Sternenfaust - 119 - Waffenstillstand
Schatten da im Rahmen stand.
*
Für einen Moment war Jasper Mitchell sprachlos.
Dass der Admiral um diese Uhrzeit nicht ganz aus dem Ei gepellt war, war zu erwarten gewesen. Aber dass eine rassige, dunkelhaarige Frau mit halb aufgelöster Frisur dicht hinter ihm stand – das sah ja ganz so aus, als habe er Taglieri bei … nun, einer angenehmen Freizeitbeschäftigung gestört! Und noch dazu bei einer mit einer so bildschönen Frau, die ihn jetzt mit einem Stirnrunzeln ansah, als sei sie böse über die Störung. Sie trug keine Star Corps-Uniform, sondern einen roten Overall, der ihr hervorragend zu Gesicht stand. Eine Zivilistin. So eine Frau hätte ich diesem Erzbürokraten gar nicht zugetraut. Was sie wohl an ihm findet?
Er zog die Augenbrauen hoch und musterte den Admiral. »Verzeihen Sie mein spätes Eindringen, Admiral. Aber ich hätte Sie gern einen Moment gesprochen.«
Taglieri starrte Mitchell für ein paar Sekunden sprachlos an. »Diese Bitte ist ebenso ungewöhnlich wie die Uhrzeit, Ratsvorsitzender! Zumal Sie ganz ohne Eskorte und ohne Voranmeldung hier hereinplatzen.« Taglieri trat beiseite und bedeutete Jasper Mitchell mit einer Geste, hereinzukommen. Mitchell nahm das Angebot mit einem kurzen Nicken an und überlegte, ob er die leise gemurmelte und bissige Bemerkung über wachhabende Offiziere, die offenbar noch nie etwas von militärischer Disziplin gehört hatte oder nicht.
Nein. Soll er ruhig wissen, dass ich das gehört habe! »Ich muss mich entschuldigen, Admiral. Aber ich dachte, wir beide sind über die Formalitäten hinaus.«
Taglieri nickte langsam und antwortete nicht. Jasper Mitchell erwiderte den Blick freimütig, dennoch war die Atmosphäre im Raum eindeutig angespannt und kühl. Nach ein paar Sekunden räusperte sich die Dame kurz und meinte zu Taglieri: »Ich werde mal sehen, was Harry so macht. Wir bleiben noch eine Weile angedockt, Admiral. Sie können mir Bescheid geben, wenn Sie wieder zu sprechen sind.«
Taglieri drehte sich zu ihr um und ließ Jasper Mitchell nach einem zornigen Blick einfach stehen. »Das werde ich tun, Sav.« Er zog sie ungeniert an sich und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen, den sie offenbar überrascht und ein wenig peinlich berührt erwiderte. Sie ließ es geschehen, machte sich aber verlegen beinahe sofort wieder frei und verschwand schnell aus dem Zimmer. Mitchell zog die Brauen hoch. Das hatte nicht gerade nach flüchtiger Begegnung ausgesehen.
Das Schott schloss sich zischend hinter ihr. Die beiden Männer waren allein.
Vince warf noch einen unverhohlen bedauernden Blick auf das geschlossene Schott und wandte sich dann wieder Mitchell zu.
»Wie ich höre, Vorsitzender, gefällt Ihnen nicht, was meine Offiziere in den Unterlagen von Far Horizon gefunden haben.«
Mitchell verschränkte die Arme vor der Brust. »Wie könnte es? Ihr Schiffsarzt – und wahrscheinlich auch Ihr Captain und Ihr Erster Offizier haben sich diese Unterlagen auf illegalem Wege beschafft.«
Taglieri lachte leise. »Und das, wo Sie doch glaubten, Sie haben diese drei auf Ihrer Seite. Das muss Sie ärgern, Jasper.«
Mitchell winkte ab. »Das Spiel haben Sie nicht unbedingt gewonnen, Vince. Mit den Daten können Sie nichts weiter erreichen.«
»Und wenn schon. Selbst die Andeutungen haben hinter den Kulissen ausgereicht, um mich eindeutig von jeder Schuld freizusprechen. Natürlich hätten wir diese Informationen nie öffentlich verwendet. Es war auch ohne diese Hinweise klar, dass der Befehl, die STARLIGHT nicht zu verfolgen, zu unrecht und auf falschen Informationen basierend erfolgte.«
Mitchell schwieg für einen Moment. »Wir haben hier wieder ein Patt, so wie es aussieht. Nun gut, ich will Ihnen gegenüber offen sein. Wir kennen uns zu lange und zu gut, um uns etwas vorzumachen, denke ich. Die GalAb und Far Horizon wollten ein Schiff unerkannt nach Transalpha schicken, was nach den Anschlägen der Basiru-Aluun beinahe unmöglich war, ohne von der Öffentlichkeit bemerkt zu werden. Das ist uns misslungen. Dank Ihnen!«
»Oh nein!«, unterbrach Taglieri zornig den Vorsitzenden des Hohen Rates der Solaren Welten. »Wenn Sie schon jemand anderem als den Umständen die Schuld geben wollen, dann bitte den Agenten, die Rudy Ritters und ihre Komplizen nicht in Schach halten konnten! Der Plan war bereits gescheitert, als die STARLIGHT aufbrach.«
Mitchell machte eine zornige Handbewegung. Er war ärgerlich, dass sein Plan nicht funktioniert hatte. Und dass
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