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Sternenfaust - HC01 - Die erste Mission

Sternenfaust - HC01 - Die erste Mission

Titel: Sternenfaust - HC01 - Die erste Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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das steinhart gefrorene und zu bizarren Formen vor Äonen erstarrte Eis bohrten, um dann urplötzlich an die Oberfläche zu stoßen, wenn sie glaubten, dass sich dort gerade etwas befand, was ihre Verdauungsorgane zu verarbeiten vermochten.
    Du hattest einen Namen, und wenn es auch ein Frevel sein mag, deinen alten weiterhin zu benutzen und von dir selbst als Flussbezwinger zu sprechen, so kann es doch kein Unrecht sein, wenn du dir selbst einen Namen machst.
    Klar und eindeutig stand dieser Gedanke im Bewusstsein des Whuuorr.
    Das erschreckte ihn im ersten Moment, denn bislang hatte er es sich strikt verboten, über diese Möglichkeit auch nur nachzudenken.
    Wenn du die Gesetze der Vulkangötter brichst, wirst du alles verlieren, was deine Seele ausmacht! , so erinnerte sich der Whuuorr an den Text einer Überlieferung, die unter seinem Volk von Generation zu Generation weitergegeben worden war.
    Dein Selbst wird verschwinden, denn ohne die Gemeinschaft bist du nichts als ein namenloser, zum Untergang verurteilter Schatten! , so ging der Text weiter, den der Schamane seines Stammes immer und immer wieder rezitiert hatte. So oft, dass der Whuuorr jedes Wort davon nicht nur auswendig kannte, sondern tatsächlich verinnerlicht hatte.
    Das zottelige Wesen hob drei Fäuste, während es den Riesenflosser-Grätenspeer lediglich mit der zarten Hand auf die linke Seite nahm.
    Drei Fäuste richtete das Wesen gen Himmel und stieß einen tiefen, grollenden Laut aus, der sich mit dem Donner vermischte, der jetzt aus den schmutzig braunen Wolkengebilden hervordrang und beinahe wie eine Antwort auf sein Ansinnen wirkte. Ein Ansinnen, das jeder Whuuorr-Schamane als Blasphemie empfinden musste.
    »So hört denn, ihr Götter!«, schrie das Wesen in einer Sprache, die vor allem aus dunklen, grollenden Kehllauten zu bestehen schien, die abwechselnd ein- und zweistimmig aus den beiden Schlünden des Whuuorr hervorgebracht wurden. »Hört, was euch derjenige zu sagen hat, den sein Stamm und seine Sippe einst den Flussbezwinger, Sohn des Flussbezwingers und Sohnessohn eines weiteren Flussbezwingers nannte! Obwohl mir bitteres Unrecht geschah, werde ich die Gerechtigkeit der Götter akzeptieren. Wer weiß schon, wozu sie gut sein mag! So werde ich auch den Namen, den mein Stamm mir einst gab und den ich mir durch Taten verdiente, wie es unser Brauch ist, nicht länger tragen. Denn den Zorn der Götter will ich nicht erregen – aber ein namenloser Schatten will ich auch nicht sein!«
    Ein Augenblick des Schweigens folgte. Einige Höhensegler kreisten über der Uferzone des Meeres. Ihre schrillen Laute waren unüberhörbar. Sie essen das, was für dich namenlosen Narren bestimmt ist! , wurde es dem Whuuorr klar.
    »Nennt mich den Alleinigen !«, rief der Whuuorr und reckte wütend den Riesenflosser-Grätenspeer empor. »Nennt mich von nun an den Alleinigen , denn allein auf mich gestellt bin ich, weil mein Stamm mich verflucht hat!«
    Sich selbst einen Namen geben …
    Warum nicht?
    Eigentlich war es das Vorrecht des Schamanen, dies zu tun. Aber wenn er allein auf sich gestellt überleben wollte, musste er sein eigener Schamane und sein eigener Jagdgefährte sein. Ein Schauder erfasste ihn. Was konnte er fürchten? Den Zorn des Großen Wolkenspeiers ?
    Vielleicht.
    Worauf wartest du? Auf eine Antwort der Götter? Aber sie schweigen. Wie aber ist ihr Schweigen zu bewerten? Als stillschweigende Zustimmung? Als ein Gewähren lassen? Oder als Ausdrucks des Zorns … Nein, es ist vielleicht eher Verachtung, was da zum Ausdruck kommt. Du bist eine Antwort nicht wert. Nicht einmal eines Blitzes, der dich erschlägt, hielten der Große Wolkenspeier und seine Götterkameraden dich für würdig. Aber warum solltest du sie nicht auf die Probe stellen? Warum nicht die Götter versuchen, auch wenn es die Überlieferung verbietet? Du kannst nichts mehr verlieren. Alles, was du zu gewinnen vermagst, ist eine Erlösung von der Qual – jener speziellen Art der Qual, die eigens für dich, der du dich jetzt den Alleinigen nennst, geschaffen wurde.
    Der Alleinige wandte sich gen Osten, wo der Blaue Riese aufging. Er würde zwei Drittel des Himmels ausfüllen und für Licht sorgen. Gleichzeitig ging im Westen der Rote Riese unter. Dunkelheit gab es auf dieser Welt nicht. Allenfalls eine kurze Phase der Dämmerung, in der dann die Monde und ein paar Sterne zu sehen waren, bevor deren Licht von einem der beiden Riesen überstrahlt wurde.
    Gegen das Licht des

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