Sternenfaust - 127 - Tödlicher Angriff (2 of 4)
Prioritäten von den sekundären Systemen abziehen und auf die Ortung konzentrieren würden, ließe sich die Reichweite vielleicht um ein Drittel steigern. Das würde allerdings bedeuten, dass es keine Energie für die ungenutzten Bereiche geben wird und die Bordtemperatur geringfügig sinken würde. Sowohl die Beleuchtung als auch sämtliche medialen Einrichtungen würden ebenfalls nur mehr mit einer geschätzten Leistung von 34 Prozent laufen.«
Brenner nickte. »Alles, was uns tiefer in den Raum blicken lässt und unser Sehvermögen schärft, wird unternommen. Ich will kein Aber hören, kein Murren von der Mannschaft, wenn es um reine Fragen der Bequemlichkeit geht. Denkt immer daran: Ohne die STERNENFAUST würden ein paar von uns schon auf Wolke sieben schweben.«
»Aye, Sir«, kam es im Chor von den beiden Offizieren und Brenner lächelte zufrieden.
Je größer die Herausforderungen wurden, auf die man traf, umso mehr schweißte es das Team zusammen, hieß es. Und es stimmte. Die Mannschaft war auf eine Art miteinander verbunden, die manchmal fast schon an Telepathie grenzte.
Ein kurzes Vibrieren von Brenners Armbandkommunikator erinnerte ihn daran, dass es Zeit für einen Besuch in der Krankenstation war. Seit dem Zwischenfall mit den Golden SUN -Rebellen, die ihn durch den Entzug seiner Medikamente so sehr unter Kontrolle gehalten hatten, bestand er drauf, dass man ihm das Mittel für seine Stoffwechselkrankheit in regelmäßigen Abständen überdosierte. Nur für alle Fälle, denn er wollte sich nicht noch einmal von einem körperlichen Gebrechen wie dem Conn-Syndrom, unter dem er litt, abhängig machen und bei seiner Arbeit als Kommandant behindern lassen. Bei dem Conn-Syndrom handelte es sich um eine Stoffwechselstörung, die Kaliummangel nach sich ziehen konnte. Nur die regelmäßige Einnahme von Medikamenten bewahrte ihn vor muskulären Schwächen, Krämpfen und Herzrhythmusstörungen.
»Kuhn, Sie haben die Brücke. Ich will alle halbe Stunde einen Bericht. Jede kleinste Ortungsresonanz wird umgehend gemeldet. Und geben Sie Bescheid, wenn die weiteren Modulierungen der Systeme abgeschlossen wurden.«
Der Navigator blickte von seinen Monitoren auf. »Aye, Commodore. Der Kurs wird bereits berechnet. Sobald die Systeme in der neuen Konfiguration einsatzfähig sind, werde ich Sie informieren und die Mannschaft über die damit einhergehenden Einschränkungen aufklären.«
Brenner straffte sich, verschränkte die Hände erneut im Rücken, ließ den Blick noch einmal über seine Kommandobrücke schweifen, nickte vor sich hin und marschierte festen Schrittes auf die Sicherheitsschleuse der Brücke zu.
*
»Eine Überdosierung des Medikaments macht Sie weder resistent, noch kann man damit den Behandlungsrhythmus beliebig hinauszögern. So ein Wirkstoff lässt sich nicht einfach einlagern. Wenn Sie weiterhin so stur auf diese sinnlose Prozedur bestehen, wird sich Ihr Organismus in ein paar Wochen daran gewöhnt haben und zum Selbstschutz vor der andauernden systemischen Reizung seine Toleranzschwelle erhöhen. Dann bringt Ihnen dieses Spiel statt des erhofften Vorteils nur mehr eine noch größere Abhängigkeit, Commodore «, grummelte der Bordarzt mit einem kritischen Blick über die Arbeitsbrille.
Brenners Antwort beschränkte sich auf ein Zucken mit den Schultern. Er war kein großer Freund von Ärzten und ihren allzu weisen Ratschlägen. Der schlanke Mann im weißen Overall aus elastischer Kunstfaser mit seinem militärisch kurz geschorenen schwarzen Haar und den ausgedünnten Augenbrauen hinter den altmodischen Augengläsern war ihm doppelt zuwider. Keiner der Besuche auf der Station verging, ohne dass Brenner sich von ihm eine Predigt über das Wechselspiel von Medikation, Stoffwechsel und ärztlicher Nötigung durch Machtmissbrauch seines Status’ als Kommandant einfing.
»Betrachten Sie es doch mal wie eine klinische Studie. Führen Sie meinetwegen Buch über meine Werte und die Dosierung, aber solange kein echter medizinischer Grund dagegen spricht, dass ich mich dieser Behandlung unterziehe, erwarte ich Ihre Unterstützung.«
»Eine Überdosierung zögert die Erschöpfungserscheinungen und Kreislaufschwankungen nur hinaus, es kann Sie nicht heilen oder unbesiegbar machen.«
»Glauben Sie, das weiß ich nicht?« Brenner zuckte verärgert mit den Mundwinkeln und krempelte in stummer Aufforderung seinen Ärmel hoch.
Der Stationsarzt seufzte. Mit tadelndem Blick steckte er die Ampulle
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