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Sternenfaust - 138 - Tyrannenmord auf Kridania

Sternenfaust - 138 - Tyrannenmord auf Kridania

Titel: Sternenfaust - 138 - Tyrannenmord auf Kridania Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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Exilgruppe von der Hauptstadt Matlanor aus zu unterstützen. Sie organisierte heimlich Lebensmitteltransporte zu einem alten Kloster im Gebirge am Fuße des Kamms des Hamask-Kir.
    »Warum verschwindest du nicht einfach nach Zert-ak?«
    Er wollte sie nicht hier haben. Er wollte überhaupt keinen Zeugen für seine Schwäche. Seine Augen waren blind. Beide. Er war ein Krüppel, dem die Priester den Gnadendolch verweigert hatten. Was würde auf ihn zukommen? Ein langes, ehrloses Leiden?
    »Bitte, Sun-Tarin, es geht um den Raisa …«
    Sun-Tarins Krallen umklammerten das weiche Hama-Tuch, das die Heilerinnen über ihn gezogen hatten. Er hatte Lera-Taris vor seiner Einberufung auch deshalb nicht zur Rechenschaft gezogen, weil er einen furchtbaren Verdacht hatte. Einen Verdacht, den er hatte teilen müssen, um nicht an ihm zu ersticken.
    Damals – die wenigen Wochen erschienen ihm wie eine Ewigkeit – hatte er seine Schwester unter dem Schwur der Verschwiegenheit von seinen Zweifeln erzählt. Das bereute er inzwischen.
    »Was hast du getan, Lera-Taris?«
    Er hörte, wie ihre Schnabelhälften verlegen aneinander kratzten. Ihr Krächzen war kaum mehr zu hören: »Ich … ich habe mit Satren-Nor Kontakt aufgenommen und …«
    Sun-Tarin schnellte aus der Werak-Schale. Heiliger Sand spritzte mit einem leisen Prasseln auf den Boden. Trotz des Dergan-Öls spürte er bei der schnellen Bewegung einen heftigen Schmerz. Er wusste – anhand ihrer Stimme – wo seine Schwester stand. Seine Handklaue wies anklagend in ihre Richtung.
    »Du hast einen Schwur geleistet!«
    Er hatte nicht übel Lust, seine Schwester zu würgen. Schon in ihrer Raman-Zeit, als sie noch Schlüpflinge gewesen waren, hatte es keiner so verstanden, ihn zu reizen wie Lera-Taris. Sein ausgestreckter Arm zitterte vor Anstrengung und Wut. Die plötzliche Bewegung hatte viel Kraft gekostet. Er spürte, wie seine Knie nach hinten nachgaben.
    Er stolperte zurück – der Schmerz in seinem Schädel war zu einer irrsinnigen Tortur angewachsen – und landete unsanft mit den nach hinten eingeknickten Knien in der Sandschale.
    »Du … äh … bist übrigens nackt …«, erklang die Stimme seiner Schwester aus einem sicheren Abstand.
    Sun-Tarin griff mechanisch nach der Hama-Decke, um seine Blöße zu verbergen.
    »Lera-Taris, ich will, dass du verschwindest. Du hast einen Eid gebrochen und das, was du tust, ist gefährlich und unehrenhaft. Verlass den Planeten und …«
    »Es ist ein Alendei-Parasit.«
    Sun-Tarin sank in der Schale zurück. Er wünschte, er hätte ihre Worte nicht gehört.
    Ein Alendei-Parasit.
    Die Aussage kreiste in seinen Gedanken wie ein wirbelndes Messer. Ein Parasit des Volkes, das schon einmal versucht hatte, einen Krieg zwischen den Kridan und den Menschen zu provozieren.
    Nein, das durfte nicht sein.
    Eine lange Zeit schwiegen sie. Sun-Tarin hörte, wie Lera-Taris zögernd näher kam. Sie nahm sich einen Stuhl – er hörte das Holz über den Steinboden knirschen – und griff nach seiner Klaue.
    »Ich weiß, du bist wütend auf mich. Ich weiß, du bist verletzt und hast Furcht, du könntest zum Kriegskrüppel werden, unbrauchbar für die Gesellschaft. Aber ich weiß auch, wer du bist: mein Gelegebruder Sun-Tarin, der niemals aufgibt. Der immer für die Gerechtigkeit und Gott kämpft. Auch dann, wenn alle sagen, er handele falsch.«
    Sun-Tarin war erschrocken darüber, wie viel ihm ihre verständnisvollen Worte bedeuteten. In seiner Familie hatte er lange Zeit als Sünder gegolten, weil er seinen Onkel Feran-San hatte umbringen müssen, als dieser Satren-Nor entführt hatte. { * }
    »Sind wir hier abhörsicher?«
    »Ich habe alles absichern lassen. Kassil-Nur ist auf unserer Seite. Er hat den Raum überprüft.«
    » Unserer Seite?«, krächzte Sun-Tarin. »Was soll das heißen?«
    Hatte Kassil-Nur, der Oberste des Geheimdienstes, sich gegen den Raisa verschworen? Und wen hatte seine Schwester noch alles eingeweiht? Wusste sie überhaupt, was auf dem Spiel stand? Wenn der Raisa erfuhr, was sie tat, würde er sie hinrichten lassen.
    »Wir müssen den Raisa aufhalten. Dieser Krieg hätte nicht begonnen werden dürfen.«
    »Dieser Krieg ist ausgebrochen. Das ist eine Tatsache. Nichts kann das rückgängig machen.«
    »Aber du kannst es aufhalten!«
    »Und wie stellst du dir das vor? Meinst du, der Raisa hört auf mich?«
    Was hatte sie vor? Den Raisa zu töten? Nein. Das konnte er nicht. Auf gar keinen Fall. Zu gut erinnerte er sich an den Schwur,

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