Sternenfaust - 180 - Wer ist Nummer Eins¿
Sie wirklich gedacht, hier einfach hereinspazieren zu können?« Nummer Zwei lachte rau. »Mir scheint, ich habe Sie bisher überschätzt. Aber vielleicht kann Sie ja Nummer Eins zur Vernunft bringen.«
»Heißt das, ich lerne Sie nun endlich kennen, die geheimnisvolle Nummer Eins?«, spottete Ash.
Nummer Zwei nickte. »Nummer Eins wird entscheiden, was mit Ihnen beiden geschehen wird.«
*
Das Büro von Nummer Eins schlicht »Büro« zu nennen, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts gewesen. Nicht, dass der Raum von seiner Größe her jenen von Richard J. Leslie in der Kuppel von Clach-Kylee übertroffen hätte, nein, das war es nicht. Auch das schwarze Artefakt, das in der Mitte des kuppelförmigen Raumes stand, war nicht größer, und auch der Kristall, der in knapp zwei Metern Höhe in den Marmor eingelassen war, glänzte nicht heller.
Aber die übrige Einrichtung des Raumes ließ ihn als etwas Besonderes erscheinen. Von den unzähligen sechseckigen Display-Waben, die die Wände bedeckten, sahen zwei übereinander liegende Reihen wie ein Band aus Glasfernstern von eineinhalb Metern Höhe aus, die eine Rundumsicht über die Umgebung boten. Es sah so täuschend echt aus, dass Ash sich fragte, über welche 3D-Technik die Klone verfügten. Er konnte Quadratkilometer von Fabrikhallen erkennen, in denen jene Kriegsmaschinerie entstand, deren Einsatz gegen die Basiru-Aluun er miterlebt hatte.
Auf der anderen Seite des Raumes standen Glasvitrinen, in denen unterschiedlich große Gegenstände ausgestellt waren. Eine Vitrine enthielt Waffen der verschiedensten Spezies: Da lag ein Handstrahler von der Erde neben einem Monoklingenschwert der Morax und dem verzierten Kurison eines Kridan. In einer anderen waren Creditsticks ausgestellt, in allen Farben und Größen, von Genetics, von Sharaan … Wer sammelte so etwas? Und vor allem, wozu?
Hinter dem Schreibtisch von Nummer Eins, dessen oberste Platte aus der Hüllenpanzerung eines Raumschiffes stammte, und auf der noch ein Bogen und mit viel Fantasie ein »L« zu erkennen waren, saß eine Gestalt in einem Ledersessel. Nur der Ellenbogen, der auf der Armlehne ruhte, war zu sehen.
Dahinter hing, eingerahmt von Bildschirmen, ein mehrere Quadratmeter großes Gemälde im Stil der Alten Meister, das einen flammenden Stern zeigte, dessen Protuberanzen weit in den Weltraum hinaus leckten, wo zwei Raumschiffe schwebten. Eines davon war kugelförmig, mit Spitzen an zwei Polen. Das andere war eindeutig ein Leichter Kreuzer der Scout-Klasse.
Van Deyk stieß Ash an und deutete auf das Gemälde, aber er kam nicht mehr dazu, etwas zu sagen, denn in diesem Moment drehte sich die Person im Sessel um.
Ash erstarrte.
Jetzt verstand er gar nichts mehr.
»Was soll das?«, schrie van Deyk.
Der Morax, der direkt hinter ihm stand, schlug van Deyk mit dem Griff seiner Strahlwaffe in die Seite. Der kräftige Offizier sackte zusammen, aber zwei weitere Morax zerrten ihn wieder auf die Beine, sodass gerade noch die Spitzen seiner Schuhe den Boden berührten.
Jetzt war Ash auch klar, dass es sich bei dem zweiten Raumschiff auf dem Gemälde um die PLUTO handelte, van Deyks Schiff, mit dem er hier auf diesem Planeten notgelandet war.
Nummer Eins schüttelte tadelnd den Kopf. Er bediente ein Touchpanel, das in der Lehne seines Sessels eingelassen war. Die Projektionswaben wurden bis auf eine Fläche von sieben mal sieben Panels dunkel, die zu einem einzigen Bildschirm zusammengeschaltet wurden und einen Raum zeigten, der Ash zumindest zum Teil bekannt vorkam.
Zwei metallisch graue, runde Sockel stellten die zentrale Einrichtung der Kuppeln dar – die Klonanlage.
»Mit mir hat alles begonnen«, sagte Nummer Eins. »Mein Original hat sich damals im Untergrund der Ruinen von Clach-Kylee kopiert, weil er in einer Notlage war, aus der ihn nur ein weiterer Offizier für den Start der PLUTO befreien konnte. Was er nicht ahnte: Durch diesen Vorgang wurde das HIVE-Bewusstsein aktiviert. Ich wurde später erneut erschaffen, und ich wurde folglich die Nummer Eins.«
Die Anzeige wechselte und zeigte, wie ein Trupp von Star Corps-Offizieren an der Klonanlage vorbei marschierte. Den Uniformen nach mussten die Aufnahmen von vor dem zweiten Kridankrieg stammen.
»Der Klon auf der PLUTO starb, doch ich konnte zusammen mit dem HIVE diesen Planeten neu gestalten. Ich begann, weitere Kopien zu erstellen. Zunächst viele Besatzungsmitglieder der PLUTO, die unbemerkt von den Anlagen gescannt worden
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