Sternenfaust - 163 - Turanors Entscheidung
Einflussbereich der Alendei. Genauer gesagt: Wir haben jetzt bereits mehrmals das Auftauchen von über fünfhundert Schiffen im HD-Raum beobachten können. Die Verweildauer dieser Flotte liegt im Mittel bei zwei Stunden. Die in die HD-Sonden integrierte ApproxiMod legt nahe, dass es sich um Sichelraumer handelt.«
»Also Alendei-Schiffe …«
»Richtig, Ma’am.«
Alex Bidlo blickte nachdenklich durch das längliche, an den Ecken abgerundete Fenster ihres Arbeitsraums. In dreihundert Kilometern Entfernung war der wolkenverhangene Nordpol von Karalon III zu sehen.
»Gibt es ein Muster bei den Bewegungen dieser Schiffe?«
»Das gibt es, Admiral. Korreliert man die HD-Ein- und Austrittspunkte mit den Gegebenheiten im Einsteinraum, lässt sich mit annährender Sicherheit sagen, dass sich die Flotte von Sonnensystem zu Sonnensystem fortbewegt. Die Systeme selbst sind uns unbekannt, in einem Fall jedoch wissen wir, dass es sich um eine Kolonialwelt der Alendei handelt.«
»Ihre Interpretation, Commander?«
»Unser Stab ist sich ziemlich sicher, dass es sich nur um Yonar und seinen ominösen Rat der Wahrung handeln kann. Von Turanor wissen wir, dass Yonar schon vor längerer Zeit mindestens drei Systeme unter seine Kontrolle gebracht hat – Koolau, Goshaar und Boraan. Da bislang nichts darauf hindeutet, dass die Spaltung bei den Alendei überwunden wurde, ist anzunehmen, dass der Rat der Wahrung weiterhin eifrig dabei ist, seinen Einflussbereich zu vergrößern.«
»Das klingt plausibel. Ich danke Ihnen, Commander. Sie dürfen gehen.«
»Danke, Ma’am!«
Commander Slaer erhob sich, nahm Haltung an, grüßte und verließ dann den Raum.
Alex ließ sich die neuen Informationen durch den Kopf gehen. Letztlich waren dies alles Spekulationen, auch wenn die Hypothese Commander Slaers sehr viel für sich hatte. Turanor hätte sicher zu den Vorgängen dort »unten« einiges mitteilen können, doch der Älteste der Alendei war seit siebeneinhalb Monaten von der Bildfläche verschwunden. Die einzige Möglichkeit, das Alendei-Oberhaupt zu kontaktieren, bestand in den telepathischen Fähigkeiten von Izanagi Narada, einem ehemaligen Mönch der Christophorer. Doch die STERNENFAUST befand sich zurzeit in Cisalpha, und Alex zweifelte daran, dass Mister Narada den Kontakt über eine Distanz von 50.000 Lichtjahren würde aufbauen können.
Alex wollte Klarheit über die Vorgänge bei den Alendei haben. Schließlich war sie die Verantwortliche für Transalpha, und wenn sich hier ganze Flotten bewegten, war es sogar ihre Pflicht, den Dingen auf den Grund zu gehen.
Kurzerhand ließ sie sich per HD-Funk mit dem Star-Corps-Hauptquartier in Cisalpha verbinden und bekam wenige Sekunden später Admiralin Suzanne Gernet auf den 3-D-Monitor.
»Ich grüße Sie, Admiral Gernet. Eine rasche Frage vorweg: Mister Narada ist der STERNENFAUST nach wie vor als Berater zugeteilt?«
»So ist es, Admiral Bidlo.«
»Sehr gut. Befindet sich der Star Cruiser zurzeit auf einer Mission oder wäre er für mich verfügbar?«
»Keine Mission, Admiral. Die STERNENFAUST wurde in der Vesta-Werft repariert { * } und befindet sich seit zwei Tagen im Orbit um Ganymed. Worum geht es?«
»Um unsere guten, alten Freunde – die Alendei …«
*
Das kleine Landhaus gehörte Kangaaras Familie. Diese hatte Inyaan bereits vor anderthalb Monden in Richtung Helemaii’nu verlassen. Nicht nur Kangaaras Angehörige hatten in jüngster Zeit der Kolonie den Rücken gekehrt. Viele Einwohner des Planeten fürchteten Yonar und waren nicht bereit, sich dem Rat der Wahrung zu unterwerfen. Daran, dass Yonar früher oder später über Inyaan auftauchen würde, hatte kaum jemand gezweifelt.
Aus weiter Ferne hörte Turanor das Rumpeln der Detonationen, die immer noch die Hauptstadt Inyaatar erschüttern. Er konnte nicht fassen, was Yonar da tat. Solange die Seinen zurückdenken konnten, war ihnen das Leben als solches heilig gewesen. Die bewusste Tötung intelligenter Wesen zog eine zeitweise Isolierung des Täters als Strafe nach sich. Und nichts war schlimmer für einen Alendei, als von den Seinen separiert zu sein. Doch dies war noch nicht alles: Die ethisch-moralischen Grundsätze hatten sich mit den Jahrtausenden als genetische Information in die Spezies der Alendei eingeschrieben. Somit setzte sich jeder Angehörige dieses Volkes, der zum Mörder wurde, schweren Gewissenskonflikten aus, die ihn am Ende oftmals zerrieben.
Turanor war sehr wohl bewusst, welch
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