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Sternenfaust - 113 - Abgrund des Geistes

Sternenfaust - 113 - Abgrund des Geistes

Titel: Sternenfaust - 113 - Abgrund des Geistes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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ein Schuss löste sich. Direkt und aus nächster Nähe getroffen, verlor der Wachmann sofort das Bewusstsein. Er würde eine ganze Weile ohnmächtig sein, das war allen klar.
    Abermals glaubte Frida ihren Augen nicht. Das war nicht mehr Emma, sie schoss nicht einfach auf Menschen, die schon am Boden lagen, Betäubungsschuss hin oder her.
    Auch McAllister schien sichtlich entsetzt. »Geben Sie mir die Waffe, Lieutenant«, sagte er beschwörend. »Wir können reden. Sagen Sie mir, was Sie wollen, was ich für Sie tun kann. Aber geben Sie mir die Waffe.«
    »Mach das, Emma«, schaltete sich Frida ein. »Du bist nicht Herr deiner Handlungen. Das weißt du, hast es mir selbst gesagt. Nimm die Hilfe an.«
    Emma Kalani wandte den Kopf. »Frida?« Ein Flüstern, schwach und brüchig. Kam Frida etwa zu ihr durch?
    »Ich bin hier«, sagte die Novizin hoffnungsvoll und machte einen Schritt auf die Freundin zu. Emma ließ sie gewähren.
    »Frida, was geschieht mit mir?« Weinerlich klang das und verzweifelt.
    Ein weiterer Schritt, langsam und vorsichtig. »Nichts, was wir nicht ändern können. Gemeinsam. Lass mich dir helfen.« Noch einer.
    Dann stand sie vor ihr. Frida ging in die Hocke, kam auf Augenhöhe mit Emma und sah – ein hämisches Lächeln. »Reingefallen«, zischte das, was aus Emma Kalani geworden war. Dann hob die junge Frau den Nadler wieder. Frida sah, dass die Einstellung der Waffe von Betäubung auf Töten umgestellt worden war.
    Und im nächsten Augenblick spürte sie das kalte Material, aus dem der Nadler bestand, an ihrer Schläfe!
     
    *
     
    »Sie«, fuhr Emma den Chefarzt an. »Schließen Sie die Tür. Niemand sonst kommt hier rein, verstanden?«
    »Das wollen Sie nicht wirklich«, begann McAllister, doch sie fiel ihm sofort ins Wort, presste den Nadler noch fester an Fridas Kopf. »Jetzt!« Die Novizin regte sich nicht. Und der Mediziner gehorchte.
    »Sehr gut. Und jetzt gehen Sie zur Kom-Konsole, rufen Sie jemanden.«
    Er blinzelte verwirrt. »Ich verstehe nicht. Wen soll ich denn rufen?«
    Emma lächelte kalt. »Jemand, der mir helfen kann. Keinen von euch Krankenhausleuten, ihr steckt doch ohnehin alle unter einer Decke. Ich will jemanden, der sich wirklich mit Telepathie auskennt. Jemand, der versteht, was ich bin und möchte.«
    »Miss Kalani, ich versichere Ihnen, dass wir absolut befähigt sind, Ihr Leiden zu beenden. Sie müssen es nur zulassen.« McAllister schien verzweifelt und am Ende seiner Weisheit angelangt zu sein. Eine derartige Situation war ihm neu, damit hatte er nicht gerechnet. Zwei Mitarbeiter bewusstlos, eine junge Frau mit der Waffe bedroht und eine Patientin, die den Verstand verloren hatte. Besser gesagt: der der Verstand genommen worden war. »Lassen Sie Ihre Freundin gehen. Wenn Sie ihre Emotionen auffangen, dann spüren Sie doch gewiss, wie sehr Sie sie ängstigen.«
    »Papperlapapp«, schrie sie aufgebracht und funkelte ihn aus glasigen Augen böse an. »Ich bin euer Gerede leid, versteht ihr? Ich will Antworten, Resultate, und zwar sofort. Ich will das, was mir versprochen wurde.«
    Ein Telepath , dachte McAllister. Sie will einen Telepathen sprechen.
    Und dann kam ihm eine Idee.
     
    *
     
    Nachdem William Beaufort den inneren Rand des St.-Garran-Kraters erreicht und seinen mühsamen Abstieg zur Siedlung der Mönche beendet hatte, war es längst tiefste Nacht geworden. Erleichtert nahm er zur Kenntnis, dass das Licht, welches auch zu dieser späten Stunde noch von den beiden Monden des Gestirns reflektiert wurde, seinen Weg sehr adäquat erhellte. Ein Abstieg in Dunkelheit wäre selbst für einen erfahrenen Wanderer wie ihn dem sicheren Tod gleichgekommen. Und in Anbetracht der Leere in seinem Sauerstoffvorrat wäre William auch gestorben, wenn er am Kraterrand auf den Morgen hätte warten müssen.
    Das ungute Gefühl, das ihn vor Stunden ereilt und auf den Heimweg gebracht hatte, war nicht vergangen. Im Gegenteil: Je näher William dem Klosterkrater gekommen war, desto dringender hatte er das Bedürfnis empfunden, dort zu sein. Gut möglich, dass dieses Drängen allein seiner Vorstellung entsprang, denn noch immer konnte der Mönch nicht benennen, warum es ihn so schnell zurück zog und was er dort erfahren mochte. Er wusste nur, dass es nichts Gutes war. Und er ahnte, dass es – was immer »es« auch sein mochte – auf ihn wartete. Zumindest hoffte er das.
    Schon von weitem sah er, dass das Kloster hell erleuchtet war. Der Anblick versetzte ihm einen Stich, schien

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