Sternenfaust - 136 - Flammenschert (2 of 2)
die Verteidigung gegen die heftigen mentalen Hiebe des Artgenossen einiges an Konzentration abverlangten. Lass es, Zaruk. Du schadest dir nur selbst. Willst du dich umbringen?
Die Gesichtszüge Zaruks waren vor Schmerzen verzerrt. Eine klare Flüssigkeit – Alendei-Blut – floss ihm aus der Nase und den Ohren. Seit du für die Unseren die Entscheidungen triffst, Ältester, wissen die Alendei wieder, wie es ist, andere zu töten. Gibt dir das gar nicht zu denken?
Turanor schaute nur weiter mitleidsvoll auf den Ausgestoßenen hinab. Ich töte dich nicht, Zaruk. Das musst du schon selber tun.
Für einen Augenblick herrschte Stille zwischen den beiden äußerlich so gleichen, aber innerlich so verschiedenen Gegnern.
ICH WERDE VERSUCHEN, DICH ZU VERNICHTEN! , begehrte Zaruk abermals auf. UND SOLLTE ICH DABEI STERBEN – DANN SEI ES SO.
Eine gewaltige Welle negativer, todbringender Empfindungen brach aus ihm heraus und schwappte über Turanor. Der Älteste wurde buchstäblich von den Füßen gefegt. Es war, als lege sich eine gewaltige Faust um seinen Körper und drückte unerbittlich zu. Turanor hielt dagegen und stemmte sich gegen die Gewalt, die der Geist eines Anderen ihm antun wollte. Fast waren seine Kräfte aufgebraucht, und er spürte schon, wie er den Widerstand fallen lassen musste.
Dann war es vorbei.
Turanor spürte, wie die geistige Substanz, die einst den Alendei Zaruk ausgemacht hatte, sich auflöste und im Nirgendwo verschwand. Gleichzeitig bemerkte er, wie sich ein paar letzte Gedanken aus dem sterbenden Bewusstsein herauswanden und auf ihn einprasselten. Es waren Gedanken aus dem Leben des Exilanten, der zuletzt offenbar beim Renegaten Yonar und dessen Rat der Wahrung Aufnahme gefunden hatte. Und es waren Gedanken über das, was er seit seinem Ausschluss aus der Gemeinschaft erlebt und was er noch für die kommenden Zeiten geplant hatte.
Dieses Wissen Zaruks ging im Moment seines Todes auf Turanor über. Und dieser erkannte voller Schrecken das gesamte Ausmaß dessen, was der Abtrünnige vorgehabt und zum Teil auch schon umgesetzt hatte.
Der Älteste der Alendei stand erschöpft auf. Zaruks Leichnam lag wie von Krämpfen geschüttelt verkrümmt auf der Seite. Vielleicht ist es besser so , dachte Turanor, wohl wissend, dass dies ein sehr bitteres Eingeständnis für einen Alendei war. Aber was geschehen war, war geschehen. Jetzt musste er zurück zum Schiff und Bericht erstatten.
Der J’ebeem hatte eine Antwort auf seine Fragen verdient.
*
Turanor war noch nicht lange fort, und plötzlich stand er wieder auf der Brücke.
Harath hätte bei seinem Anblick beinahe laut aufgeschrien. An das plötzliche und lautlose Erscheinen der Erdanaar würde er sich wohl nie gewöhnen. Turanor sah aus, als sei er in der kurzen Zeit seiner Abwesenheit um Jahre gealtert. Seine Haltung hatte nichts mehr von der stillen Erhabenheit, die er zuvor ausgestrahlt hatte. Seine Augen lugten unterlaufen und müde aus ihren Höhlen hervor.
Jetzt hatte auch Frida Turanor entdeckt. Voller Bestürzung eilte sie auf ihn zu und stützte den Mann, als er wackelig ein paar Schritte auf den Sessel zu machte, auf dem er schon auf dem Hinflug gesessen hatte.
»Er … er ist verletzt«, keuchte Frida. »Innerlich. Seine Stimme in meinem Kopf ist sehr leise. Aber er sagt, er habe einen Kampf hinter sich, der ihn sehr erschöpft hat. Seine Schwäche ist nicht tödlich. Er muss sich erholen, und das wird er auch können. Aber vorher muss er mit uns sprechen.«
Triumvir Gondrel Harath kniete sich vor den Erdanaar. »Hast du den Deinen ausfindig machen können? Wer war es, und warum bedroht er die Herrscher meines Volkes?«
Turanor lächelte mild und atmete schwer. Dann sah er zu der Christophorer-Schwester herüber und ergriff ihre Hand. Frida ließ es mit sich geschehen. »Ich verstehe ihn jetzt wieder besser, deutlicher«, berichtete sie. Sie hatte die Augen geschlossen und konzentrierte sich voll auf das, was der Erdanaar ihnen mitteilen wollte.
»Ich lasse Turanor jetzt direkt durch mich sprechen, Gondrel. Das, was er uns mitzuteilen hat, ist zu wichtig.« Frida atmete einmal tief ein und aus. Ihre Stimme veränderte sich leicht. »Ich habe Zaruk getroffen, einen Abtrünnigen aus meinem Volk, der vor einiger Zeit in die Verbannung geschickt wurde. Er folgte dem Weg, den die Basiru-Aluun, wie ihr sie nennt, uns wiesen – als Feinde der Menschen und Bewahrer der Geheimnisse der Erhabenen.
Es kam zur Spaltung unseres
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