Sternenfaust - 119 - Waffenstillstand
dem Erdanaar stärker gewesen sein musste, als er angenommen hatte. Er schwankte und kämpfte um sein Gleichgewicht und spürte, wie jemand ihn am Ellbogen packte und den Arm um seine Taille schlang, um ihn zu stützen.
»Meister, ich bin hier. Ich halte Sie.« Es war Bruder Izanagi.
William schüttelte den Kopf, als habe er Wasser in den Haaren und fühlte, wie auch die letzten Auswirkungen der telepathischen Verbindung aus seinem Geist verschwanden.
»Bruder Izanagi, was ist los?«
»Ich weiß noch nicht genau.«
Meister William blinzelte noch einmal und als sich auch seine Sicht klärte, fiel sein Blick auf eine Szene des Chaos.
Zwei der J’ebeem, die zu Gondrel Haraths Stab gehörten, rangen mit aller Macht mit einem dritten, der sich mit lauten Rufen wehrte und von den beiden ersten an die Wand gedrückt wurde.
Am Tisch saß der Triumvir selbst und sah mit starrer Miene auf den Kampf. Schräg vor ihm stand die junge Frau mit der Adelstätowierung und hatte ihm die Hand auf die Schulter gelegt.
Wanda Ndogo dagegen stand an der Tür und hämmerte dagegen.
»Abt Daniel, was ist hier los?«, fragte William verwirrt.
Daniel wandte den Blick nicht von dieser bizarren Szene ab. »Es sieht so aus, als habe der Leibwächter Gondrel Haraths einen Anschlag auf ihn verübt. Glücklicherweise war er nicht erfolgreich, denn der Nadlerstrahl prallte kurz vor der Brust des Triumvirn einfach ab. Er versandete! Ich bin sicher, dass der Erdanaar ihn geschützt hat!«, fügte er im Brustton der Überzeugung hinzu. Er warf einen Blick auf den immer noch schräg hinter ihm stehenden Fremden, der dastand, als ginge ihn das alles nichts an. »Es war ein Glück, dass er da war, denn der Anschlag war vorbereitet: Die Armbandkommunikatoren funktionieren nicht und offenbar hat Haraths Leibwächter den Schließmechanismus der Tür blockiert.« Mit einem ernsten Blick zu den immer noch miteinander ringenden J’ebeem und ging, nachdem er dem leichenblassen Meister Jaro auf die Schulter geklopft hatte, hinüber zu Wanda Ndogo, die nach wie vor gegen die Tür hämmerte, um sie zu beruhigen. »Miss Ndogo! Sie wissen doch, das hat keinen Zweck. Sie haben uns selbst erklärt, dass dieses Zimmer schallgedämpft ist, damit hier Sitzungen stattfinden können, denen nicht jeder zuhören soll.« Der Abt redete mit Engelszungen auf die Botschafterin ein, erreichte aber nur, dass sich ihr Zorn jetzt gegen ihn richtete. Wenigstens geht es ihr gut , dachte William und versuchte, seine Aufmerksamkeit von ihr abzulenken.
Die beiden Jebeem hatten den Leibwächter jetzt entwaffnet. Gondrel Harath schien seinen Schrecken überwunden zu haben. Er schüttelte die Hand seiner Assistentin unwillig ab und sprang auf. Er trat auf den Leibwächter zu – William erinnerte sich, sein Name war Neman Karentar gewesen – und stellte sich direkt vor ihn. William verstand kaum, was gesagt wurde, es wurde schnell gesprochen und Wanda Ndogo versuchte nach wie vor, ihren Schrecken mit einer nicht enden wollenden Schimpftirade zu kompensieren. Für einen Moment bedauerte er, dass Meister Jaro offensichtlich noch nicht in der Lage war, sich auf das zu konzentrieren, was der Triumvir zu seinem Leibwächter – saß der doch näher am Zentrum des Geschehens.
Der Abt hatte die aufgeregte Wanda jetzt dazu bekommen, wieder zum Tisch zurückzukehren und sprach dort beruhigend auf sie ein, doch bei der temperamentvollen Frau schien das nicht zu helfen. Sie gestikulierte wild und überschüttete den Abt mit einem so heftigen Wortschwall, dass Kalpren Suresh ebenfalls aus seiner Schockstarre zu erwachen schien und sich bei seinem Versuch, die Botschafterin zu beschwichtigen, nur eine ebenso zornige Abfuhr einfing wie der Abt.
»Ich soll mich beruhigen? Wie könnte ich das? Hier ist soeben ein Anschlag passiert! Und wir können den Raum nicht verlassen! Es ist wahrscheinlich ein großes Glück, dass Gondrel Harath nicht getroffen wurde! Wie konnte das alles überhaupt geschehen? Wieso wurde Gondrel Harath nicht getroffen? Der Nadlerstrahl wurde keinen Meter von ihm entfernt abgefeuert!«
Unwillkürlich versuchte Meister William, eine Präsenz mit seinem Geist zu erfassen. Er spürte sie am Rand seines Bewusstseins … links vor ihm? »Turanor?« Er sah sich um, doch der Erdanaar war nicht zu sehen.
»Dort!«, rief Bruder Izanagi plötzlich und wies an William vorbei. Turanor stand noch dort, wo er beim Gespräch mit Meister William gestanden hatte und sah gelassen auf
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