das Wurmloch.
»Lieutenant Sobritzky, Ionentriebwerk auf 40 Prozent, Kurs 043 zu 111 Grad.«
»Aye Sir«, antwortete Sobritzky knapp und schob den Griff ihres Steuers behutsam in die vom Ersten Offizier angegebene Richtung. Al Khaled glaubte für eine Sekunde das Vibrieren der Ionentriebwerke zu spüren, als die lichtumwaberte Porta des Wurmlochs immer näher kam.
Auf dem Hauptschirm begann der gelbe Stern wieder auf das blaue Feld der Porta zuzukriechen. Und dann tauchte das Schiff seine spitzen vorderen Antennen in das flackernde grün-türkisfarbene Licht und wurde förmlich in das
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