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Sternenfaust - 113 - Abgrund des Geistes

Sternenfaust - 113 - Abgrund des Geistes

Titel: Sternenfaust - 113 - Abgrund des Geistes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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Neuroleptikum bekommen?«
    »Keine Ahnung«, sagte Weston. »Ich bin erst hereingekommen, als ich den Aufprall hörte.«
    »Alles ist abgesetzt«, zischte Emma leise. »Hat eh nichts gebracht, das Zeug.«
    McAllister drehte sich nun ganz zu ihr. »Lieutenant, das sind gute Nachrichten. Sicher erinnern Sie sich noch an heute Nachmittag. Da hat die Absetzung Ihrer Medikamentierung auch dafür gesorgt, dass es Ihnen wieder besser ging. Warum kommen Sie nicht zu mir, und wir warten darauf?«
    Emma schenkte ihm einen hasserfüllten Blick. »Ihr wollt mich klein kriegen, ja? Mich beruhigen, damit ihr mit mir machen könnt, was ihr möchtet.«
    »Ich versichere Ihnen, dass das ganz und gar nicht in unserer Absicht liegt«, erwiderte er ruhig und mit fester, sicherer Stimme. Wenn er nur zu ihr durchdringen konnte, ihr zeigen konnte, dass nicht sie es war, die da sprach, sondern die Medikamente … »Wir haben nur ihre Genesung im Sinn, Lieutenant Kalani. Daran hat sich nichts geändert, und das war auch immer so. Dafür sind Sie zu uns gekommen, erinnern Sie sich?«
    »Ich will …«, begann sie trotzig, dann brach sie ab. Für einen Augenblick schien es, als würde sie stürzen – Emma schwankte, verdrehte die Augen. Ihre Lippen zitterten und ihre rechte Hand, die nicht das Kissen hielt, fuhr nach oben und strich über ihre Stirn, massierte ihre Schläfe.
    McAllister sah eine Chance, und er nutzte sie. »Sie haben Schmerzen, Lieutenant«, sagte er leise und näherte sich der Patientin langsam und gleichmäßig, die Arme als Geste des Friedens und der Offenheit leicht erhoben. »Und ich weiß, woher sie kommen. Ich verstehe, was mit Ihnen geschieht.«
    Sie stöhnte und presste den Kopf an die Wand, als könne sie sie durchstoßen und dem Tosen, welches Theodore hinter ihrer Stirn vermutete, dadurch ein Ende bereiten.
    »Lassen Sie mich Ihnen helfen, wieder zu der Frau zu werden, die Sie sind, Emma. Kommen Sie zurück zu uns.«
    Dann war der Moment vorbei. Er erkannte es, noch bevor sie sich wieder aufgerichtet und ihm zugewandt hatte. »Ich bin hier«, sagte sie fauchend, und er wusste, dass er sie verloren hatte. Worte allein richteten hier nichts mehr aus. »Ich bin immer hier«, fuhr sie ungerührt fort, und jedes neue Wort klang wie ein Vorwurf. »Ihr sagt immer, ich wäre nicht die, die ich bin, aber das ist Blödsinn. So bin ich! Das ist die wahre Emma. Und ich lasse nicht zu, dass ihr jemand anderen aus mir macht!«
    Theodore McAllister drehte den Kopf ganz leicht zur Seite und deutete dem Wachmann mit einem stummen Blick, dass der Moment für seinen Einsatz gekommen war. Weston, der noch immer neben Chrissie hockte, nickte knapp, richtete sich auf und zog den Nadler aus dem Halfter an seiner Hüfte.
     
    *
     
    WutAngstSorgeWutHassAngstLiebeWut
    Emma Kalanis Geist war ein bodenloser Wirbel aus Eindrücken und Emotionen, ein wirres Chaos aus Gefühlen und Bildern, und sie selbst nur ein winziges Schiffchen, das auf dem riesigen, unruhigen Ozean ihres Bewusstseins zu kentern drohte. Immer weiter drehte sich der Wirbel, schneller und schneller, ein tosendes, endloses Inferno.
    LachenWeinenSchreienStöhnenFlüsternKreischen
    Sie war alles und überall gleichzeitig, erinnerte sich an Ereignisse, Orte und Personen, die ihr nie begegnet waren, die sie nie gesehen und nie erlebt hatte. Unfassbares Wissen durchströmte ihren Verstand, vielleicht mehr, als je ein Mensch gewusst hatte. Und doch war es zu viel, zu ungeordnet und drängend, als dass sie es hätte begreifen und nutzen können.
    HartWeichHeissKaltWehGut
    Die Eindrücke übermannten sie, ließen letzte mentale Sicherungen durchbrennen und machten antrainierte Verhaltensmuster obsolet. Emma spürte – spürte körperlich! – jede einzelne Person in diesem Gebäude. Sie hätte sie nennen können, namentlich, hätte sie treffender charakterisieren können, als sie selbst. Alle waren in ihr, Teil ihres Bewusstseins. Und alle wollten, alle fürchteten, alle empfanden etwas anderes. Emmas Verstand war wie eine Decke, deren vier Enden in verschiedene Richtungen gezogen wurden. Und sie stand kurz davor, endgültig zu reißen.
    Sie sah, wie Weston zum Gürtel griff. Zur Waffe.
    Sie dachte an McAllisters Sorge und seine Hoffnung, sie mit einem gezielten Betäubungsschuss überrumpeln zu können.
    Und ihr Geist explodierte, als sich die Tür ihres Krankenhauszimmers ein weiteres Mal öffnete.
     
    *
     
    »Autsch!!«
    William Beaufort stöhnte auf, griff sich an den Kopf

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